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Rätselhafte SpätfolgeWochen nach Corona-Infektion kämpft Emilio (3) plötzlich um sein Leben

Corona-Spätfolgen bei Kindern: Das lebensbedrohliche PIMS-Syndrom. Auch Emilio hat es getroffen, als er drei Jahre alt war. Plötzlich mussten seine Eltern um sein Leben fürchten.

von Jan Voß (jv)

Corona hat ihn lebensgefährlich krank gemacht. Dabei verlief die eigentliche Infektion harmlos. Fünf Wochen nach der Covid-19-Erkrankung spielt Emilios Immunsystem plötzlich verrückt. Der damals dreijährige Junge muss auf einer Intensivstation behandelt werden.

„Ich kann es kaum beschreiben, weil es so schlimm war“, sagt Charlotte Bacchi gegenüber dem „Spiegel“. Sie ist die Mutter von Emilio. Das Schlimmste sei die Hilflosigkeit gewesen. „Ich wollte ihm irgendwie helfen, aber ich konnte nicht. Ich hatte so eine Angst um ihn!“

Die Folgen der Erkrankung waren schlimm. „Er sah aus wie ein Gespenst. Er konnte kaum noch laufen, hatte gar nicht die Kraft dazu. Es war einfach nur furchtbar“, erinnert sich Bacchi. Für die Familie in Hamburg folgen Tage des bangen Wartens. Emilio ist apathisch, isst nichts mehr. Seine Augen sind entzündet und das hohe Fieber geht nicht mehr runter.

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PIMS nach Corona: Plötzlich spielt das Immunsystem verrückt

Inzwischen geht es Emilio wieder besser. Doch die Angst bleibt. Kein Einzelfall. Es handelt sich um das sogenannte Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome. Kurz PIMS. Betroffen sind vor allem Kinder und Jugendliche. „Was wir beobachten ist, dass der Körper einige Zeit nach der eigentlichen Corona-Infektion […] eine überschießende Immunreaktion ausbildet“, erklärt Philippe Stock vom Altonaer Kinderkrankenhaus gegenüber dem „Spiegel“.

Bis heute hat die Medizin noch nicht vollständig ergründet, warum es eigentlich dazu kommt, dass das Immunsystem „plötzlich verrückt spielt“, so Stock. Die Folge: Körpereigene Organe werden angegriffen und geschädigt. Bei Emilio war es das Herz.

Entzündete Organe können vor allem die Leber, die Nieren oder das Herz sein. Die Begleiterscheinungen sind hohes Fieber, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Bindehautentzündung und Hautausschläge.

Die Omikron-Situation mit seiner rasanten Infektionslage gerade unter Kindern und Jugendlichen sei da besorgniserregend. Zwar trete PIMS prozentual nicht so häufig auf, doch allein aufgrund der hohen Infektionszahlen steige diese Symptomatik in relevante Sphären. Stock rechnet vor: „Wenn wir sagen, 1 aus 3.000, dann sind es bei 30.000 Infizierten schon zehn Kinder, bei 300.000 sind es 100 Kinder mit PIMS.“

Anstig der PIMS-Fälle in Omikron-Welle

Auch das Universitätsklinikum in Jena registriert einen Anstieg des PIMS-Syndroms. In den vergangenen Monaten sei es im Schnitt jeweils ein Fall pro Monat aufgetreten, erklärt Daniel Vilser, Oberarzt der Kinderkardiologie gegenüber dem MDR.

Die gute Nachricht: Sobald das Syndrom identifiziert wird, kann man es gut behandeln. Umso wichtiger ist die gezielte Anamnese nach einer Covid-Erkrankung. (jv)