Wut über Corona-HilfenFriseurin aus NRW sendet Hilferuf - Kanzleramt gibt Versprechen

bianca bergler

Die Dortmunder Friseurin Bianca Bergler meldete sich auf Facebook mit einem emotionalen Video.

Dortmund – Emotionaler Post einer Friseurin aus Dortmund. Bianka Bergler steht vor dem finanziellen Ruin. Jetzt meldet sie sich mit einem Appell auf Facebook zur Corona-Politik zu Wort.

  • Friseurin Bianka Bergler aus Dortmund quälen Existenzängste
  • Corona-bedingt hat ihr Salon geschlossen und sie hat kein Geld mehr
  • Jetzt reagiert Kanzleramtschef Braun auf ihren Hilferuf

Schon zu Beginn des emotionalen Videos ringt Bibi mit den Tränen. Nur unter Anstrengung schafft sie es, sich zu beherrschen.

Friseurin aus Dortmund mit emotionalem Facebook-Video

„Guten Morgen“, begrüßt sie die Menschen, die ihr Video auf Facebook ansehen wollen – höflich und freundlich wie man die Friseurin in ihrem Salon in Dortmund kennt, trotz allem Leid, das sie gerade offensichtlich plagt.

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Es geht um nicht weniger als ihre Existenz, das macht Bianka Bergler in ihrem über fünf Minuten langen Video mehr als deutlich.

Bergler betreibt einen Friseur-Salon in Dortmund, „mit fünf wundervollen Mitarbeitern“, wie sie selbst sagt.

Bianka Bergler: „Meine Zündschnur ist abgelaufen“

Doch die Freude an ihrer Arbeit, an ihrem kleinen Unternehmen, an den Mitarbeiter, an den Kunden, sie ist in der Corona-Zeit zunehmend zu einer erdrückenden Last geworden. „Meine Zündschnur ist abgelaufen“, schildert Bergler drastisch.

Ein Anruf, den sie unmittelbar vor der Aufnahme des Videos mit dem Jobcenter getätigt hatte, habe das Fass nun endgültig zum Überlaufen gebracht.

Jeden Tag gucke sie voller Angst auf ihre privaten und geschäftlichen Konten. Doch die Situation werde immer bedrohlicher. Inzwischen sei sie mit mehreren Tausend Euro ins Minus gerutscht.

Dortmunder Friseurin klagt: Keine Corona-Hilfe angekommen

„Es ist immer noch keine Hilfe angekommen“, berichtet Bianka Bergler mit Tränen in den Augen. Auch eine Überbrückungshilfe sei noch nicht bei ihr eingegangen. Ein Sofort-Hilfe-Programm gebe es nicht.

Nicht einmal ihre Miete könne sie inzwischen mehr zahlen. Ihr Vermieter sei ihr dankbarerweise entgegengekommen und habe sich hilfsbereit gezeigt, sodass sie die anstehende Monatsmiete noch nicht überweisen muss.

Das Schlimmste aber ist für die Dortmunder Salon-Betreiberin die Verantwortung gegenüber ihren Angestellten.

„Meine Mitarbeiter wissen, dass ich nicht in Vorkasse treten kann, weil es keine Hilfe gibt. Also warten meine Mitarbeiter auf ihren Lohn“, berichtet Bergler mit schmerzverzerrtem Gesicht.

Beim Jobcenter suchte die verzweifelte Friseurin jetzt nach Hilfe, klagte ihr Leid.

Jobcenter Dortmund lässt verzweifelter Anruf kalt

Sie habe darauf hingewiesen, dass sie den Antrag auf Hartz IV bereits am 17. Dezember 2020 eingereicht habe – diesen „unbürokratischen Antrag“, von dem die Politik im Zusammenhang mit den Corona-Hilfen geredet hatte, erklärt Bergler mit ironischem Unterton.

Doch selbst für das mindeste Mitgefühl war sie beim Jobcenter offenbar bei der falschen Adresse. Stattdessen sei die „super empathische Dame“ (wieder ein ironischer Unterton von Bergler) erstmal laut geworden. Dafür müsse sich Bergler an die Politik wenden.

