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„Blaubart von Fehmarn“Astrologe tötete Frauen aus Habgier

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Arwed Imiela (m.) mit seinen Verteidigern vor Gericht. Sein Fall lieferte Stoff fĂŒr viele Dokus (unter anderem im WDR /ARD).

Fehmarn – Er war ein Mann, den die Frauen liebten – ein Gentleman mit guten Manieren, weltgewandt, charmant und gut aussehend: Arwed Imiela, der Anfang der 70er Jahre als „Blaubart von Fehmarn“ in die deutsche Kriminalgeschichte einging.

Denn der nette Herr Imiela war in Wirklichkeit ein eiskalter und spÀter rechtskrÀftig zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilter Killer, der vier Frauen aus Habgier tötete.

Arwed Imiela zerstĂŒckelte die Leichen seiner Opfer

Vor 50 Jahren erschĂŒtterte der Fund von zwei bestialisch zerstĂŒckelten Frauenleichen die Einwohner der Ostseeinsel Fehmarn.

PĂ€chter des Jagdreviers, in dem die Leichen entdeckt worden waren, war der Astrologe Arwed Imiela, der auf der Insel auch einen Bungalow gemietet hatte und kurz zuvor – im April 1970 – wegen Betrugsverdacht verhaftet worden war.

Tankwart brachte die Ermittler auf die richtige Spur

Als er in einer Sparkasse in Celle eine GeldĂŒberweisung von 150.000 Mark mit der Unterschrift der Kontoinhaberin tĂ€tigen wollte, war der Sparkassenangestellte misstrauisch geworden und hatte die Polizei informiert.

Jetzt ging es nicht mehr nur um Betrug, sondern Mord. Bei den Ermittlungen auf Fehmarn brachte ein Tankwart die Beamten auf die richtige Spur.

Die Leichen lagen in einer Grube

Er erinnerte sich, dass er fĂŒr den passionierten JĂ€ger Imiela mal eine Grube gegraben hatte – angeblich fĂŒr Tierkadaver. Doch statt toter Tiere fanden die Ermittler dort die Frauenleichen. Es waren die sterblichen Überreste von Ilse Evels und deren Tochter Urte aus Celle.

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Lokaltermin an der Grube auf Fehmarn, in der Leichenteile von zwei Frauen gefunden worden waren.

Sie hatte Imiela, der damals in Reinbek wohnte, ĂŒber seine damalige Verlobte Ulrike Roland kennengelernt, deren Tante Ilse Evels war. Seiner Verlobten hatte Imiela nach dem Verschwinden der beiden weisgemacht hatte, dass diese auf unbestimmte Zeit auf Reisen gegangen seien. Von einem der Opfer stammte die Unterschrift auf der Überweisung in Celle.

Imielas andere Opfer wurden nie gefunden

Und es waren offenbar nicht die ersten Morde, die Imiela begangen hatte. Bereits 1968 waren auf der Insel zwei Frauen spurlos verschwunden, die er finanziell ausgenommen hatte.

Die geschiedene Frankfurter GeschĂ€ftsfrau Annemarie Schröder und deren Mutter Anna-Maria Kieferle waren zu ihm nach Fehmarn gezogen, wie die Polizei schnell herausfand und dann plötzlich ĂŒber Nacht verschwunden. Ihre Leichen wurden bis heute nicht gefunden.

Arwed Imiela faszinierte seine Kundinnen

Der aus Pommern stammende Imiela war nicht nur Astrologe, sondern fĂŒr viele seiner meist wohlhabenden Kundinnen, deren Vertrauen er sich erschlichen hatte, auch Lebens- und Vermögensberater.

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Er muss so faszinierend auf sie gewirkt haben, dass sie ihm leichtsinnig Handlungs- und Kontovollmachten gaben. Ob die Beziehungen auch sexueller Art waren, lÀsst sich nicht mehr klÀren. Imiela selbst hat das stets bestritten.

Gab es noch mehr Opfer?

