Corona9200 Mitarbeiter: Deutschlands größte Friseurkette ist insolvent

PANO Klier_Insolvenz_301120

Eine Kundin mit Mund- und Nasenschutz sitzt in einem Friseursalon unter einem Trockengerät für Farbe. Das Symbolbild wurde am 4. Mai 2020 in Stuttgart aufgenommen.

von Volker Reinert (rein)

Wolfsburg – Die Friseurkette Klier betreibt in Deutschland rund 1400 Salons und 130 Geschäfte für Haarpflegeprodukte und gehört damit zur größten Haarschneide-Kette Deutschlands. Das Unternehmen beschäftigt 9200 Mitarbeiter.

Nicht nur für die, sondern auch für Kunden der Kette dürfte diese Nachricht deshalb ein Schock sein: Am Dienstag (1. Dezember 2020) hat das Amtsgericht Wolfsburg ein Insolvenzverfahren eröffnet, um die Forderungen der Gläubiger zu prüfen.

Der Grund: die Corona-Pandemie.

Alles zum Thema Corona

Klier: Erster Lockdown setzte der Friseurkette stark zu

Im Frühjahr 2020, zu ersten Lockdown-Zeiten, musste Klier seine Filialen komplett schließen. Das bedeutete: keine Einnahmen mehr, obwohl die Ladenmieten weiter liefen.

Und die Nachfrage der Kunden blieb auch weiterhin geringer als noch vor Corona-Zeiten. Harter Tobak für das Unternehmen.

Und bereits im September hatte die Friseurkette ein Schutzschirm-Verfahren beantragt. Knapp drei Monate später ist nun klar: ein Insolvenz-Hauptverfahren ist unumgänglich.

Ein Sprecher hatte am Montag (30. November) erklärt, die Prüfung der Finanzlage sei nun „eine wichtige weitere Etappe“ auf dem weiteren Weg. Die geschäftsführenden Gesellschafter Michael und Robert Klier hatten sich zuversichtlich für einen Neustart gezeigt.

„Die Gläubiger werden aufgefordert, Insolvenzforderungen bei dem Sachwalter anzumelden“, teilte die Kammer mit. Eine Gläubigerversammlung wurde für den 25. Februar 2021 angesetzt. 

Klier: Geschäftsleitung bleibt weiterhin im Amt

Während des vorgeschalteten Schutzschirmverfahrens war das Restvermögen von Klier zunächst vor äußeren Zugriffen geschützt. Ziel eines solchen Ablaufs ist es, noch nach weiteren Lösungen zu suchen, ohne dass förmlich Insolvenz angemeldet wird.

Die Geschäftsleitung bleibt im Amt, ihr wird allerdings ein Sachwalter zur Seite gestellt. Klier ließ im September mitteilen, man wolle sich „in eigener Verantwortung nachhaltig sanieren und zukunftsfähig aufstellen“.

Klier: Massiver Stellenabbau bei Klier?

Die Klier-Gruppe betreibt nach eigenen Angaben die bundesweit größte Zahl an Friseurfilialen. Neben rund 1400 Niederlassungen im Inland gibt es zahlreiche weitere Standorte in anderen Ländern Europas. Auch Marken wie Essanelle oder Super Cut gehören dazu. Der Sachwalter im Schutzschirmverfahren, Silvio Höfer, wollte sich zu den konkreten Aussichten zuletzt nicht äußern.

Die Vizechefin der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Christine Behle, hatte betont, bei den Verhandlungen müssten die Interessen der Mitarbeiter berücksichtigt werden. Sie warnte Klier vor einem massiven Abbau von Arbeitsplätzen.

In Österreich wurde eine komplette Schließung der Klier-Filialen bereits beschlossen. Wie die „Wolfsburger Nachrichten“ am 25. November mitgeteilt hatten, werden dort alle 35 Klier-Filialen schließen.

Wie viele der rund 9200 Jobs bei Klier gefährdet sind, ist bisher unklar.

Klier: Die Unternehmensgeschichte

Klier wurde 1948 von Friseurmeisterin Elfriede Klier in Werdau (Sachsen) eröffnet. Nach einem Umzug 1954 ist der Unternehmenssitz bis heute im niedersächsischen Wolfsburg.

Mittlerweile wird die Unternehmensgruppe in der dritten Generation geführt. Im Jahr 2017 erwirtschaftete die Klier Hair Group einen Jahresumsatz von knapp 320 Millionen Euro, berichtet das „Handelsblatt“. (volk/dpa)