Friseurin Bianka Bergler platzt der Kragen

Da platzte der sonst so freundlichen Friseurin aus Dortmund dann aber endgültig der Hutkragen.

„Wissen Sie“, erklärte sie der Jobcenter-Mitarbeiterin, bei der Politik würde sie sich gerne beschweren, aber alle Versuche, welche die ihre Berufsgilde unternommen hätten, schienen ergebnislos.

„Wir haben offene Briefe geschrieben, wir haben Herrn Laschet geschrieben, wir haben Frau Merkel angeschrieben, wir haben TV-Sender angeschrieben, Stichwort ‚Die Innung steht auf‘, wir gründen Petitionen mit Unterschriften, damit wir verf***** Sch**** schnell Geld bekommen!“

Das Ergebnis? Sie sei nicht die einzige Unternehmerin, die mit dem Rücken zur Wand steht.

Bergler weiter: „Jahre für Jahre gehen wir hart arbeiten, kümmern uns um die Mitarbeiter, um unsere Kunden, machen keinen Urlaub und sind immer da, mit voller Liebe, und jetzt werden wir im Stich gelassen.“

Kein Einzelfall: Steuerberater bestätigt Existenzängste

Bianka Bergler, ein schockierender Fall aus Dortmund. Aber längst kein Einzelfall.

Steuerberater Michael Herdramm bestätigt gegenüber dem WDR: „Die Unzufriedenheit bei den Mandanten wächst, weil die Gelder allmählich ausgehen und Existenzängste entstehen. Dadurch, dass eben die kleineren Mandanten gerade nicht in der Lage sind, entsprechende Rücklagen zu bilden und gleichzeitig ihre Fixkosten zu bedienen und ihre Mitarbeiter zu bezahlen.“

Dortmunder Jobcenter kündigt Hilfe für Bianka Bergler an

Auf Nachfrage sagte das Dortmunder Jobcenter nun zu, den Antrag von Bianka Bergler jetzt schnellstmöglich zu bearbeiten. Für die Friseurin aus Dortmund kann man nur hoffen, dass das vielleicht gerade noch rechtzeitig geschieht.

Corona-Hilfe für Friseurin: Jetzt meldet sich Kanzleramtschef

Mittlerweile hat sich auch Kanzleramtschef Helge Braun zu Wort gemeldet. Gegenüber RTL erklärt er, wie „bestürzend und eindrucksvoll“ er das Video der Dortmunderin finde.

Er sei der Meinung, dass man jetzt alles daran setzten müsse, dass die Hilfen schnell ausgezahlt werden. Braun: „Wir haben ja gerade bei der Überbrückungshilfe gesagt, es soll zügig Abschlagszahlungen geben, damit Unternehmen genau nicht in so eine schwierige Lage kommen.“

Er bedauere die Situation der Friseurmeisterin zutiefst, es sei jedoch notwendig, die geltenden Beschränkungen einzuhalten. Ganz Deutschland müsse an einem Stang ziehen, damit das öffentliche Leben möglichst bald wieder hochgefahren werden könne. „Die beste finanzielle Hilfe ist natürlich, wenn es wieder losgeht“, so der Kanzleramtschef.

Braun: Darum sind die Novemberhilfen noch nicht angekommen

Bianka Bergler hatte in ihrem emotionalen Facebook-Video bemängelt, dass auch die Novemberhilfen immer noch nicht angekommen seien. Das liege laut Braun an einem „sehr aufwendigen EDV-Verfahren“. Er versprach jedoch, dass er sich damit auseinandersetzen werde.

Zum Thema Kurzarbeit sagt Braun: „Kurzarbeitergeld – da waren wir in der Vergangenheit – da hatte ich den Eindruck, dass das sehr schnell ausgezahlt wird und gut funktioniert“. Er räumt jedoch sein, dass es diesbezüglich offenbar Defizite gebe, denen er nachgehen werde. Braun versprich, sich mit dem Arbeitsministerium auseinanderzusetzen.

Bleibt zu hoffen, dass die Hilfen nun wirklich schnell bei Bianka Bergler und allen anderen Friseuren und Unternehmen, denen es ähnlich geht wieder Dortmunderin, ankommen und ihre Betriebe vor dem Ruin gerettet werden können. (jv/mie)