„Realitätsfremd“GEW-Vorsitzende schießt vor Schulstart gegen NRWs Regierung

Ayla Celik, neue Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft spricht während einer Pressekonferenz zum Schulstart in Nordrhein-Westfalen.

Ayla Celik, hier am 16. August in Düsseldorf, hat die Landesregierung von NRW vor dem Schulstart massiv kritisiert. 

Kurz vor dem Schulstart in NRW hat die GEW-Landesvorsitzende Ayla Celik die Landesregierung scharf kritisiert. 

Düsseldorf. Der Start ins neue Schuljahr steht kurz bevor. Nun hat die Lehrergewerkschaft GEW die Abkehr der Landesregierung von den Inzidenzwerten kritisiert. „Das Schulministerium hat nicht die medizinische Expertise, um die RKI-Empfehlungen zu ignorieren und die Inzidenzwerte zu missachten“, sagte die GEW-Landesvorsitzende Ayla Celik am Montag (16. August) in Düsseldorf. Den Präsenzunterricht losgelöst von der Inzidenz umzusetzen sei waghalsig. „Augen zu und durch“ ist als Motto nicht geeignet.“ „Lüften und Frieren können nicht die Lösung sein“, so Celik.

Die Ankündigung von NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP), bei einem Corona-Fall nur noch die unmittelbaren Sitznachbarn in Quarantäne zu schicken, stieß bei der GEW ebenfalls auf Ablehnung: „Die Quarantäne an der Sitzordnung fest zu machen ist realitätsfremd. Kinder sind agil“, sagte Celik. Sie sprach sich für ein Fortführen der Regelungen des vergangenen Herbstes aus. Die Corona-Pandemie habe die soziale Ungleichheit in den Schulen verschärft. „Wir sind nicht da, wo wir sein könnten“, sagte sie und sprach sich erneut für den flächendeckenden Einsatz von Luftfiltern aus. Die Sicherheit in den Schulen dürfe nicht vom Geldbeutel der Kommunen abhängen.

NRW: Sanierungsstau für Schulgebäude ist immens

Der Sanierungsstau für die Schulgebäude Nordrhein-Westfalens betrage zehn Milliarden Euro. In vielen Klassenräumen in NRW reagiere immer noch der Overhead-Projektor. „Ich kann Eltern nicht erklären, warum in einer Pandemie ein funktionierendes Waschbecken im Gebäude schon fast Luxus ist“, sagte Celik.

Alles zum Thema Corona

Der Lehrkräftemangel an den Schulen sei mittlerweile chronisch. Im Grundschulbereich habe die Hälfte der ausgeschriebenen Stellen nicht besetzt werden können. NRW sei im Bundesvergleich bei der Bildungsfinanzierung abgeschlagen auf dem vorletzten Platz. „Gewinner stehen nicht auf dem letzten Platz. Wer beste Bildung propagiert, muss beste Bedingungen schaffen. Die chronische Unterfinanzierung des Bildungssystems darf nach Corona nicht fortgesetzt werden“, sagte Celik.

NRW: 2.5 Millionen Schüler starten in Präsenzunterricht 

Rund 2.5 Millionen Schülerinnen und Schüler starten am Mittwoch in Nordrhein-Westfalen trotz Corona-Pandemie grundsätzlich im Präsenzunterricht ins neue Schuljahr. Dabei werden entschärfte Quarantäne-Regeln greifen. Die Gesamtschullehrerin Ayla Çelik aus Köln war Ende Juni zur neuen Landesvorsitzenden der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gewählt worden. (dpa)