„Schreckliche Idee“Hinrichtung mit Giftspritze ging schief – jetzt fordert er umstrittene Methode

Ein undatiertes Foto von Kenneth Eugene Smith, der 1988 zum Tode verurteilt wurde.

Ein undatiertes Foto von Kenneth Eugene Smith, der schon im Jahr 1988 zum Tode verurteilt wurde.

Kenneth Eugene Smith ist vor vielen Jahren zum Tode verurteilt worden – die geplante Hinrichtung ging allerdings komplett schief. Jetzt will der Straftäter durch eine höchst umstrittene Methode sterben.

von Gianluca Reucher (gr)

Eine Hinrichtung überlebt? Was merkwürdig klingt, ist Kenneth Eugene Smith im November 2022 genauso passiert. Denn der verurteilte Mörder sollte eigentlich durch eine Giftspritze in den USA sterben. Das Verfahren ging allerdings gehörig schief.

Der US-Staat Alabama gehört auch heute noch zu jenen Staaten, die Hinrichtungen durchführen lassen. Kenneth Eugene Smith wurde dort schon in den 1980er Jahren zum Tode verurteilt: Er soll zusammen mit einem weiteren Mann von einem Pastor angeheuert worden sein, um dessen Frau zu töten, wie die „New York Post“ berichtet. Vor fast einem Jahr wäre es dann so weit gewesen mit der Vollstreckung des Urteils. Eigentlich.

Kenneth Eugene Smith überlebt Hinrichtung: „Stundenlang gefoltert“

Tatsächlich scheiterte die Hinrichtung, da die Angestellten des Alabama Department of Corrections keinen intravenösen Zugang für die tödlichen Injektions-Medikamente legen konnten, bevor der staatliche Hinrichtungsbefehl um Mitternacht ablief. Es war nicht das erste Mal, dass das Verfahren schiefging.

Es soll sogar bereits die dritte gescheiterte Hinrichtung in Folge gewesen sein. Auch bei zwei weiteren Häftlingen gelang es nicht, einen Zugang für die Giftspritze zu legen. Gouverneur Kay Ivey forderte daher eine Prüfung des Verfahrens, das im Februar 2023 wieder aufgenommen und bereits im Juli bei einem verurteilten Mann erfolgreich durchgeführt wurde. Und Kenneth Eugene Smith?

Der weigert sich jetzt gegen die Giftspritze und klagte. Vor Gericht soll er angegeben haben, vier Stunden auf einer Trage gelegen und mit Nadeln gestochen worden zu sein. Seine Anwälte warfen den Behörden vor, Smith „bei dem Hinrichtungsversuch stundenlang gefoltert und ihn den schweren psychischen Qualen einer Scheinhinrichtung ausgesetzt“ zu haben. Der Straftäter wünscht sich eine andere Methode, die nun aber wiederum für reichlich Wirbel sorgt.

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Smith möchte durch Stickstoffhypoxie hingerichtet werden. Eine Methode, die 2018 zwar wegen Mangels an den für eine Giftspritze notwendigen Medikamenten in mehreren Bundesstaaten zugelassen wurde, bislang aber noch nie zum Einsatz kam. Dennoch bewilligte der Supreme Court den Wunsch des Verurteilten, für den es nun einen neuen Hinrichtungs-Termin geben soll.

Diese 64 Staaten vollziehen heute noch die Todesstrafe (Stand: Mai 2023):

  • Afghanistan
  • Ägypten
  • Antigua und Barbuda
  • Äquatorialguinea
  • Äthiopien
  • Bahamas
  • Bahrain
  • Bangladesch
  • Barbados
  • Belarus
  • Belize
  • Brasilien (für außergewöhnliche Straftaten wie Kriegsverbrechen)
  • Burkina Faso (für außergewöhnliche Straftaten wie Kriegsverbrechen)
  • Chile (für außergewöhnliche Straftaten wie Kriegsverbrechen)
  • China (Volksrepublik)
  • Dominica
  • El Salvador (für außergewöhnliche Straftaten wie Kriegsverbrechen)
  • Gambia
  • Guatemala (für außergewöhnliche Straftaten wie Kriegsverbrechen)
  • Guyana
  • Indien
  • Indonesien
  • Irak
  • Iran
  • Israel (für außergewöhnliche Straftaten wie Kriegsverbrechen)
  • Jamaika
  • Japan
  • Jemen
  • Jordanien
  • Katar
  • Komoren
  • Kongo (Demokr. Republik)
  • Kuba
  • Kuwait
  • Lesotho
  • Libanon
  • Libyen
  • Malaysia
  • Myanmar
  • Nigeria
  • Nordkorea
  • Pakistan
  • Palästina 
  • Peru (für außergewöhnliche Straftaten wie Kriegsverbrechen)
  • Saudi-Arabien
  • Simbabwe
  • Singapur
  • Somalia
  • St. Kitts und Nevis
  • St. Lucia
  • St. Vincent und die Grenadinen
  • Sudan
  • Südsudan
  • Syrien
  • Taiwan (Republik China)
  • Thailand
  • Trinidad und Tobago
  • Uganda
  • Vereinigte Staaten von Amerika
  • Vietnam

Bei der Stickstoffhypoxie atmet die Person Stickstoff statt Sauerstoff ein. Die hohe Konzentration führt nach wenigen Atemzügen zur Bewusstlosigkeit, der Tod folgt durch Sauerstoffmangel. Befürworter argumentieren, dass das Verfahren schmerzlos sei. Die Equal Justice Initiative, eine juristische Interessengruppe, kritisierte hingegen, „das Experimentieren mit einer nie zuvor verwendeten Methode ist eine schreckliche Idee“.

Generalstaatsanwalt Marshall teilte derweil mit: „Es ist eine Farce, dass Kenneth Smith fast 35 Jahre lang seiner Todesstrafe entgehen konnte, nachdem er für den abscheulichen Auftragsmord an einer unschuldigen Frau (...) verurteilt wurde.“ Der neue Hinrichtungstermin steht bislang noch nicht fest. (gr)