Bei einem massiven Gletscherbruch in Norditalien sind am Sonntag (3. Juli 2022) mindestens sieben Menschen getötet und viele weitere verletzt worden.
Gletschersturz in Dolomiten„Keine normale Lawine“: Sieben Tote, zwei Deutsche unter Opfern

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Italien, Marmolata: Das Handout zeigt Menschen nahe dem Gletscherbruch in den Dolomiten. Bei einem massiven Gletscherbruch in Norditalien sind am Sonntag (3. Juli 2022) mindestens sieben Menschen getötet und viele weitere zum Teil schwer verletzt worden.
Horror-Meldung aus Norditalien: In den Dolomiten ist am Sonntag (3. Juli 2022) von einem Gletscher ein gewaltiges Stück abgebrochen und hat auf dem Weg ins Tal mehrere Bergsteigerinnen und Bergsteiger mitgerissen. Mindestens sieben Menschen sind tot.
Nach dem folgenschweren Gletschersturz in Norditalien geht das Auswärtige Amt davon aus, dass Deutsche in das Unglück involviert sind. Nach bisherigem Stand handle es sich um zwei Personen, sagte eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur am Montag. Nach aktuellen Meldungen soll es sich bei den deutschen Opfern um einen 67-jährigen Mann und eine 58-jährige Frau handeln. Weitere Angaben machte das Auswärtige Amt zunächst nicht. Der Honorarkonsul in Bozen und die deutsche Botschaft in Rom stünden im ständigen Austausch mit den italienischen Behörden, hieß es weiter.
Mit brachialem Donnern stürzten Massen an Eis, Schnee und Felsen von einem Gletscher in den Dolomiten ins Tal. Sie rissen Menschen mit sich, einige in den Tod. Der gewaltige Gletschersturz an der Marmolata – dem höchsten Berg der Dolomiten – hat am Sonntag, 3. Juli 2022, mindestens sechs Menschenleben gefordert.
Bis zu 14 weitere Alpinisten wurden nach Angaben von Regionalpräsident Maurizio Fugatti verletzt, einer von ihnen schwer. Weitere Opfer wurden befürchtet.
Dolomiten: Mindestens sechs Tote nach Gletschersturz
Auf etlichen Handyvideos war zu sehen, wie die Lawine über die Felswände des Massivs ins Tal stürzte. Sie pflügte auch über einen der Hauptzugangswege auf den 3343 Meter hohen Berg, auf dem sich mehrere Seilschaften befanden. Mindestens zwei wurden getroffen. Ein Sprecher der italienischen Bergrettung sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass zunächst unklar war, ob neben den Seilschaften noch einzelne Bergsteiger an den Unglücksstellen unterwegs waren.
Sämtliche Bergretter der Gegend aus den Regionen Venetien und Trentino-Südtirol wurden alarmiert. Fünf Helikopter flogen sie auf den Berg und bargen die Toten und Verletzten. Einige Hundestaffeln kamen zum Einsatz, um nach weiteren Opfern zu suchen.
Allerdings wurden die Such- und Bergungstrupps am Sonntagabend wieder abgezogen, denn es bestand die Gefahr, dass erneut Teile des Gletschers abgehen könnten. Die Helikopter flogen weiter und brachten daneben auch jene Leute, die oberhalb der Unglücksstelle festsaßen, in das Tal. Dort wurde zudem anhand der Autos auf den Parkplätzen überprüft, wer sich noch unter der Lawine befinden könnte.
Unglück in Dolomiten: Unzählige Bergsteigerinnen und Bergsteiger waren unterwegs
Carlo Budel, der Hüttenwirt der Schutzhütte Capanna Punta Penia, sprach in einem Instagram-Video vom „schlimmstmöglichen Zeitpunkt und Tag, an dem sich der Brocken lösen konnte“. Kurz nach Mittag waren an dem sommerlichen Sonntag unzählige Bergsteigerinnen und Bergsteiger an dem beliebten Massiv unterwegs. Budel forderte alle Alpinisten auf, bis auf Weiteres nicht auf die Marmolata zu kommen. „Bleibt so weit wie möglich von diesem Gletscher weg“, mahnte der Hüttenwirt.
Bergretter Luigi Felicetti berichtete: „Als wir vor Ort ankamen, bot sich uns ein unglaubliches Bild. Überall lagen Eisblöcke und riesige Steine. Wir haben dann angefangen, nach den Leuten zu suchen.“
Ministerpräsident Mario Draghi sprach den Opfern und Angehörigen am Abend sein Beileid aus und kündigte an, sich vom Zivilschutz und den regionalen Politikern auf dem Laufenden halten zu lassen.
Gletscherbruch in Norditalien: Ursache offiziell noch unklar
Zur Ursache des Unglücks gab es zunächst keine offiziellen Angaben – allerdings deutet alles darauf hin, dass die hohen Temperaturen der vergangenen Tage, Wochen und Monate eine Rolle spielen dürften.
Erst am Samstag wurde nach Medienberichten auf dem Gipfel des Berges ein Rekordwert von zehn Grad gemessen. „So etwas habe ich auf der Marmolata noch nie gesehen. Das war keine normale Lawine wie im Winter“, sagte ein anderer Bergretter. Er verglich das Unglück mit einem Gebäude und sprach von einem „strukturellen Versagen“.
Italien registrierte im vorigen Winter viel weniger Niederschlag als gewöhnlich, der Schnee fehlt vielen Gletschern nun als Schutz gegen die Sonne und die warmen Temperaturen. (dpa)