Experte klärt aufAffenpocken als gefährlich eingestuft: Droht uns eine neue Pandemie?

Diese elektronenmikroskopische Aufnahme aus dem Jahr 2003 zeigt reife, ovale Affenpockenviren (l) und kugelförmige unreife Virionen (r), die aus einer menschlichen Hautprobe im Zusammenhang mit dem Präriehundeausbruch von 2003 stammt.

Affenpocken unter einem Mikroskop (18. Mai 2022): Fälle der eigentlich seltenen Affenpocken werden mittlerweile in immer mehr Ländern in Europa nachgewiesen.

Das Affenpockenvirus hat Europa erreicht: Nun hat die schwedische Regierung die seltene Viruserkrankung als gefährlich für die Allgemeinheit eingestuft. Droht uns nun eine neue Pandemie? Ein Experte klärt auf.

Nach dem ersten bestätigten Fall einer Affenpocken-Infektion in Schweden hat die Regierung des Landes die seltene Viruserkrankung als für die Allgemeinheit gefährlich eingestuft. „Die Einstufung ermöglicht es, Maßnahmen zum Infektionsschutz zu ergreifen, um die weitere Ausbreitung zu verhindern“, erklärte Sozialministerin Lena Hallengren (48).

„Wichtig ist auch, dass die Informationen Risikogruppen erreichen und dass die Gesundheitsdienste darauf vorbereitet sind, Verdachtsfälle zu behandeln und zu verfolgen.“ In Schweden war am Donnerstag (19. Mai 2022) der erste Fall von Affenpocken im Großraum Stockholm registriert worden. Am Freitag (20. Mai) wurde erstmals eine Infektion in Deutschland nachgewiesen.

Affenpocken: Experte – „Neue Pandemie nicht zu befürchten“

Der deutsche Pocken-Virologe Gerd Sutter (60) äußerte sich in einem Interview mit „ZEIT Online“ zu möglichen Gefahren, die uns durch die Affenpocken in Deutschland erwarten könnten. Einen weltweiten Ausbruch hätten die Bürgerinnen und Bürger jedoch nicht zu befürchten.

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„Eine neue Pandemie haben wir nicht zu befürchten. Affenpockenviren sind seit Jahrzehnten bekannt, in Zentral- und Westafrika heimisch, dort werden regelmäßig Ausbrüche in Menschen beobachtet, aber die sind relativ klein“, so der Experte.

Das Affenpocken-Virus sei in keiner Weise mit dem Coronavirus zu vergleichen. Dass die Affenpocken mit der Zeit gefährlicher werden, sei sehr unwahrscheinlich. Denn: „Pockenviren sind auch DNA-Viren und haben ein extrem stabiles Genom“, so Sutter. „Die sind in keiner Weise mit RNA-Viren wie Influenza- oder Coronaviren vergleichbar, die sehr schnell mutieren. Es besteht also keine Gefahr, dass wir es mit einer neuen Mutante zu tun haben“, kann der 60-Jährige beruhigen.

Vergleich zu Corona-Virus: „Das gibt es bei Affenpocken nicht“

Auch eine schnelle Ausbreitung sei nicht zu erwarten. „Die Infektionsketten, die man jetzt sieht, scheinen mir sehr klassisch über direkte, enge Kontakte zu kommen. Einer hustet und Hunderte stecken sich an: Das gibt es bei Affenpocken nicht“, klärt der Experte auf.

Eine Entwarnung sei dies jedoch nicht. Die Gesundheitsministerien müssen die Verbreitung ernst nehmen. Mit Kontaktverfolgung und Impfungen werde man es schnell in den Griff bekommen, so Sutter. „Aber das ist dann nicht das Ende der Geschichte.“ Durch die globalisierte Welt könnten immer wieder neue Viren als Krankheitserreger auftauchen. (dpa/mn)