Nach SchulstartQuarantäne für ganze Klassen in NRW trotz neuer Regel – Kritik an Gebauer wächst

Yvonne Gebauer überquert mit Schülerinnen und Schülern der Grundschule Ferdinand-Lasalle die Straße vor der Schule.

Im Zusammenhang mit den Corona-Quarantäne-Regeln in NRW wird auch an Schulministerin Yvonne Gebauer (hier im August 2021) Kritik laut.

Obwohl die neue Quarantäne-Regel in NRW vorgibt, im Falle einer Corona-Infektion in Schulklassen nicht mehr die gesamte Gruppe zu isolieren, sieht die Realität derzeit anders aus.

Düsseldorf/Köln. Corona-Infektionen in Schulklassen sollen nach einer Regeländerung in NRW nicht mehr zwingend zu einer Quarantäne der gesamten Gruppe führen – so eigentlich der Plan. Doch die Realität sieht derzeit noch anders aus. Bei einem Corona-Fall in einer Schule schicken Gesundheitsämter nach wie vor teilweise große Gruppen in Isolation. So kamen seit den Sommerferien zum Beispiel in Solingen und Bonn bereits ganze Klassen in Quarantäne. Dabei handele es sich um Einzelfälle, in denen die Hygieneregeln nicht durchgehend eingehalten worden seien, teilten Sprecher der Städte am Mittwoch (25. August) auf dpa-Anfrage mit.

NRW: Gesundheitsämter schicken ganze Klassen in Quarantäne

Auch andernorts ermitteln die Gesundheitsämter bei einem positiven Test die individuelle Situation - mit der Folge, dass unter Umständen nicht nur die direkten Sitznachbarn des infizierten Kindes in eine 14-tägige Quarantäne müssen.

„Wenn es im Sportunterricht, in der OGS [Offene Ganztagsschule] oder in der Pause enge Kontakte gab, zum Beispiel, wenn Kinder zusammen ohne Masken in einer Vogelnestschaukel gesessen haben, wird im Einzelfall geprüft, welche Kinder in Quarantäne müssen“, sagte etwa ein Sprecher der Stadt Köln. So wurden nach einem Bericht des „Kölner Stadt-Anzeiger“ 38 Zweitklässler einer Grundschule bereits am zweiten Schultag in Quarantäne geschickt, weil sie in einem relativ kleinen Raum gemeinsam gegessen hatten.

NRW: Kritik von Grünen-Sprecherin Sigrid Beer an Ministerin Yvonne Gebauer

„Das Schuljahr ist so gestartet, wie viele befürchtet haben“, kritisierte die bildungspolitische Sprecherin der Grünen Landtagsfraktion, Sigrid Beer. „Delta-Variante und Reiserückkehrende führen dazu, dass ganze Lern- und OGS-Gruppen nach wenigen Schultagen in die Quarantäne müssen.“ Beer warf Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) vor, die Augen vor der Realität zu verschließen: „Kontakte beim Sportunterricht, in der Mensa oder während der Pause werden vergessen. Deshalb sehen sich die Gesundheitsämter in der Praxis kaum in der Lage, die vereinfachten Quarantäneregelung anzuwenden – und schicken doch wieder zahlreiche Kinder in die Quarantäne.“

Gebauer hatte vor gut zwei Wochen angekündigt, dass im neuen Schuljahr bei einem Corona-Fall nicht mehr zwangsläufig die ganze Klasse in Quarantäne muss. Als „enge Kontaktpersonen“ gelten nach dem entsprechenden Erlass des Gesundheitsministeriums jetzt nur noch Schüler, die vor, hinter, rechts oder links vom Infizierten gesessen haben. Gleiches gilt für Lehrer und weiteres Schulpersonal, wenn sie engen Kontakt zum betroffenen Schüler hatten. Geimpfte ohne Symptome sind von der Quarantäne ausgenommen.

Wer einen negativen PCR-Test vorlegt, darf wieder am Unterricht teilnehmen - außer er ist „nach einer Einzelfallprüfung vom Gesundheitsamt als Kontaktpersonen identifiziert worden“, erklärte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums.

Solingen: Zwei gesamte Klassen seit Einschulungsfeier in Quarantäne

In Solingen sind nach einem WDR-Bericht unter anderem zwei fünfte Klassen einer Gesamtschule seit der Einschulungsfeier in Quarantäne. Die Kinder hätten bei der Feier in der Turnhalle auf Matten beieinander gesessen und seien anschließend gemeinsam in die Klassenräume gegangen, so dass sich nicht mehr nachvollziehen lasse, welche der Kinder in engem Kontakt miteinander gewesen seien. Ein Stadt-Sprecher betonte, es handele sich hier um eine Sondersituation.

Generell gelte für Solinger Schulen jedoch: Sollte es Abweichungen von den vorgegebenen Hygieneregeln - Maske, Lüften, Abstand - geben, oder „sollte sich die Situation für den Stadtdienst Gesundheit unübersichtlich darstellen, müssen gerade bei der hohen Solinger Inzidenz größere Gruppen in Quarantäne genommen werden“. Im Schnitt seien seit den Ferien pro Fall sieben Quarantänen ausgesprochen worden.

Wie viele Schüler in NRW seit den Ferien bisher in Quarantäne kamen, konnten Schul- und Gesundheitsministerium am Mittwoch nicht sagen. Erste Zahlen dazu soll es Anfang kommender Woche veröffentlicht werden. (dpa/jv)