Corona-Horror bei TönniesWegen einer Aussage: Lauterbach geht mit Laschet ins Gericht

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Karl Lauterbach (SPD) steht Mitte Mai in einer Warteschlange bei der Sitzung des Bundestages. Nach dem Corona-Ausbruch in einer Schlachterei von Tönnies in NRW macht der Gesundheitsexperte dem Ministerpräsidenten Laschet Vorwürfe.

von Martin Gätke (mg)

Düsseldorf/Berlin – Die Zahl der Infizierten steigt und steigt: Nach dem Corona-Ausbruch beim Schlachtereibetrieb Tönnies in Rheda-Wiedenbrück gibt es am Donnerstag mittlerweile 730 registrierte Neuinfektionen (hier lesen Sie mehr). Am Vorabend lag dieser Wert noch bei 657.

Die Hunderten Corona-Infizierte beim Schlachtbetrieb in Ostwestfalen schrecken auf. Die Ursachensuche läuft auf Hochtouren, die Frage nach der Verantwortung wird laut. Und auch NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) gerät in Erklärungsnot.

Tönnies: Armin Laschet (CDU) geriet wegen Aussage unter Druck

Vor allen Dingen wegen einer Äußerung geriet er unter Druck. Am Mittwoch hatte Laschet auf die Frage, was der Corona-Ausbruch im Schlachtbetrieb Tönnies über die bisherigen Lockerungen in NRW aussage, geantwortet: „Das sagt darüber überhaupt nichts aus, weil Rumänen und Bulgaren da eingereist sind und da der Virus herkommt. Das wird überall passieren.“

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Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach machte Laschet in einem Interview mit „watson“ Vorwürfe. „Es ist unklar, ob Gastarbeiter aus Rumänien oder Bulgarien das Virus mitgebracht haben“, erklärte Lauterbach. „Darum geht es allerdings auch nicht: Die Tatsache, dass sich das Virus so schnell ausbreiten konnte, ist offensichtlich den Arbeitsbedingungen bei Tönnies geschuldet, die die Übertragung von Krankheitserregern begünstigt haben müssen.“

Grund dafür könnte die schwere Arbeit sein und das damit verbundene schwerere Atmen. Oder auch die kühle Temperatur der Betriebe, die das Virus länger überleben lasse.

Lauterbach über Laschet: „Darf nicht sein, dass er das Problem wieder benennt, aber nicht löst”

Erst die Corona-Fälle in Schlachtbetrieben in Coesfeld und Oer-Erkenschwick vor einigen Wochen, nun kommt Tönnies hinzu. Vor diesem Hintergrund geht Lauterbach mit Laschet scharf ins Gericht. „Es darf nicht sein, dass Laschet das Problem jetzt wieder benennt, aber nicht löst. Mit seiner Aussage zeigt er ins Ausland und lenkt von der Verantwortung NRWs bei der Kontrolle dieser Betriebe ab. Er müsste nun klarmachen, dass die Arbeitsbedingungen, die bei Tönnies und anderen Schlachtereien vorherrschen, nach Abklingen der Ausbrüche tatsächlich verbessert werden.“

Lauterbach ist der Meinung, dass gerade Einkommensschwache leider die großen Verlierer der Pandemie seien. „Sie verlieren am ehesten ihre Jobs, wenn sie wieder arbeiten, werden sie am ehesten unter riskanten Bedingungen wieder tätig sein und Einkommenseinbußen haben. Sie werden es auch am schwersten haben, wieder Arbeit zu finden.“ Durch Pandemie würden die Unterschiede zwischen Arm und Reich noch verstärkt. Lauterbach appelliert daran, Corona-Tests kostenlos und für alle verfügbar zu machen.

Armin Laschet nahm erneut Stellung zu seiner umstrittenen Aussage

Mittlerweile nahm Laschet erneut Stellung zu seiner umstrittenen Aussage. „Menschen gleich welcher Herkunft irgendeine Schuld am Virus zu geben, verbietet sich. Mir ist wichtig klarzumachen, dass das für mich wie für die gesamte Landesregierung selbstverständlich ist“, erklärte Laschet am Donnerstag.

Die Verantwortung für das Geschehen liege aber bei den Unternehmen, betonte der CDU-Politiker. Er kündigte „substanzielle Verbesserungen bei den Bedingungen insbesondere für Arbeitnehmer aus Bulgarien und Rumänien“ an. (mg/dpa)