Irre Szene in Düsseldorf„Dr. Po“ zeigt Richter sein Handy – das geht richtig nach hinten los

Der angeklagte Arzt sitzt mit Maske im Saal des Landgerichts.

Im Prozess um zwei Todesfällen nach Po-Vergrößerungen sitzt ein Arzt aus Düsseldorf am 28. September 2021 auf der Anklagebank.

Ein Düsseldorfer Schönheitschirurg soll für den Tod von zwei Patientinnen verantwortlich sein. Jetzt nahm der Prozess eine unerwartete Wendung.

von Barbara Kirchner (kir)

Düsseldorf. Dramatische Wendung im Prozess gegen „Dr. Po“: Am Montagmittag (8. November) verkündete Richter Rainer Drees dem Angeklagten einen Haftbefehl. Wachtmeister führten den schockierten Schönheitschirurgen in den Knast. Grund: Ali S. (50) soll Patientinnen und damit mögliche Zeugen beeinflusst haben. Der Haftgrund lautet auf Verdunklungsgefahr.

Seit eineinhalb Monaten muss sich der Iraner vor dem großen Schwurgericht in Düsseldorf verantworten. Er soll für den Tod von zwei Patientinnen verantwortlich sein. Eine 20-Jährige und eine 42-Jährige starben nach einer Po-OP. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: Der Mediziner habe zu viel Fett abgesaugt und falsche Medikamente eingesetzt.

Düsseldorf: Schönheitschirurg nach zwei Todesfällen auf der Anklagebank

Richter Rainer Drees erklärte im Prozess seine vorläufig Einschätzung. Vor allem geht es dem Gericht darum, ob „Dr. Po“ seine Patienten ausgiebig über die Risiken einer Fettabsaugung aufgeklärt hat. Sowohl Ali S. als auch seine Ehefrau, die mit in der Praxis arbeitetet, behaupten, dass der Mediziner nicht nur beim ersten Besprechungstermin, sondern auch eine Stunde vor der OP, ausführlich mit seinen Kunden redet.

Und wie zur Bekräftigung der Aussage, legte Ali S. sein Praxis-Handy auf den Richtertisch. „Hier können Sie nachlesen, wie zufrieden meine Patienten sind.“ Frage des Richters: „Dürfen wir das auswerten?“ Der Angeklagte nickte und schaufelte sich damit sein eigenes Grab.

Denn nur wenige Zeit später verlas der Richter einige Mails, die Ali S. versendet hatte.

„Bitte schreiben Sie über uns. Und dass ich Sie über die Risiken ausführlich   aufgeklärt habe. Und dass ich mir eine Stunde dafür Zeit gelassen habe. Schreiben Sie Ihre Meinung über uns und dass ich mich immer um Sie gekümmert habe.“

Gericht Düsseldorf: Mediziner muss in den Knast

Ali S. bestätigte, diese Mails verschickt zu haben. Seiner Erklärung dazu: „Patientinnen haben gelesen, dass es Probleme gibt und wollten wissen, wie Sie helfen können. Das war kein Versuch, etwas zu vertuschen.“

Der Richter schaute nachdenklich zu den Anwälten des Angeklagten: „Ich gehe davon aus, dass die Sache mit dem Handy mit Ihnen nicht abgesprochen war?“ Den Juristen dämmerte, was jetzt passieren wird. Und nachdem sich die Richter zur Beratung zurück gezogen hatten, betraten fünf Wachtmeister den Saal. Jetzt war klar: „Dr. Po“ muss in den Knast.