Chaos an deutschem FlughafenPolizei mit dringender Forderung an Reisende – „nichts schönzureden“

Nach wie vor stapeln sich Hunderte Koffer, Taschen und Kinderwagen in der Gepäckausgabe des Hamburger Airports und finden erst nach Tagen ihre Besitzerinnen und Besitzer.

Nach wie vor stapeln sich Hunderte Koffer, Taschen und Kinderwagen in der Gepäckausgabe des Hamburger Airports und finden erst nach Tagen ihre Besitzerinnen und Besitzer. Das Foto wurde am 23. Juni 2022 aufgenommen.

Am Hamburger Flughafen herrscht, wie zurzeit auch an anderen deutschen und europäischen Airports, absolutes Chaos. Flughafen und Bundespolizei wenden sich nun mit einer dringenden Bitte an Reisende.

In Deutschland und Europa herrscht Chaos an den Flughäfen. In Hamburg werden Reisende nun aufgefordert, mitzuhelfen. Denn schuld an der schwierigen Lage am Airport sind teilweise auch die Urlauberinnen und Urlauber.  

Der Flughafen Hamburg und die Bundespolizei haben Reisende angesichts der Personalprobleme im Luftverkehr auf lange Wartezeiten eingeschworen und darum gebeten, mitzuhelfen, um die Situation nicht noch kritischer zu machen.

„Die Lage ist sehr angespannt“, es gebe dabei auch „nichts schönzureden“, sagte Flughafenchef Michael Eggenschwiler am Donnerstag (30. Juni 2022). Der Luftverkehr komme derzeit in ganz Europa fast täglich an seine Grenzen.

Flughafen Hamburg: Reisende sollen sich gut vorbereiten

In Hamburg und Schleswig-Holstein beginnen in der kommenden Woche die Sommerferien. Passagiere müssten sich „auf gewisse Wartezeiten“ einstellen, sagte Eggenschwiler, forderte die Reisenden aber auch zu einer guten Vorbereitung auf.

Er empfehle, zweieinhalb Stunden vor Abflug auf dem Flughafen zu sein, oder auch „einen Tick früher“, besonders für Flüge zu den Spitzenzeiten um die Mittagszeit sowie zwischen 16 und 18 Uhr.


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Gepäck sollte frühzeitig aufgegeben werden. Die Kontrollen öffneten nun noch früher, nämlich um 3.30 Uhr morgens. Außerdem verwies der Flughafenchef auf den Online-Checkin.

Hamburger Flughafen: Probleme mit Passagieren – „verlernt zu fliegen“

Der Vizepräsident Bundespolizeidirektion Hannover, Michael Schuol, sagte, viele Menschen hätten „verlernt zu fliegen“ und appellierte an die Reisenden, vor allem ihr Handgepäck schon vorher auf verbotene Gegenstände und die vorgegebenen Mengen für Flüssigkeit zu prüfen. Es sei zudem „nicht hilfreich“, wegen hoher Gepäckgebühren mehrere Handgepäckstücke mitzunehmen, dann dauere alles noch länger.

Schuol dämpfte Erwartungen an eine kurzfristige Entspannung der Lage durch ausländische Kräfte – das gehe „nicht ganz so schnell, wie man das aus den Medien entnehmen kann“. Am Mittwoch hatte die Regierung zugesagt, ausländischen Hilfskräften die Einreise erleichtern und „gegebenenfalls“ auch mehr Bundespolizei einsetzen zu wollen.

Fluggesellschaften und Flughäfen macht vor allem Personalmangel zu schaffen. Flüge werden gestrichen, auf den Flughäfen kommt es zu langen Warteschlangen. In der Corona-Pandemie waren viele Stellen gestrichen worden, dazu kommen aktuell viele Corona-Erkrankungen. Einer Studie zufolge fehlen derzeit an deutschen Flughäfen rund 7200 Fachkräfte.

Flughafen-Chaos: Unternehmen wegen Corona ausgebremst

Der Hauptgeschäftsführer Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), Matthias von Randow, verwies auch auf die Umstände der Corona-Pandemie. Die Planungen für Flugangebot und Personal für diesen Sommer seien im September erfolgt – geprägt von guten Erfahrungen mit dem Reiseverkehr im vergangenen Sommer.

Dann seien die Inzidenzen im November und Dezember wegen der Omikron-Variante und Reisewarnungen „massiv in die Höhe gerauscht“ und die Unternehmen mussten „massiv auf die Bremse treten“.

Im April und Mai dieses Jahres stieg die Nachfrage dann wieder sprunghaft an – die Personalanpassung könne aber nicht so schnell erfolgen, sagte von Randow. Zudem gebe es auf dem deutschen Arbeitsmarkt nahezu Vollbeschäftigung. Hinzu kämen Engpässe im Luftraum, unter anderem wegen des Ukraine-Kriegs. Daher mussten zunächst geplante Kapazitäten wieder reduziert werden. (afp)