„Sex Now“ heißt die neue Ausstellung in Düsseldorf, in der es um Lust, Körper und Begehren geht. Sex in seinen unterschiedlichsten Facetten. Von Latexmode, Möbeldesign, Fotografie, Medienkunst bis hin zu Puppen und Sexspielzeug.
„Sex Now“ in DüsseldorfEintritt erst ab 18 Jahren!

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Blick auf die Ausstellung „Sex Now“ im NRW-Forum.
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Nach den letzten Ausstellungen wie „Superheroes“, die wahre Publikumsmagneten waren, hatten die Macher des NRW-Forums die Latte echt hoch gelegt.
Doch auch die neue Ausstellung verspricht regen Publikumsverkehr in dem Museum im Ehrenhof.
Wer bis zum Besuch der Schau noch Fragen hatte, sollte danach aufgeklärter sein. Gezeigt wird alles. Ohne Tabus. Daher gilt: Eintritt erst ab 18 Jahren!
„Sex ist das größte, schönste, komplexeste und umstrittenste Thema überhaupt – ein Thema, das uns alle angeht. Denn ohne Sex wären wir nicht auf der Welt“, erklärte Alain Bieber.
Der künstlerische Leiter des Museums „NRW Forum“ hat die Schau gemeinsam mit Judith Winterhager kuratiert.
Mit rund 400 Objekten in zehn Themenräumen verteilt auf rund 1200 Quadratmetern geht es um einen „intimen Dialog über Sexualität und Gesellschaft“. So begrüßt den Besucher zu Beginn der Ausstellung ein großes „vibrierendes Herzbett“, auf dem „Playboy“-Ausgaben zum Durchblättern einladen. Das Bett ist übrigens dem vibrierenden Herzbett aus dem Computerspiel „Die Sims“ nachempfunden.
Sex-Umfrage: 26 Prozent wollen „Flotten Dreier“
Daneben steht ein halb geöffneter Schrank. Öffnet man ihn, wird man gefragt: „Was sind deine geheimen Fantasien?“ Die Antwort anderer Befragter steht dort geschrieben: Laut „Amorelie Sexreport“ träumen 26 Prozent von Sex zu Dritt, 17 Prozent von Tantra und Slow Sex, 17 Prozent von Rollen- und Fesselspielen und weitere 17 Prozent von Sexpartys und Swingerclubs.
Geht man dann um die Ecke, erwartet einen direkt gegenüber der dargestellten Zeitreise durch die Geschichte der Sex-Revolution die Installation der Künstlerin Peaches: „Fleshie Fountain“ heißt der etwas ungewöhnliche Springbrunnen, bei dem sich überdimensionierte Silikon-Sextoys, die ursprünglich für die männliche Selbstbefriedigung konzipiert wurden, hier miteinander vergnügen.

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Die Installation „The Vulva Gallery“ in der Ausstellung „Sex Now“ in Düsseldorf.
Unweit davon werden die Fotografien des Dortmunder Künstlers Martin de Cringis unter dem Titel „Die Schönheit & die Jungs“ gezeigt. Der Fotograf: „Bei den Fotos gibt es keine Pimmel zu sehen, weil ich den Fokus auf die Fülle der Körper legen wollte.“
„Sex Now" in Düsseldorf: Pornokino hinterm Samtvorhang
Weiter drin in der Ausstellung, landet man in einem samt-roten Raum, über dem die Aufschrift „PORYES“ prangt. Schiebt man den Vorhang zur Seite, befindet man sich in einem kleinen Sex-Kino. Gleich um die Ecke beschäftigt sich ein ganzer Raum mit dem Thema „#metoo“.

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Ein Exponat zum Thema „#metoo" in der Ausstellung „Sex Now" im NRW-Forum in Düsseldorf.
Andere Räumen rücken „BDSM“-Vorlieben oder Sextoys in den Mittelpunkt. Auch ein Sex- und Liebessimulator im virtuellen Raum, den die 3D-Künstlerin Miyö Van Stenis entwickelt hat, gehört zur Schau.
Die Zeit sei genau richtig für diese Ausstellung, betonten Bieber und Winterhager am Donnerstag (4. September) kurz vor der Eröffnung. „Wie wir festgestellt haben, ist das Thema Sexualität gerade bei der jüngeren Generation mit viel Scham behaftet, mit Tabus und gesellschaftlichen Erwartungen.
Dabei ist es ein zentrales Thema – die Frage nach Identität, nach Zugehörigkeit. Wir denken, dass die Kunst und die Design- sowie Alltagsobjekte hoffentlich die Räume öffnen können, um genau diese Themen anders zu behandeln und um ins Gespräch zu kommen“, sagt Judith Winterhager. „Man erfährt in der Ausstellung auch viele Dinge, die man vielleicht vorher nicht wusste: Etwa dass die Klitoris bis 2022 noch nicht korrekt in den Lehrbüchern abgebildet wurde.“
Ausstellung „Sex Now": Erste Hassbriefe gingen schon ein
Aufklärung sei eines der obersten Ziele der Ausstellung. Das gefällt nicht jedem, wie das Team schon feststellen durfte. Alain Bieber: „Die ersten Hassbriefe haben uns schon erreicht.
Mit dem Inhalt, es sei ekelerregend, was wir da machen. Wir stellen uns auf Kritik ein und sind vorbereitet. Alle Mitarbeitenden wurden geschult - von der Telefonzentrale bis zu den Aufsichten. Es gibt ein umfangreiches Achtsamkeitskonzept und Triggerwarnungen, so dass die Ausstellung auch ein Safe Space für alle wird.“

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Eine Installation im „BDSM“-Raum der Ausstellung „Sex Now“.
Zudem wurden im Vorfeld die im Thema „Pornografie“ kundigen Behörden eingeschaltet: „Wir hatten Gespräche mit der Polizei Düsseldorf und der Staatsanwaltschaft, die sich manche Exponate angeschaut haben. Das war ein spannender Prozess – wir haben auch sehr viel gelernt: Etwa, dass Werke durchaus künstlerisch sein können, aber trotzdem pornografisch. Das ist der Grund, weshalb die Ausstellung ab 18 ist“, so Bieber. Daher sollte jeder Besucher seinen Personalausweis mitbringen, der am Einlass kontrolliert wird.
NRW-Forum: Alain Bieber hört nach zehn Jahren auf
Etwas emotional am Riemen reißen musste sich Alain Bieber zur Eröffnung der Ausstellung aber doch. Für den künstlerischen Leiter des „NRW-Forums“ ist „Sex Now“ die letzte Schau. „Nach zehn Jahren, über 50 Ausstellungen und über eine Mio Besuchern werde ich mich neuen Projekten widmen. Man soll bekanntlich aufhören, wenn es am schönsten ist. Ich hoffe, ich habe Düsseldorf etwas wilder, bunter und aufregender gemacht.“ Im November wird er sich verabschieden. Düsseldorf werde er aber treu bleiben.
Ab heute ist „Sex Now“ zu sehen – die Ausstellung hat ein umfangreiches Begleitprogramm und läuft bis zum 3. Mai 2026.
