Lange 13 Jahre mussten die Fans auf ein Deutschland-Konzert von Duran Duran warten. In Düsseldorf gab es jetzt die umjubelte Rückkehr. Die Pop-Größen präsentierten ihre größten Hits.
Mega-Hits und viele EmotionenUmjubeltes Comeback für Achtziger-Ikonen – nur ein Detail passte nicht

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Sie landeten wie Außerirdische in Düsseldorf und nahmen ihre Fans mit auf eine emotionale Zeitreise: Duran Duran gab am Dienstagabend (24. Juni 2025) das erste Deutschland-Konzert seit 13 Jahren.
Vielleicht ist in der Flasche ja das Zauberwasser. Das Konzert befindet sich bereits auf der Zielgeraden, als Simon Le Bon einen kräftigen Schluck nimmt, eine Ladung wieder ausspuckt, dann die ersten Reihen im Publikum beträufelt und anschließend die Pulle in die Menge wirft.
Es muss schließlich irgendein Geheimnis geben, wie es dem 66-Jährigen gelungen ist, seine Qualitäten so zu konservieren. Seit 45 Jahren ist der Brite inzwischen der Frontmann der Synthpop-Helden Duran Duran. Noch immer trifft er die Töne perfekt und weiß sich in Szene zu setzen – auch in pinkfarbener Lederjacke zur silbernen Glitzerhose.
Duran Duran: 10.000 Fans feiern die Band in Düsseldorf
Nach 13 Jahren Deutschland-Abstinenz versetzt die Band am Dienstagabend (24. Juni 2025) die 10.000 Fans im PSD Bank Dome zurück in die Achtziger. Plötzlich sieht jeder vor seinem geistigen Auge wieder die Bravo-Poster an der Wand und die verächtlichen Blicke der sich viel cooler fühlenden, die lieber The Cure oder Iron Maiden hören.
Zum Start wabert Nebel, Weltall-Atmosphäre wird erzeugt, ehe das Quartett im Scheinwerferlicht in Rath auftaucht und direkt ganz an den Anfang zurückgeht. „Night Boat“ vom 1981er-Debütalbum ist der perfekte Song, um die Stimme zu lockern. Denn schon direkt danach brennt die Hütte das erste Mal. Zu „The Wild Boys“ lodern Flammen auf der Leinwand und die Tribünen zittern.
„Habt ihr euer Sauerkraut und euer Bier bekommen oder ist einer noch ‚Hungry like a Wolf‘?“, will der exzentrische Frontmann wissen. Auch solche Klischees müssen sein. Genau wie das weiße Sakko, was er zum James-Bond-Song „A View To A Kill“ überzieht, während das Intro vom 007-Streifen „Im Angesicht des Todes“ mit Roger Moore läuft.
Es folgen weitere filmische Erinnerungen. Bei „Frieds of Mine“ ist Christopher Lee als Dracula zu sehen. „Heute sind wir das erste Mal in euer Stadt“, ruft Simon Le Bon begeistert. Dass die Band im November 1988 bereits in der Philipshalle war, ist ihm wohl entfallen. Aber nach 47 Jahren Band-Geschichte, 16 Studio-Alben, die sich mehr als 100 Millionen Mal verkauft haben, und unzähligen Konzerten, sei es verziehen.

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Sänger Simon Le Bon (l.) und Bassist John Taylor beim Auftritt im PSD Bank Dome in Düsseldorf.
Keyboarder und Gründungsmitglied Nick Rhodes zitiert in „The Reflex“ ein Vorbild der Band: „Trans Europa Express“ von Kraftwerk. Hinter Duran Duran liegen turbulente Jahre. Auszeiten, Streitigkeiten, Umbesetzungen, Stilwechsel – inzwischen wirken Le Bon, Rhodes, John Taylor (Bass) und Roger Taylor (Schlagzeug) harmonisch und in sich ruhend.
Bei der Live-Umsetzung unterstützen Dom Brown (Gitarre), Simon Willescroft (Saxofon) und das Backgorund-Duo Anna Ross und Rachael O'Connor. Mit „(Reach Up for the) Sunrise“ wurde vor zwei Jahrzehnten die Wiedervereinigung der Originalbesetzung gefeiert. Das Düsseldorfer Publikum geht dabei richtig aus dem Sattel.

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Seit Gründung der Band ist Keyboarder Nick Rhodes Teil von Duran Duran.
Die ausgelassene Achtziger-Party nutzt Le Bon auch für ein paar ernste Worte. „Wir haben eine großartige Zeit. Aber wir sollten auch an die Menschen auf der Welt denken, die es nicht so gut und einfach haben, wie wir. Wir sind sehr glücklich, wie wir leben und unser Leben genießen können“.
Er denke aber auch an die Menschen im Mittleren Osten, in Gaza, in Israel, im Iran, in der Ukraine. „Wir unterstützen sie in ihrem Kampf. Alles, was sie wollen, ist ein Leben in Frieden und Glück in ihrem eigenen Land – in ihrer eigenen ‚Ordinary World‘“, leitet er den Song von 1992 ein.

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Simon Le Bon zeigt immer noch modischen Mut und ist gesanglich voll auf der Höhe.
Von den jüngsten Alben „Future Past“ und „Danse Macabre“ gibt es auch je eine Kostprobe. Doch an dem Abend geht es um die zeitlosen Hits und die Erinnerungen an die Jugend. Mit „Girls on Film“, „Save a Prayer“ und „Rio“ endet die 105-minütige emotionale und umjubelte Zeitreise.
Dieser Sprung in die Epoche der New Romantics erwärmte einfach das Herz. Der inzwischen vierfache Großvater Le Bon hat bewiesen, dass er auch ohne Föhnfrisur die Menge zum Kreischen bringen kann. Hoffentlich dauert es nicht wieder so lange, bis die Achtziger-Größen das nächste Mal auf „Planet Earth“ landen.