Sein musikalischer Aufstieg ist kometenhaft! Vor wenigen Jahren tat Elias Reiswich (19) Rap noch als unnütz ab, nun gehen seine eigenen Rap-Songs durch die Decke.

Unter dem Künstlernamen Liaze hat er es schon auf Platz zwei der deutschen Single-Charts geschafft, sein Coldplay-Sample „Paradise“ war einer der meistgestreamten Songs im zurückliegenden Jahr.

Liaze: „Ich war das Alien in der Schule“

Wie beschwerlich sein Weg dorthin war und wovon Liaze träumt, hat er im exklusiven EXPRESS.de-Interview am Donnerstag (9. Februar 2023) erzählt.

Elias Reiswichs Geschichte beginnt in Frankfurt am Main, wo er 2003 geboren wurde. In der Mainmetropole lebte er, zusammen mit seinen aus Russland stammenden Eltern und seinen Geschwistern, zunächst in einer winzigen 20-Quadratmeter-Wohnung. Schnell wollte die Familie raus aus dem Großstadtzirkus – und floh in die Eifel. Nach mehreren Umzügen lebt Liaze heute im Kreis Euskirchen.

„Ich war immer eine nachdenkliche Person, war immer anders als meine Mitschüler, habe anders getickt“, beschreibt Liaze seine Kindheit. „Ich war gefühlt das Alien in der Schule.“ Heute betont er: „Mit der Musik therapiere ich mich selbst. Mit Reimen verarbeite ich meine Emotionen.“ 

Aber wie kam Liaze überhaupt zur Musik? „Ich war schon immer musikbegeistert. Es gibt tausende Kinderfotos, wo ich am Klavier sitze, weil mich das total fasziniert hat.“ 

„Der erste Künstler, den ich aus dem deutschsprachigen Raum gehört habe, war Adel Tawil – da war ich sechs, sieben Jahre“, erzählt Liaze. Bis zur siebten Klasse hörte er alles, bis auf das Genre, in dem er jetzt zu Hause ist: „Ich fand Deutsch-Rap immer irgendwie asozial.“

Doch in der Pubertät setzte ein Wandel in seinem Denken ein. Mit knapp 15 Jahren fing Liaze an, zu YouTube-Beats seine eigenen Texte zu schreiben. Schnell verstand er es, seine Emotionen über den Sprechgesang auszudrücken: „Ich bin ein emotionaler Mensch, kann offen über Gefühle reden, kann sie beschreiben und umschreiben.“

Hören Sie hier Liazes Song „Ein Licht“ bei YouTube:

„Ich wurde zu Beginn ausgelacht, nicht ernst genommen“, erzählt Liaze und räumt ein: „Ist auch verständlich, wenn ein 15-jähriger Junge auf einmal sagt, er sei jetzt Rapper.“

„Das ging ein Jahr so, dann habe ich angefangen, Videos mit dem Handy aufzunehmen und an Kollegen zu schicken“, beschreibt Liaze. Seine Freunde fanden die Lieder gut, animierten ihn, ein Studio für eine professionelle Aufnahme anzumieten. „Einen Tag vorher habe ich mich hingesetzt und spontan einen Track geschrieben. Der war textlich totaler Müll“, blickt Liaze zurück. Doch seine selbstkritische Einschätzung teilte sonst niemand: „Die Leute haben es gefeiert.“

Ab da an hat Liaze seine Lieder über Streaming-Dienste veröffentlicht und mehr und mehr Texte geschrieben – immer mit einer ordentlichen Portion Selbstzweifel: Zwei Alben veröffentlichte er im Internet, die er nach kurzer Zeit wieder löschte. 

Der Rapper konstatiert: „Dieser ‚Viel zu Viel‘-Song, hinter dem ich heute gar nicht mehr stehe, weil er absolut peinlich ist, war mein erster Song, der eine Million Klicks geknackt hat.“

Liaze über ein mögliches Feature: „Den finde ich unglaublich!“

Schnell verdiente Liaze mit den Spotify-Streams „ordentlich Cash“, ging auf Tour und spielte in Hamburg, München, Berlin und in Köln, im Club Bahnhof Ehrenfeld. Sein angestrebtes Fachabitur brach er in der 12. Klasse ab. „Bereits nach einem Jahr hatte ich eine Vision davon, was ich mit meiner Musik erreichen will“, sagt Liaze. Und wie sieht diese Vision aus?

Liaze möchte ganz an die Spitze, so wie es beispielsweise Rapper Apache 207 (25) vorgemacht hat. Dieser ist binnen weniger Jahre zum erfolgreichsten deutschen Musiker aufgestiegen. Kürzlich hat Apache gemeinsam mit Udo Lindenberg (76) den Song „Komet“ herausgebracht.

Wenn sich Liaze einen prominenten Feature-Partner für ein Lied aussuchen könnte, wer wäre das? Liazes Antwort lässt nicht lang auf sich warten: „Kontra K, den finde ich unglaublich!“

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Auf Tuchfühlung mit dem Who's who der deutschen Musikwelt ist Liaze jedenfalls schon gegangen: Im Dezember 2022 war er dank „Paradise“ für die 1Live-Krone in der Kategorie „Bester Hip-Hop/R&B Song“ nominiert, den Preis heimste jedoch Nina Chuba mit „Wildberry Lillet“ ein.

„Plötzlich steht man da vor diesen ganzen Stars und Vorbildern“, erinnert sich Liaze an die 1Live-Krone in Bochum: „Wie ein Frischling bin ich in diese Szene reingerutscht.“ Doch das soll erst der Anfang für ihn gewesen sein. Das Talent, es auch nach ganz oben aufs Treppchen zu schaffen, habe er, attestiert er sich selbst.