A44Autobahn wird „archäologischer Hotspot“ – lauter seltene Funde

Das Foto (aufgenommen am 19. November 2021) zeigt die archäologische Ausgrabung an der A44 bei Werl vor dem Ausbau der Raststätte Am Haarstrang Süd.

An der Autobahn 44 finden momentan fleißig archäologische Ausgrabungen statt. Das Foto (aufgenommen am 19. November 2021) zeigt die archäologische Ausgrabung an der A44 bei Werl vor dem Ausbau der Raststätte Am Haarstrang Süd.

Neben der Raststätte am Haarstrang im Süden der A44 sind einige Erdmassen zu sehen. Der Grund dafür ist aber noch nicht der Neubau des Rastplatzes, sondern interessante archäologische Ausgrabungen. 

An der Rastanlage Haarstrang-Süd im Süden der A44 gibt es momentan viel zu entdecken: Zwischen Gruben und Bergen aus Lehm und Erde tummeln sich mehrere Archäologen, darunter auch Phillip Robinson.

Für 2022 ist der Ausbau des Rastplatzes geplant, aber bis dahin werden noch viele weitere archäologische Ausgrabungen stattfinden. Aber warum finden die Grabungen ausgerechnet an einer Autobahn statt?

Archäologische Ausgrabungen an der A44

An der Autobahn finden tatsächlich hochprofessionelle Ausgrabungen statt. Archäologen finden hier Schätze aus der Zeit zwischen der vorrömischen Eisenzeit und der frühen Kaiserzeit.

Das heißt, zwischen 800 vor bis 200 nach Christus. Die Autobahn Westfalen plant hier den Ausbau des Rastplatzes von 24 auf 96 LKW-Stellplätze, doch bis das passiert, wird die alte Hofstätte weiterhin ausgegraben.

Der Archäologe Robinson deutet auf eine Stelle in eine der Gruben: „Hier sieht man eine Verfärbung. Da hat mal ein tragender Pfosten gestanden, der ist natürlich längst nicht mehr vorhanden. Der schwarze Ton ist Asche – möglicherweise hat der Pfosten sogar gebrannt.“

Warum wird ausgerechnet an der A44 gegraben?

Die Hoffnung ist, noch weitere archäologische Schätze zu finden und so ein Bild vom Leben vor rund 2000 Jahren zeichnen zu können. Die gesammelten Informationen sind wertvoll und einzigartig. Es wurden bereits wertvolle Funde gemacht, bei Erwitte beispielsweise einen Eber aus dem Ostalpenraum oder bei Kamen einen Dolch aus Hallstadt in Österreich, erzählt ein Archäologe.

Die Arbeit der Archäologen ist unglaublich präzise: Zentimeter für Zentimeter wird an der Autobahn mit filigranen Werkzeugen die Erde abgetragen, um bloß keine Gegenstände zu beschädigen.

Autobahn 44 war schon in der Antike ein Transitgebiet

Gleich mehrere Faktoren treffen am Standpunkt der Autobahn 44 aufeinander. So ist der Boden fruchtbar, da dort früher ein Bach entlangfloss, und der Hellweg, eine antike Handelsroute, war nicht weit entfernt.

Die Ursprünge des Handelsweges liegen möglicherweise sogar noch in der Steinzeit. Westfalen ist ein bedeutendes Transitland, heute durch die A44 verbunden, sorgte der Hellweg damals für eine praktische Verbindung von Ost und West.

Wer in NRW baut, muss dort archäologische Dokumentationen finanzieren

Die Datierung der unterschiedlichen Funde ist nicht immer einfach. Das liegt vor allem daran, dass das Keramik hausgemacht, und somit nicht klar einzuordnen ist. Einige Wochen wurden dafür bereits eingeplant. Doch wie sieht die rechtliche Situation aus? Schließlich soll die Autobahnraststätte ja ausgebaut werden.

In NRW gibt es für solche Fälle eine klare Regelung: Wer in Nordrhein-Westfalen baut, ist grundsätzlich verpflichtet, die Dokumentation archäologischer Stätten im Baugebiet zu finanzieren. Gute und vorsorgliche Planung sorgen oft für eine geordnete und schnelle Organisation der Projekte, sodass es zu keinen Problemen kommt.

A44 „ist und bleibt ein archäologischer Hotspot“

Wenn die archäologischen Ausgrabungen abgeschlossen sind, haben die Pläne zum Raststätten-Ausbau freie Fahrt. Die Archäologen jedoch planen schon weitere Projekte an der 1 zur A40 in Dortmund, an der A43 zwischen Bochum und Herne und auch am Neubau der A445 bei Werl, da dort vielversprechende Entdeckungen gemacht wurden, die auf mögliche Fundstellen hinweisen. Doch auch bei der A44 werden Archäologen und die Autobahn Westfalen weiterhin in Kontakt stehen, denn „Diese Autobahn ist und bleibt ein archäologischer Hotspot.“ (sai/dpa)