Köln spielte zentrale RolleBrief vor Tod von Papst Benedikt XVI. offenbart traurigen Grund für seinen Rücktritt

Der damalige Papst Benedikt XVI. segnet die Gläubigen, als er am 31. Dezember 2011 auf dem Petersplatz im Vatikan eintrifft, um die Weihnachtskrippe zu segnen.

Der damalige Papst Benedikt XVI. segnet die Gläubigen, als er am 31. Dezember 2011 auf dem Petersplatz im Vatikan eintrifft, um die Weihnachtskrippe zu segnen. Ein Brief, den er wenige Wochen vor seinem Tod schrieb, hat nun den Grund für seinen Rücktritt offenbart.

Kurz vor seinem Tod an Silvester hat der emeritierte Papst Benedikt XVI. in einem Brief den Grund für seinen Rücktritt im Jahre 2013 offenbart.

Am 11. Februar 2013 erklärte Papst Benedikt XVI. völlig überraschend seinen Rücktritt als Papst, der am 28. Februar desselben Jahres vollzogen wurde. Als Grund nannte Joseph Alois Ratzinger, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, einen „Mangel an geistiger und körperlicher Kraft“ aufgrund seines fortgeschrittenen Alters. Nun ist klar, woher dieser rührte.

In einem Brief, den Benedikt am 28. Oktober 2022, wenige Wochen vor seinem Tod, an seinen Biografen Peter Seewald geschrieben habe, heiße es wörtlich, das „zentrale Motiv“ des Rücktritts „war die Schlaflosigkeit, die mich seit dem Weltjugendtag in Köln ununterbrochen begleitete“. Der Weltjugendtag in Köln hatte im August 2005 stattgefunden. Die „starken Mittel“, die ihm sein damaliger Leibarzt ohne Bedenken verschrieben habe, hätten auch zunächst gewirkt und seine „Verfügbarkeit“ als Papst garantiert.

Papst Benedikt XVI. nahm in Pontifikat starke Medikamente gegen Schlaflosigkeit

Das schreibt das Magazin „Focus“. Dem Bericht zufolge habe Benedikt während seines Pontifikats unter Schlaflosigkeit gelitten und starke Schlafmittel nehmen müssen.

Die Medikamente seien jedoch bald „an ihre Grenzen“ gelangt und hätten seine Verfügbarkeit „immer weniger sicherstellen“ können. Schließlich sei es bei seiner apostolischen Reise nach Mexiko und Kuba im März 2012 zu einem schweren Zwischenfall gekommen. Am Morgen nach der ersten Nacht habe er nach seinem Taschentuch gegriffen. Dieses sei „total mit Blut durchtränkt“ gewesen.

„Ich musste im Badezimmer irgendwo angestoßen und zu Fall gekommen sein“, zitiert der „Focus“ aus dem Brief des emeritierten Papsts. Ein Chirurg habe die Sache „gottlob“ so zu behandeln gewusst, dass die Verletzungen nicht sichtbar gewesen seien. Nach diesem Unfall habe sein neuer Leibarzt auf einer „Reduktion der Schlafmittel“ gedrungen und darauf bestanden, dass Benedikt bei künftigen Auslandsreisen nur noch an den Vormittagen öffentlich auftreten dürfe.

Rücktritt laut Papst Benedikt XVI. alternativlos

Benedikt schrieb demnach weiter, ihm sei klar gewesen, dass diese medizinisch begründeten Einschränkungen „nur für eine kurze Zeit gelten konnten“. Weil die nächste große Auslandsreise, der Weltjugendtag in Rio de Janeiro, im Juli 2013 stattfinden sollte und Benedikt wusste, dass er diesen Termin nicht mehr „bewältigen“ würde, habe er seinen Rücktritt so zeitig geplant, dass nach Rio bereits ein „neuer Papst“ würde reisen können.

Benedikt betonte in dem Brief an Seewald laut „Focus“, dass er auch heute nach „nüchternem und nachdenklichen Überlegen“ wieder zu diesem Entschluss kommen würde. Er sei damals nicht mehr imstande gewesen, das Amt des Stellvertreters Jesu Christi angemessen auszuüben.

Es war bereits seit längerem bekannt, dass Benedikt seinen historischen Schritt des Rücktritts mit gesundheitlichen Gründen erklärt und den Zeitpunkt dafür auch mit dem bevorstehenden Weltjugendtag begründet hatte. Starke Schlafprobleme des deutschen Papsts während des Pontifikats waren bislang allerdings nicht bekannt. (afp)