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Kirchen-Revolution am NiederrheinErstmals führt eine Frau eine katholische Gemeinde

Christel Winkels sitzt in der Kirche St. Willibrord in Kleve.

Kirchenexperiment auf dem Land: Christel Winkels, hier eine aktuelle Aufnahme, leitet als Frau die Gemeinde.

Es ist eine Revolution in der katholischen Kirche am Niederrhein: Erstmals führt eine Frau eine Kirchengemeinde. Ort des Geschehens ist ein Stadtteil der Stadt Kleve, eigentlich ein größeres Dorf namens Kellen. 

von Michael Kerst (mik)

Für EXPRESS-Autor Michael Kerst ist Kellen mehr als irgendein Ort: Er ist hier aufgewachsen, auch und gerade in der katholischen Gemeinde. Und er ist ebenso überrascht wie erfreut, dass gerade in „seinem“ Kellen jetzt dieses „Kirchen-Experiment“ läuft.

Kellen ist - neben meiner Wahlheimat Düsseldorf - der wichtigste Ort in meinem Leben. Und die katholische Kirchengemeinde St. Willibrord war mir über Jahrzehnte eine Heimat. Hier haben meine Eltern geheiratet.

NRW: Frau führt erstmals katholische Gemeinde in Kleve

Hier wurde ich gut zehn Monate später getauft, bin zur Kommunion gegangen, war Messdiener und Lektor - habe also die Lesung in der heiligen Messe vorgetragen. Hier habe ich zum ersten Mal geheiratet, hier wurde auch meine Tochter getauft. Über die ältere der beiden Kellener Kirchen habe ich vor immerhin 35 Jahren ein Buch geschrieben.

Und jetzt das: Was immer undenkbar schien, ist in der Willibrord-Gemeinde jetzt Realität - eine Frau steht an der Spitze. Sie heißt Christa Winkels, ist 56 Jahre alt und von Beruf Pastoralreferentin.

Normalerweise gibt es immer einen Pfarrer „oben drüber“, der sagt, wo es langgeht. Zur ehemals kleinen Gemeinde sind inzwischen weitere umliegende angegliedert worden. Das heißt: Christa Winkels ist zuständig für acht Kirchen, 9500 Gläubige, drei Kindergärten und drei Altenheime. Dabei helfen ihr ein Team aus Hauptamtlichen und Mitglieder aus Kirchenvorstand, Pfarrgemeinderat und Seelsorge.

Und es gibt ihn tatsächlich auch noch, einen Pfarrer, der - so wollen es die Vorgaben des Vatikan - im Zweifel das letzte Wort hat. Philip Peters heißt er und ist Pfarrer in einer benachbarten Kirchengemeinde. Seine Rolle ist die eines „moderierenden Priesters“. Er nimmt regelmäßig an Sitzungen teil … und lässt ansonsten Christa Winkels „machen“.

Sein Recht auf Entscheidung habe Peters bisher kaum ausgeübt, sagt die Pastoralreferentin, die seit einem Jahr „Chefin“ ist: „Er hält sich zurück, ist aber ansprechbar.“ In Kellen wurde das Experiment nach der Versetzung des bisherigen leitenden Pfarrer auch wegen des eklatanten Priestermangels in der katholischen Kirche gestartet - aber nicht nur.

Frau führt katholische Gemeinde in NRW: „Müssen weg von männerzentrierter Kirche“

„Wir müssen weg - und das auch nicht nur aus der Not heraus - von einer priester- und männerzentrierten Kirche“, sagte der Münsteraner Weihbischof Rolf Lohmann zum Beginn. Die Kirchengemeinde gehört zum Bistum Münster. Mich als „Alt-Kellener“ macht die Entwicklung in meiner alten Heimat schon ein wenig stolz. Und ich frage mich, wie dieses Experiment wohl in der Praxis funktioniert.

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Was etwa machen die Verantwortlichen, wenn sie vor der Frage stehen, welche ihrer Kirchen sie in der Energiekrise noch beheizen? Es gab offenbar hitzige Debatten, welche das sein sollen. „Bei uns werden Entscheidungen in einer Gruppe gefällt - und das oft nach kontroversen Debatten“, sagt Winkels.

Das „Kellener Modell“ scheint zu klappen: Die Bistumsleitung in Münster bescheinigt dem Experiment einen „Vorbildcharakter“. Das Team von Willibrord könne auf „ein gutes erstes Jahr zurückblicken“, so ein Sprecher. „Die Leitung eines Seelsorgeteams hängt, das zeigt sich hier deutlich, nicht vom Geschlecht der leitenden Person ab.“