Die Ermittler waren sich schnell sicher: Imiela ist als Frauenmörder ĂŒberfĂŒhrt. Aus dem Betrugsverdacht wurde eine Anklage wegen vierfachen Mordes. Imiela, der alles abstritt, machte schnell bundesweit Schlagzeilen – als Blaubart von Fehmarn – wie der berĂŒchtigte Blaubart aus den MĂ€rchen, der seine Frauen umgebracht hat.

Manche stellten sich auch die Frage: Hat er etwa noch mehr Frauen auf dem Gewissen?

Imiela wuchs in zerrĂŒtteten FamilienverhĂ€ltnissen auf

Alle Details aus seinem Leben kamen jetzt ans Licht – seine Kindheit in zerrĂŒtteten FamilienverhĂ€ltnissen, seine schon in jungen Jahren ausgeprĂ€gte kriminelle Energie und seine Geltungssucht – nach dem Motto „Mehr Schein als sein“.

DafĂŒr erfand er sich neu. Nach Kriegsende war er wie so viele andere auf dem Schwarzmarkt aktiv – auch in DĂŒsseldorf. Hier besorgte er sich gefĂ€lschte Papiere und nannte sich von da an Detlev-Klaus Holm-Menhardt.

Der damals 17-JÀhrige mit Volksschulabschluss machte sich flugs acht Jahre Àlter und behauptete, Abitur und ein Diplom als Junglehrer zu besitzen.

Heirat unter falschem Namen

Unter dem falschen Namen heiratete der Hochstapler spÀter auch seine zweite, nichts ahnende Frau.

Als der Schwindel aufflog, wurde er verhaftet und zu zwei Jahren GefĂ€ngnis verurteilt. Doch im Knast startete er erst richtig durch. Hier legte er den Grundstein fĂŒr seine spĂ€tere Karriere als skrupelloser „FrauenflĂŒsterer“, als er sein Faible fĂŒr die Astrologie entdeckte und beim Deutschen Astrologen-Verband eine PrĂŒfung ablegte.

„Diplom-Astrologe“ nannte er sich fortan – ein wohlklingender Titel und die Visitenkarte, mit der sich den Zugang zu leichtglĂ€ubigen Frauen verschaffte, die seinem Charme erlagen und sich ausnehmen ließen. Ihre GefĂŒhle interessierten ihn nicht – nur ihr Geld.

Imiela produzierte Horoskope am Fließband

Das GeschÀft mit den Sternen florierte bestens. Mit Hilfe eines Schreibautomaten produzierte Imiela Massenhoroskope auf Bestellung, von deren Verkauf er gut leben konnte. So lernte er auch seine potenziellem Opfer kennen, konnte durch den Kontakt herausfinden, ob bei ihnen etwas zu holen war oder nicht.

Inzwischen wieder geschieden, reiste er viel umher – meist in einem Sportwagen – frönte seiner Jagdleidenschaft und deutete gegenĂŒber Bekannten gerne mal geheimnisvoll und vage an, dass er auch als Agent arbeite.

Arwed Imiela: „An diesen HĂ€nden klebt kein Blut“

Drei Jahre nach seiner Verhaftung musste sich Imiela vor dem LĂŒbecker Landgericht wegen vierfachen Mordes aus Habgier verantworten. 250 Zeugen wurde gehört, mehr als 50 Verhandlungstage anberaumt.

Imiela bestritt bis zuletzt alle VorwĂŒrfe. „An diesen HĂ€nden klebt kein Blut, so wahr ich Arwed Imiela heiße“, rief er theatralisch mit Pathos in der Stimme vor Gericht aus. Doch die Richter glaubten ihm nicht.

Am 24. Mai 1973 verurteilten sie ihn zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe – nur aufgrund von Indizien. Arwed Imiela war bei seiner Verurteilung 43 Jahre alt.

Imiela starb im GefÀngnis

Neun Jahre spĂ€ter, am 3. Juni 1982, starb Arwed Imiela in der JVA Hamburg-FuhlsbĂŒttel an Herzversagen und wurde anonym auf dem Friedhof Fohnsdorf beigesetzt. Bis zuletzt legte er kein GestĂ€ndnis ab. Er nahm sein Geheimnis mit ins Grab.