NRW-Hochwasser„Tatort“-Star krempelte Ärmel hoch: Schauspieler haben dringende Bitte

Ann-Kathrin Kramer und Harald Krassnitzer leben in Wuppertal

Ann-Kathrin Kramer und Harald Krassnitzer packten bei der Hochwasser-Hilfe in ihrer Heimatstadt Wuppertal.

Das Schauspielerpaar Ann-Kathrin Kramer und Harald Krassnitzer hat nach dem Hochwasser vom Juli bei den Aufräumarbeiten in seinem Wohnort Wuppertal geholfen.

Obwohl sie persönlich nicht stark betroffen waren, haben Ann-Kathrin Kramer und Harald Krassnitzer (spielt Moritz Eisner im „Tatort“ aus Wien) nach dem Hochwasser, das auch Wuppertal schwer getroffen hatte, mit angepackt.

„Mein Mann hat sich den Blaumann angezogen und mit angepackt, ich war mehr für die Verköstigung zuständig, habe viel gekocht und gebacken“, sagte Kramer in einem Interview der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Sie finde es als Wertschätzung ganz wichtig, „nicht nur irgendwo ein paar Bleche mit Kuchen zu kaufen, sondern selbst was zu backen und hinzubringen“.

Flut in NRW: „Tatort“-Star Harald Krassnitzer organisierte Bauholz

„Wir haben auch gutes Fleisch geholt, abends an der Kirche wurde der Grill aufgestellt, und alle saßen noch zusammen“, berichtete die 55-Jährige weiter. „Als das Holz knapp wurde, hat mein Mann über einen befreundeten Holzhändler in Österreich Material für die Häuser akquiriert. Alle haben immer geguckt: ‚Was ist nötig, was wird gebraucht, und wer fällt wem ein, der helfen könnte?‘ Wobei wir nur der allerkleinste Teil waren - es haben sich einfach alle beteiligt.“

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Für ihren Stadtteil in Wuppertal sei die Flut furchtbar gewesen - „als wäre ein kleiner Tsunami durch unseren Stadtteil gerollt“. Deshalb hätten sie in ihrem Haus auch einen Lagerraum geschaffen, in dem flutgeschädigte Anwohner ihre unbeschädigten Sachen unterbringen konnten.

Überwunden seien die Folgen der Flut aber noch lange nicht, betonte Kramer: „Ich glaube, das Schwierigste ist jetzt: In der Zeit, in der alle mitgeholfen haben, war es Sommer, man hatte diese Gemeinschaft und konnte jeden Tag sehen, wie etwas vorangeht. Aber dann kam die lange Zeit, in der einfach alles trocknen musste. Es kam der Herbst, jetzt kommt der Winter, manche Heizungen funktionieren noch immer nicht, oder man lebt schon lange in einem Provisorium. Bevor nicht alles trocken ist, kann man nicht weitermachen, dadurch nimmt dann natürlich auch die Hilfsbereitschaft ab, weil man es ja nicht trocken pusten kann.“

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Jetzt brauche es Zeit und Nerven, um das auszuhalten und durch den Winter zu kommen, sagte Kramer, und spricht auch über die besondere Bedeutung von Weihnachten in diesen Zeiten: „Während es sich die einen jetzt mit Kerzen und Bäumchen gemütlich machen, sitzen andere quasi im Rohbau. Oder haben ihr Zuhause verloren und wohnen immer noch bei Freunden, Verwandten oder in Ferienwohnungen. Was das alles für manche Menschen bedeutet, merkt man erst jetzt so richtig.“

Kramer, die in Wuppertal geboren wurde und aufgewachsen ist, erinnerte sich in dem Interview an eine stürmische Kindheit: „Ich bin tatsächlich keiner Klopperei aus dem Weg gegangen und war das, was man ein Straßenkind nennt. An meine Kindheit habe ich eine unheimlich positive Erinnerung. Das war wirklich eine schöne Zeit, weil ich das Gefühl von großer Freiheit hatte. Das denke ich heute häufiger mal, wenn ich sehe, dass jedes Kind nur noch im eigenen Vorgarten spielt und so überbehütet aufwächst, weil die Eltern Angst haben, es könne etwas passieren.“

Sie sei damals „definitiv nicht“ Liebling ihrer Lehrer gewesen: „Es war nicht so, dass ich mich wahnsinnig gern geprügelt hätte, aber ich hatte ein geradezu instinkthaftes Bedürfnis nach Gerechtigkeit. Auch wenn ich der Meinung war, dass Lehrer im Unrecht waren, habe ich mich sofort hingestellt und lauthals kundgetan, dass das so nicht geht.“ (mit dpa)