Ku-Klux-KlanGeheimtreffen mitten in Deutschland

Berlin – Es sind Bilder, die schockieren, sie wirken bizarr und unheimlich. Männer und Frauen in weißen Geisteruniformen patrouillieren um ein brennendes Kreuz. In ihren wirren Köpfen kreisen Gedanken von Rassenhass und Rassisten-Wahn: der Ku-Klux-Klan mitten in Deutschland. EXPRESS liegen Fotos und Dokumente der kranken Welt der Kapuzen-Träger vor.

Kühler Wind zieht über eine einsame Wiese bei Grabow in Mecklenburg-Vorpommern. In den Augen von 14 Männern und Frauen in den Gewändern des Ku-Klux-Klan (KKK) glüht der Hass. Sie sind zu dem Rassisten-Treffen aus mehreren Regionen Deutschlands angereist. Sie tragen spitze Kapuzen, halten Fackeln, schreiten im Kreis, in ihrer Mitte lodert ein brennendes Kreuz. Einer schreit: „White Power!“ „White Power“ antwortet der Chor.

Verbotener Hitler-Gruß

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Der Ku-Klux-Klan (KKK) ist ein rassistischer Geheimbund, der 1865 in den Südstaaten der USA gegründet wurde. Sein Ziel: die Unterdrückung und Versklavung der Schwarzen. Erkennungszeichen: Die weißen Gewänder mit den spitzen Kapuzen sowie das brennende Kreuz - die KKK-Mitglieder halten sich in ihrem Wahn selbst für eine radikale, christliche Organisation.

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wollte der Ku-Klux-Klan sich mit den deutschen Nazis verbünden. In den 60er Jahren waren die Klan-Rassisten verantwortlich für gewalttätige Angriffe und Morde an Schwarzen.

Derzeit soll es in den USA noch 7000 KKK-Anhänger geben. Seit 1995 sollen sie Brandanschläge auf 180 Kirchen afroamerikanischer Gemeinde verübt haben. Verboten sind die Rassisten-Klans nur in einigen Bundesstaaten der USA.

Ihre Arme schnellen in die Höhe, zeigen den in Deutschland verbotenen Hitler-Gruß. Doch der verschworene Kreis wähnt sich in einem heiligen Universum, in ihrem rassistischen Beschwörungs-Wahn ignorieren sie die deutsche Verfassung. Stattdessen gelten eigene Regeln: Wer etwa trotz Zusage nicht zu dem Treffen kommt, macht sich des Hochverrats schuldig.

Der Ku-Klux-Klan Wahn in Deutschland: Es ist ein Ableger des US-Geheimbundes, die „European White Knights of the Burning Cross“, die „europäischen weißen Ritter des brennenden Kreuzes“. Gründer: der Berliner Peter B. (58). Seine Rassisten-Bande ist offiziell anerkannt durch die KKK-Dachgesellschaft in den USA und deren Vertreter Reverend A.L. Holtzclaw.

Wer ist dieser Peter B.? Im deutschen Ku-Klux-Klan trägt er den Titel „Imperial Wizard“, nimmt damit die höchste Position ein. Außerdem bezeichnet sich B. als „Reverend Bishop“, als „hochwürdiger Bischof“. Mitte April stand der Berliner schon wegen Volksverhetzung und Verbreiten von Propagandamitteln verfassungswidriger Organisationen vor Gericht. Er soll diese auf einer Internetseite veröffentlicht haben, der Prozess wartet derzeit auf Fortgang. Nach dem ersten Verhandlungstag hat Peter B. den Richter in einer E-Mail, die EXPRESS vorliegt, als „Judensau“ bezeichnet.

Der E-Mail-Verkehr unter den Klan-Mitgliedern ist voller rassischer Verunglimpfungen. Unter anderem heißt es: „Wir werden hier Fremde im eigenen Land. Aber nicht mit uns! Jeder von uns Kluxern ist ein patriotischer Botschafter unserer Rasse, unserer germanischen Kultur und unseres christlichen Glaubens.“

Der Berliner Staatsschutz hält sich momentan bedeckt, möchte nichts zu den Enthüllungen sagen. Gegen B. wird die Staatsanwaltschaft jetzt wohl Ermittlungen aufnehmen.

Hausdurchsuchung

Bereits 2009 fand eine Hausdurchsuchung bei Peter B. statt. Es wurden KKK-Devotionalien und eine Hitlerbüste gefunden. Auf einer Urkunde eines Klan-Mitglieds aus Mecklenburg-Vorpommern taucht der Geheimbund-Chef als „president and creator of the greatest and oldest Ku-Klux-Klan in Germany“ (deutsch: als Präsident und Gründer des größten und ältesten Ku-Klux-Klan in Deutschland) auf.

Dass die „European White Knights of the Burning Cross“ kein „Micky-Maus-Club“sind – so heißt es in einer Mail – zeigen Details aus der kranken Welt der Kapuzen-Männer. So sollte ein Gemälde von Adolf Hitler aus dem Jahr 1942 verkauft werden. Preis: mehrere tausend Euro.

Sie werben Jugendliche

Außerdem druckte der Klan den geheimen „Kloran“, die sogenannte Bibel des Ku-Klux-Klans, in eine Leder-Ausgabe. Die wurden dann verkauft. Das Schlimme: Der deutsche Ku-Klux-Klan versucht, Nachwuchs zu rekrutieren. Im Aufnahmeformular werden 13- bis 17-Jährige angesprochen, sich „mit Gleichaltrigen auszutauschen und in ein gut strukturiertes Leben zu starten“. Wohlgemerkt: unter weißen Jugendlichen!