Deutlich unter HöchststrafeMädchen (15) erstach Halbbruder (3) im Schlaf – Urteil da

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Die Mutter (r.) des getöteten Jungen im Landgericht Detmold. 

von Julia Todorinc (jto)

Detmold – Diese Horror-Tat schockte das ganze Land: Eine 15-Jährige aus Detmold stach im vergangenen November ihren dreijährigen Halbbruder im Schlaf mit 28 Messerstichen tot. Am Mittwoch, 29. April 2020, verkündete das Landgericht Detmold nun sein Urteil.

Das Gericht sprach die Jugendliche wegen Mordes schuldig und verurteilte sie zu siebeneinhalb Jahre Haft. Die Richter blieben damit unter der maximalen Höchststrafe des Jugendstrafrechts von 15 Jahren, weil die Angeklagte ihre Tat gestanden hatte.

Das Mädchen habe in der Verhandlung keine Ausflüchte geäußert, sagte ein Gerichtssprecher. Auch sei die 15-Jährige nicht vorbestraft. Auch das sei ihr bei der Strafbemessung positiv angerechnet worden. 

Die Mutter erhielt Brief von der Tochter

Die 46-jährige Mutter der Kinder hat das Schlimmste erlebt, was einer Mutter überhaupt passieren kann: Ihr kleiner Sohn (†3) wurde im Schlaf erstochen  – von seiner 15-jährigen Halbschwester (hier lesen Sie mehr). Im Frühjahr fand sie die Kraft, öffentlich über ihre Gefühle zu sprechen.

Im Februar erreichte die Frau ein Brief aus dem Jugendgefängnis Iserlohn. Laut „Bild“ war es das erste Mal – seit der blutigen Tragödie vom 6. November 2019 – dass die 15-Jährige wieder Kontakt zu ihrer Mutter gesucht hat. 

kerzen

Trauernde Menschen haben nach der Tat Kerzen und Blumen für den getöteten Jungen abgelegt.

„Darin stand, dass es ihr leid tue, was passiert ist, und ob ich sauer auf sie sei“, sagt die Mutter nun.

Nach Geschwister-Mord in Detmold: Mutter will ihrer Tochter verzeihen

Statt sauer fühle sich die 46-Jährige kraftlos und hilflos.

Verzeihen wolle sie ihrem Kind trotzdem. Sie vergebe ihr, würde sie niemals im Stich lassen, so die Detmolderin im Interview. „Ich liebe sie über alles. Ich würde ihr gerne zur Seite stehen und sie umarmen.“

haus

Eine Polizistin vor dem Haus, in dem der Junge getötet wurde.

Zu einem Treffen von Mutter und Tochter sei es aber bisher nicht gekommen.

Das Detmolder Drama geschah am 6. November 2019 

Das Motiv für die Schock-Tat des jungen Mädchens soll in ihrem schwierigen familiären Umfeld liegen. Außerdem habe sie eine tiefe Abneigung gegen ihren Halbbruder entwickelt.

Die Mutter will davon nichts geahnt haben, wie sie jetzt beteuert: „Ich wusste nicht, dass sie so viel Hass ihm gegenüber entwickelt hat.“

Weil die 15-Jährige auch in der Schule gemobbt worden sei, habe die 46-Jährige einen Termin für sie bei einem Psychologen gemacht.

Halbschwester hinterließ Botschaft aus Blut des Bruders

Die Halbschwester soll nach dem Mord eine Botschaft an einer Wand hinterlassen haben: „Ich habe es gemacht, weil ich ihn hasse.“

Die mutmaßliche Täterin soll die Worte mit dem Blut des toten Jungen an die Wand geschrieben haben.

Doch das Motiv bleibt insgesamt vage. Das Gericht sprach von Geschwisterrivalität, der Anwalt der 15-Jährigen wollte sich nicht weiter zum Warum äußern. (so, jto)