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Unfälle gaffen, Opfer filmenNRW-Psychologe: Darum haben Gaffer fast immer dasselbe Geschlecht

Immer wieder werden Unfallopfer von Gaffern gefilmt. Fast immer sind das Männer. Doch, warum?

von Iris Klingelhöfer  (iri)

Ein Gaffer filmt auf der A1 bei Köln ein brennendes Auto, in Dortmund macht ein Mann ein Handyvideo von einer verletzten Radfahrerin und bei einem Brand am Kamener Kreuz positionierte sich ein Autofahrer sogar für ein Selfie – im Hintergrund die lodernde Ladung eines Lkw.

Nach einem Unfall am Dienstag (17. Mai 2022) auf der A1 bei Hagen, als ein Lkw-Fahrer reanimiert werden musste, ermittelt die Polizei jetzt sogar gleich gegen 34 mutmaßliche Gaffer. Alles Männer, wie ein Sprecher auf Nachfrage von EXPRESS.de bestätigt. Doch, warum ist das so? Sind Männer sensationsgeiler?

Warum Männer gaffen: Das sagt NRW-Psychologe Sebastian Bartoschek

Psychologe Sebastian Bartoschek (42) erzählt, dass er lange über die Frage von EXPRESS.de nachgedacht habe. „Ich glaube nicht, dass es darum geht, sich am Leid anderer zu ergötzen. Sondern Männern geht es darum, etwas Außergewöhnliches zu erleben und zu dokumentieren: Ich war dabei! Guckt mal, was ich erlebt habe!“, erklärt er.

Der Psychologe weiter: „Frauen sind an der Stelle empathischer. Während es Männer eher auf die Ebene schieben ‚Hier ist was los‘.“ Männer würden dann auch wissen wollen, was los ist, so Baroschek. „Frauen überlegen erstmal, ob das, was da passiert, für sie Relevanz hat.“

NRW-Psychologe: Frauen halten sich eher an soziale Verbote

Frauen seien zudem offener für soziale Verstärkung, wie Anerkennung und Lob, sagt der Experte aus dem Ruhrgebiet: „Daher halten sich Frauen und Mädchen eher an soziale Verbote.“ Dementsprechend könnte es sein, erklärt Sebastian Bartoschek, dass diese sich bewusst machen, dass Gaffen etwas ist, was man nicht macht.

Allerdings gibt es auch Ausnahmen. Unter anderem soll eine Frau bei einem Motorradunfall in Lippstadt ihr Handy gezückt haben, als Rettungskräfte den teilweise entkleideten Biker behandelten. In Hennef soll eine Anwohnerin bei einem Hausbrand die Wiederbelebung des Bewohners gefilmt haben.

NRW-Innenminister Reul: „Das ist Voyeurismus in seiner übelsten Form“

Schon mehrfach hat die NRW-Polizei Dampf wegen Gaffern abgelassen. Während es für die Opfer oft um Leben und Tod geht, hätten diese nur ein Ziel: „Hollywoodreife“ Bild- und Filmaufnahmen, um sich anschließend im Internet wichtig zu machen. Auch Innenminister Herbert Reul bezieht klar Stellung: „Das ist Voyeurismus in seiner übelsten Form!“

Die Polizei verfolgt konsequent das verbotswidrige Verhalten. Gaffen kann laut Bußgeldkatalog mit einer Geldstrafe von 20 bis 1000 Euro bestraft werden. Bei unterlassener Hilfeleistung droht eine Haftstrafe. Das Fotografieren oder Filmen einer hilflosen Person stellt einen Straftatbestand dar und kann mit bis zu zwei Jahren Freiheitsstrafe geahndet werden. (iri)