Knatsch in BonnBitter: Grüne zerlegen ihren Sensationserfolg

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Grüner Jubel am Wahlabend des 13. Septembers, als feststand, dass es zur Stichwahl zwischen Katja Dörner (vorne) und dem da noch amtierenden OB Ashok Sridharan kommen würde und die Grünen in Bonn die Mehrheit holten.

von Marion Steeger (MS)

Bonn – Der Tag danach: Die einen tun so, als wär alles nicht so schlimm. Die anderen raufen sich förmlich die Haare. Die Bonner Grünen haben sich kurz nach der für sie so sensationell erfolgreichen Kommunalwahl selbst zerlegt.

Mit einer Nicht-Nominierung fing es an, mit den Austritten von zwei langjährigen Ratsmitgliedern hört es auf. Nix ist mehr mit satter Mehrheit von Grünen, SPD und Linken.

Grüner Sensationserfolg: Bonner Bezirksbürgermeisterin frustriert

Brigitta Poppe-Reiners war drei Jahre lang Bezirksbürgermeisterin in Bonn. Und fiel aus allen Wolken, als sie nach der Wahl nicht mehr für diesen Posten von ihrer Fraktion vorgeschlagen wurde. Verletzte Gefühle... 

Doch hinter den Kulissen hatte sich offenbar noch mehr Frust aufgestaut, der jetzt nicht nur zu Poppe-Reiners Austritt führte, sondern auch zu dem des bisherigen Fraktionssprechers Hartwig Lohmeyer. In einer Erklärung erläutern die langjährigen Grünen-Mitglieder ihren Schritt, jetzt als Gruppe im Rat mitmischen zu wollen.

  • Die grüne Ratsfraktion habe in Sachen Melbbad „ökologische und planerische Aspekte“ zu wenig berücksichtigt. Das wollten Lohmeyer und Poppe-Reiners nicht mittragen.
  • Als Fraktionsvorsitzende hatten die beiden Politiker sich gegen den Plan der Grünen gestemmt, einen „konkurrierenden Ratsbürgerentscheid“ zum Melbbad auf den Weg zu bringen. „Das hat man uns übel genommen.“
  • Nur das könne wiederum dazu geführt haben, dass Poppe-Reiners nicht für das Amt der Bezirksbürgermeisterin vorgeschlagen wurde.
  • Die Bonner Grünen hätten „im Schweinsgalopp“ ein neues Fraktionsstatut verabschiedet. Nach Ansicht der beiden ausgetretenen Ratsmitglieder gebe es so Ratsmitglieder erster und zweiter Klasse. Für Lohmeyer und Poppe-Reiners ein No-Go.

Grüner Sensationserfolg: Droht jetzt Polit-Chaos?

Bittere Folge: Grüne und CDU liegen bei den Sitzen im Rat jetzt mit 17 gleichauf. Mit SPD (11) und Linken (4) kommt das linke Bündnis auf 32 Sitze. Bei insgesamt 66 Sitzen im Rat fehlt da jetzt was zur Mehrheit...

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Mischt nicht länger bei den Bonner Grünen mit: Brigitta Poppe-Reiners

Droht in Bonn jetzt Polit-Chaos? Ist die Bundesstadt mit ihren politischen Gremien nicht mehr handlungsfähig? Wohl kaum. Denn schon kündigen die beiden Abtrünningen an, dass sie für „eine kooperative Zusammenarbeit mit der grünen Ratsfraktion, der Oberbürgermeisterin und einer künftigen Koalition gerne bereit“ sind.

Und da wären ja noch die Parteien Volt und Die Partei, die mit insgesamt 4 Sitzen im Bonner Rat vertreten sind. Gerade bei Öko-Themen sind die nicht wirklich weit von den Grünen entfernt...