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„Anzeigenhauptmeister“Irre Fälle in seiner „Einsatz-Akte“ – nun klagt er auch gegen den Bürgermeister

Niclas Mathei steht bei einer seiner „Kontrollen“ au dem Bahngleis in Buxtehude und fotgrafiert ein Auto

Niclas Matthei bei einer seiner „Kontrollen“ im Niedersächsischen Buxtehude

Der selbsternannte „Anzeigenhauptmeister“ erregt in den letzten Tagen regelmäßig die Gemüter. Der Bürgermeister seines Heimatorts äußerte sich – und wurde daraufhin auch von ihm angezeigt. 

Er ist jetzt neben „Toto & Harry“ wohl der bekannteste Ordnungshüter Deutschlands. Dabei hat Niclas Matthei gar keinen offiziellen Auftrag. Der 18-Jährige ist selbsternannte „Anzeigenhauptmeister“ –  und schreckt bei seinen Kontrollen vor niemandem zurück. Auch seine Nachbarinnen und Nachbarn mussten das bereits schmerzlich feststellen.

Seit der Ausstrahlung einiger „Spiegel TV“-Reportagen über ihn, redet nicht mehr nur ganz Gräfenhainichen (Sachsen-Anhalt) über den jungen Mann, sondern ganz Deutschland. Dem Bürgermeister seiner Heimatstadt, Enrico Schilling (44, CDU), reicht es nun mit seinem „Blockwart“.

„Anzeigenhauptmeister“ Niclas Matthei: Seine verrücktesten Fälle

„Herr Matthei treibt seit vielen Jahren hier sein Unwesen. Ich bin weit weg von einem Schmunzeln. Er flutet das Ordnungsamt“, sagt er gegenüber der „Bild“. Von den 32.875 Euro, die Matthei laut eigenen Angaben eingenommen habe, seien in Realität nur 385 Euro bei der Stadt angekommen. Die Anzeigen seien meist nicht gerichtsfest.

Der selbsternannte „Anzeigenhauptmeister“ präsentiert einige seiner Werke auch stolz auf seinen Social-Media-Accounts und kündigte weitere Besuche in verschiedenen Städten an. Anfeindungen seien für ihn dabei kein Problem: „Angst ist mir ein Fremdwort.“

Hier siehst du einen Beitrag von Niclas Matthei auf Facebook:

Nun hat es Matthei sogar auf seinen Bürgermeister abgesehen. „Ich habe ihn wegen Verleumdung gemäß § 187 StGB bei der Polizei angezeigt“, kündigte der 18-Jährige an.

Hintergrund des Streits: Schilling hatte laut Medienberichten einige skurrile Fälle aus Niclas' Einsatz-Akte mitgeteilt.

  • „Einmal fuhr Niclas mehrere Runden mit dem Rad im Kreisverkehr. Nur um darauf zu warten, dass ihm mal ein Autofahrer die Vorfahrt nimmt und er ihn anzeigen kann.“
  • In einem anderen Fall habe er die Polizei gerufen, weil die Nachbarn staubsaugten. Nachmittags, während der Ruhezeit. 
  • „Massive Ruhestörung“ durch eine Familie zeigte er an, weil diese auf ihrem Grundstück grillte und dabei das Kofferradio laufen ließ. 
  • Ein Nachbar habe mit einer Heckenschere an einem Sonntag einen Busch gestutzt. Auch dort habe er die Polizei gerufen.
  • Die Feuerwehr rückte an, weil der 18-Jährige von einem piependen Rauchmelder in einem entkernten Wohnblock berichtet habe. Laut Bürgermeister sei von einem Rauchmelder keine Spur gewesen.
  • Zudem soll der „Anzeigenhauptmeister“ die Feuerwehr gerufen haben, weil ein Ast auf der Straße gelegen hätte. Dieser habe sich aber als Zweig herausgestellt.

Der Bürgermeister ist inzwischen mehr als genervt: „Er provoziert und für die öffentliche Ordnung bringt das nichts, sondern führt eher zum Gegenteil. Zudem blockiert er Einsatzkräfte, die bei Notfällen fehlen.“ 

Doch Matthei schießt zurück und weist Schillings Behauptungen von sich. „An die Ruhestörung mit dem Kofferradio kann ich mich tatsächlich erinnern. Eine Ruhestörung mit der Heckenschere könnte es auch gegeben haben, daran kann ich mich nur gerade nicht erinnern, auch in meinen Akten finde ich dazu nichts. Für möglich halte ich es dennoch. Wegen eines Staubsaugers haben meine Nachbarn aber noch keinen Besuch von der Polizei bekommen, das ist mir neu.“

Dass er die Feuerwehr wegen eines piependen Rauchwarnmelders in einem leerstehenden Gebäude alarmiert habe, sei hingegen richtig. „Aber dennoch lügt der Bürgermeister, denn genau mit diesem Einsatz kann ich ihn hiermit öffentlich der Lüge, der Verleumdung nach § 187 StGB überführen. Der Bürgermeister behauptet, es habe gar keinen aktiven Rauchmelder gegeben. Aber genau damit hat er sich nun ein Eigentor geschossen und sich sogar selbst der Lüge überführt. Im Einsatzbericht der Freiwilligen Feuerwehr heißt es nämlich, entgegen den wahrheitswidrigen Angaben des Bürgermeisters: ‚Zwei piepende Rauchmelder konnten aus dem Bereich entfernt werden‘.“

„Anzeigenhauptmeister“ behauptet: Bürgermeister will mir nur schaden

Zwischen dem 18-Jährigen und dem Stadtoberhaupt scheint sich richtig was aufgestaut zu haben.„ Will er mir etwa wider besseres Wissen eine böswillige Falschalarmierung unterstellen? Das zeigt, dass die Angaben des Bürgermeisters äußerst unglaubwürdig sind, und es ihm vermutlich nur in böswilliger Absicht darum geht, mir zu schaden, wofür auch das Lügen für ihn vermutlich keine Hürde zu sein scheint“, klagt der „Anzeigenhauptmeister“.

Auch zu den übrigen genannten Fällen aus seiner Akte nahm er Stellung: „Wann ich angeblich die Feuerwehr wegen eines Zweiges alarmiert haben soll, ist mir ebenfalls nicht bekannt. Ein paar Sturmschäden habe ich in der Tat gemeldet, von einem Zweig ist mir dabei aber nichts bekannt. Genau so scheint auch die vermeintliche Sache mit dem Kreisverkehr offensichtlich eine böswillige Lüge zu sein, denn auch das stimmt nicht. Im Ergebnis hat sich der Bürgermeister also nur selbst geschadet, denn glaubwürdig sind seine Angaben aufgrund der Rauchwarnmelder-Lüge nun nicht mehr.“