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400.000 Mark erbeutetGisela Werler – Deutschlands erste Bankräuberin

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Nadeshda Brennicke als Gisela Werler und Charly Hübner als Hermann Wittorff in einer Szene des Kinofilms  „Banklady“ aus dem Jahr 2014.  

von Maternus Hilger (hil)

Bad Segeberg – Mit Charme, blonder Perücke, Sonnenbrille und Knarre – so überfiel Gisela Werler Mitte der 60er Jahre 19 Banken. Als erste Bankräuberin ging sie in die bundesrepublikanische Kriminalgeschichte ein – und sorgte als elegante „Banklady“ für Furore.

  • Gislea Werler war Deutschlands erste Bankräuberin
  • Erst verfiel sie einem Mann, dann dem Verbrechen
  • Ihre Glückssträhne endet in Bad Segeberg

Eine Frau, die Geldinstitute ausraubte und die Angestellten stets höflich bat, das Geld herauszurücken. Das faszinierte die Menschen – in einer Zeit, als Frauen meist noch auf ihre brave Hausfrauenrolle reduziert wurden und ihren Mann um Erlaubnis bitten mussten, wenn sie einen Job annehmen wollten.

Gisela Werler: Das Mädel aus einfachen Verhältnissen

Die 1934 im Hamburger Arbeiterviertel Altona geborene Gisela Werler wächst in ärmlichen Verhältnissen auf. Bis Mitte der 60er Jahre führt sie ein völlig unspektakuläres Leben. Noch ledig lebt sie bei ihren Eltern und jobbt in einer Tapetenfabrik. Das Geld ist stets knapp – bis zu jenem denkwürdigen Tag im Jahr 1964.

Da taucht ihr Bekannter Hugo Warncke bei ihr auf und bittet die damals 31-Jährige, Geld in ihrem Kleiderschrank zu verstecken. Zuvor hatte er mit seinem Kumpel Hermann Wittorff eine Bank überfallen. Dieser Wittorff ist es auch, der Giselas Leben schlagartig auf den Kopf stellen wird.

Deutschlands erste Bankräuberin: Gangsterin aus Liebe

Denn sie verliebt sich sofort unsterblich in den verheirateten, sechs Jahre älteren Taxifahrer, wird seine Geliebte und schließlich auch seine Komplizin. Der Beginn ihrer kriminellen Karriere.

Es ist der 29. Juli 1965, als Gisela das erste Mal auf Raubzug in einer Filiale der Hamburger Volksbank geht – allein. Es ist ihre Feuertaufe. Mit vorgehaltener Waffe erbeutet sie rund 3000 Mark, während draußen ihr Geliebter im Fluchtauto wartet.

Gisela Werler: Überfälle in Serie

Der Coup spricht sich in Windeseile herum. Banküberfälle sind zwar damals an der Tagesordnung – fast 400 waren es Mitte der 60er Jahre. In der Regel leicht erbeutetes Geld, denn Alarmanlagen sind noch selten. Eine Bankräuberin aber – das hat es noch nicht gegeben.

Eine Sensation! Wer ist die „Banklady“, das „Fräulein Bankräuber“, wie sie von der Boulevardpresse getauft wird? Die Fahnder tappen im Dunkeln. Und die Überfälle gehen weiter. 19 Banken raubt das Liebespaar aus.

Mal bedroht Hermann, mal Gisela Kunden und Angestellte mit einer Maschinenpistole. Dabei bleibt Gisela stets höflich: „Würden Sie bitte das Geld einpacken?“, ist ihr Standardspruch. Wenn sie die Beute hat, sagt sie noch „Danke“ – und braust dann mit Hermann in einem gestohlenen Auto davon. Später steigen beide in sein Taxi um, in dem man den Polizeifunk abhören kann.

Gisela Werler erbeutet 400.000 Mark

So sind sie ihren Jägern stets einen Schritt voraus. Mit den Jahren erbeuten die beiden rund 400.000 Mark. Eine Geschichte, die viele an Bonnie und Clyde erinnert, das berühmt-berüchtigte Gangsterpärchen aus den 30er Jahren in den USA. Doch im Gegensatz zu manch anderen Gangstern geben sie das Geld nicht mit vollen Händen aus, um bloß kein Aufsehen zu erregen.

Sie arbeitet weiter in der Fabrik und er als Taxifahrer. Man gönnt sich eine kleine Reise, ein paar neue Sachen für die Wohnung oder einen gebrauchten VW-Käfer – das ist es schon. Wenn die Eltern bei dem plötzlichen Geldsegen nachhaken, erklärt ihnen Gisela seelenruhig, ihr Freund habe im Kasino Glück gehabt und einen größeren Gewinn eingestrichen.

Deutschlands erste Bankräuberin: Der letzte Coup scheitert

Doch im Dezember 1967 endet die Glückssträhne. Nach einem Überfall auf eine Kreissparkasse in Bad Segeberg nehmen vier mutige Angestellte die Verfolgung auf. Wittorff eröffnet das Feuer und verletzt sie. Weit kommen er und Gisela in ihrem Fluchtwagen aber nicht.

An einer geschlossenen Bahnschranke endet die Verfolgungsjagd durch die inzwischen alarmierte Polizei, die die Verbrecher festnimmt. Wittorff will sich noch den Weg freischießen, doch seine Maschinenpistole versagt.

Im Dezember 1968 beginnt der Prozess. Der Medienrummel ist riesig. Jeder will die berühmte „Banklady“ sehen – die „Chefin der gefährlichsten Bankräuberbande der Nachkriegszeit“, wie sie das „Hamburger Abendblatt“ mal genannt hat.

Gisela Werler: Gar keine mondäne „Femme fatale“

Die Erwartungen werden schnell enttäuscht. Die unscheinbare Frau auf der Anklagebank entspricht in keiner Weise dem Klischee einer extravaganten Super-Gangsterin und mondänen „Femme fatale“. Neuneinhalb Jahre Haft – so lautet schließlich das Urteil für Gisela Werler, die versichert, nicht aus Geldgier, sondern aus Liebe zu ihrem Freund gehandelt zu haben. Das wirkt sich strafmildernd aus. Wittorff hingegen bekommt 13,5 Jahre Haft aufgebrummt.

Auch im Gefängnis stirbt ihre Liebe nicht. Sie heirateten in einer Gefängniskapelle. Wittorff überfällt nach seiner Haftentlassung im Dezember 1985 wieder eine Bank. Vor Gericht sagt er aus, dass er Geld fürs Alter gebraucht habe. Gisela Werler stirbt 2003 mit 69 Jahren in Hamburg – in einfachen Verhältnissen, so wie vor ihrer Zeit als „Banklady“. Wittorff überlebt sie noch sechs Jahre.

Gisela Werler: Ein Fall fürs Kino

Ihre spektakuläre Geschichte kam 2014 auf die Leinwand – unter der Regie von Christian Alvart (46) mit dem Titel „Banklady“. In den Hauptrollen des Thrillers: Nadeshda Brennicke (47) als Gisela Werler und Charly Hübner (48), der ihren Komplizen mimt.

Die Asservaten des Kriminalfalls sind im Volkskunde-Museum der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen. In einer Sonderausstellung zeigte es von 2007 bis 2010 u.a die Waffen und Maskierungen des Gangster-Duos.