Halsbandsittiche in BonnSie sind putzig – darum will man sie aber nicht als Nachbarn

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Im Bonner Norden gerieten diese beiden Halsbandsittiche offenbar in Ekstase und hackten einen regelrechten Kanal in eine Hauswand. 

von Iris Klingelhöfer (iri)

Bonn – Sie hacken eifrig, pulen und knabbern wie wild – währenddessen bleiben immer wieder Passanten stehen und fragen sich, was die beiden da eigentlich treiben. Denn zwei Halsbandsittiche haben in einer Hauswand in der Bonner Nordstadt einen regelrechten Kanal gebaut! 

Halsbandsittiche brüten gerne in Höhlen alter Baumbestände, wie Platanen – aber in Sachen Nestbau sind sie ganz offensichtlich flexibel. „Grundsätzlich bevorzugen sie Naturhöhlen, sie haben aber in den letzten Jahren vermehrt gelernt, sich Höhlen in Hausfassaden zu bauen“, erklärt der Bonner Ornithologe Matthias Overmann (29). 

Das Ziel der beiden „Kanalbauer“ sei hingegen ungewöhnlich. Overmann: „Normalerweise gibt es ein kleines Einflugloch mit einer dahinterliegenden Höhle.“

Halsbandsittiche in Bonn: Neben Krähen gehören sie zu den intelligentesten Vögeln

Der Experte wohnt in der Altstadt und hat selbst die putzigen Sittiche als Nachbarn. „In die neue Fassade eines Nachbarhauses hat ein Specht ein paar Löcher reingehauen, ein Halsbandsittich-Paar hat dann ein Loch übernommen, noch etwas Dämmmaterial rausgepopelt und die Höhle vergrößert.“ Seitdem, so der Ornithologe, ziehe dort jedes Jahr ein Sittich-Pärchen seinen Nachwuchs groß. „Höhlen sind limitiert und sprechen sich daher rum.“

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Der Bonner Ornithologe Matthias Overmann (29) ist Halsbandsittich-Experte. 

Laut Matthias Overmann zählen Halsbandsittiche als Vertreter der Papageien neben Krähenvögeln zu den intelligentesten Vögeln. So hätten sie auch gelernt, dass man die Stopfen, mit denen nach Abbau eines Fassadengerüsts die Löcher der Verankerung abgedichtet werden, rauszupfen kann und so einen prima Höhlenanfang hat. Als Mitarbeiter des NABU Bonn wurde Overmann im letzten Jahr von einem Hauseigentümer aus der Nordstadt angerufen, bei dem genau das passiert war. 

„Die Frage war, wie man das zukünftig verhindern kann“, erzählt der 29-Jährige, der seine Masterarbeit über Halsbandsittiche geschrieben hat und dabei von einem Experten des Museum Koenig betreut wurde. Man könne es mit Nistkästen für Halsbandsittiche probieren, erklärt Overmann. „Sie werden dann so aufgehängt, dass die Sittiche von der Fassade abgelenkt werden.“ Ein Biologen-Kollege aus Heidelberg würde die Nistkästen bauen und hätte mit ihnen bereits Erfolge erzielt. 

Halsbandsittiche in Bonn: Aktuell ist Brutzeit und daher ist es in Teilen Bonns so leise

Aktuell ist Brutzeit (März bis April). Daher ist es in Teilen Bonns auch so leise. Denn außerhalb der Brutzeit sind Halsbandsittiche in großen Schwärmen von bis zu 1000 Tieren unterwegs und treffen sich an ihren Schlafplätzen, wie an Nordbrücke und LVR-Klinik. „Dann wird es laut“, so Matthias Overmann. Denn die Sittiche sind nicht nur sehr gesellig, sondern sie „plappern“ auch viel.

Für die Bonner gehören die hauptsächlich grüngefiederten Vögel längst zum Stadtbild. Kein Wunder, denn die ersten sind 1979 in der Bundesstadt aufgetaucht. Sie haben aus Köln „rübergemacht“. In der Domstadt wurden Halsbandsittiche bereits 1967 gesichtet. Matthias Overmann: „Dort waren sie entweder ausgesetzt worden oder aus einer Voliere abgehauen. Das weiß man nicht genau.“

Halsbandsittiche in Bonn: Ornithologische Arbeitsgemeinschaft zählt rund 2600 Tiere

Inzwischen hat sich der Halsbandsittich, der die am weitesten verbreitete Papageienart ist und sowohl in Afrika als auch in Asien vorkommt, in Bonn gut vermehrt. Im Sommer letzten Jahres hat die Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Bonn (OAG) rund 2600 Tiere gezählt. 

In Deutschland sei der Halsbandsittich eigentlich nur entlang der Rheinschiene zu finden, erklärt Overmann: „Weil es hier im Winter nicht so kalt wird.“