Feuertod in DüsseldorfZeugin: „Ich löschte den Mann an der Bushaltestelle“

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Am Tag nach dem schrecklichen Brand in der Bushaltestelle: Heike Janssen lässt das Erlebte immer noch nicht zur Ruhe kommen. Sie ist an den Ort zurückgekehrt, an dem Herbert T. seine tödlichen Brandverletzungen erlitt, um Blumen und eine Kerze zu bringen und für den Toten zu beten.

von Michael Kerst (mik)

Düsseldorf – Der Schock von Eller nach dem Feuertod des 70-jährigen Helmut R. – er sitzt noch immer tief.

Eine, die besonders betroffen ist, kehrt am Tag danach an den Ort des Geschehens zurück: Heike Janssen (59) war eine der Ersthelferinnen vor Ort.

„Ich kam vom Einkauf, wollte eigentlich noch in den Wald, um mich ein wenig zu erholen – da sah ich plötzlich Rauch in der Bushaltestelle“, erzählt sie mit stockender und doch aufgeregter Stimme im Gespräch mit dem EXPRESS. „Ich dachte: »Hoffentlich ist da nicht irgend etwas explodiert!«“

Als sie zur Haltestelle eilte, stand dort ein Mann an seinem dunklen Auto und hielt sein Handy in der Hand: „Der war völlig schockiert und stammelte nur: »Da brennt ein Mensch!« Und tatsächlich: Da saß er ganz aufrecht und ganz dünn und blickte mir direkt in die Augen. Die Flammen schlugen von seinem Rücken auf beiden Seiten nach vorn.“

Heike Janssen reagierte sofort: „Ich habe funktioniert wie eine Maschine. Den paralysierten Mann am Auto habe ich gefragt, ob er eine Decke zum Löschen hat. Aber ich traute mich selbst nicht an die lodernden Flammen heran …“

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In diesem Moment kam der Obdachlose Alex auf seinem Fahrrad hinzu – Heike Janssen bat ihn um Hilfe. „Er nahm die Decke undlegte sie dem brennenden Mann ganz vorsichtig um die Schulter – wie mit einer freundschaftlichen Geste“, erzählt die Zeugin. „Ich hatte noch zwei Flaschen Wasser dabei von meinem Einkauf, mit denen haben wir die Decke nass gemacht, aber ganz vorsichtig, damit der arme Mann keinen Schock bekommt.“

Immer mehr Helfer kamen hinzu: „Inzwischen weiß ich, dass ich die alle angeschrien habe – aber das habe ich in dem Moment gar nicht gemerkt“, erzählt die Helferin. „Wir haben alle zusammen geholfen – das war vorbildlich. Wenn einer nicht mehr konnte, dann hat ein anderer übernommen.“

Es dauerte lange Minuten, bis endlich die Rettungskräfte der Feuerwehr am Brandort eintrafen. Sie brachten Helmut R. sofort in eine Klinik, wo er am nächsten Morgen starb.

„Ich kannte den Mann nicht, habe ihn nie zuvor gesehen“, berichtet Heike Janssen. „Aber nachdem ich gehört habe, dass er gestorben ist, habe ich bei der Polizei angerufen und gefragt, was jetzt mit ihm passiert, wann er beerdigt wird.“

Das konnten ihr die Beamten nicht sagen. „Deshalb habe ich mir gedacht, dass ich am besten noch einmal herkomme zur Bushalte stelle“, sagt sie. „Ich habe ihm ein paar Blumen mitgebracht und eine Kerze angezündet. Und jetzt setze ich mich einfach hier hin, um für ihn ein Gebet zu sprechen …“