Klima-Katastrophen in DeutschlandWissenschaftlerin mit drastischer Einschätzung

Das Bild vom 16. Juli 2021 zeigt Rettungskräfte auf der Suche nach Überlebenden in Erftstadt. Bei der Flutkatastrophe im Westen Deutschlands waren mehrere Menschen ums Leben gekommen.

Das Bild vom 16. Juli 2021 zeigt Rettungskräfte auf der Suche nach Überlebenden in Erftstadt. Bei der Flutkatastrophe im Westen Deutschlands waren mehrere Menschen ums Leben gekommen.

Katastrophen und extremes Wetter nehmen weltweit zu. Eine Universität der Vereinten Nationen hat jetzt die Gründe dafür untersucht und am Mittwoch (31. August) ihren Bericht vorgestellt. Der enthält auch Hoffnungsvolles: Man kann etwas tun. Doch Deutschland steht in der Kritik.

Viele Naturkatastrophen wie Brände, Überschwemmungen, Dürren oder Nahrungsknappheit sind nach einer Analyse der Universität der Vereinten Nationen auf dieselben Ursachen zurückzuführen. Dazu gehörten unter anderem der Klimawandel, die Abholzung oder die Verfolgung wirtschaftlicher Interessen ohne Berücksichtigung der Umweltkosten, heißt es in einem Bericht, der am Mittwoch in Bonn vorgestellt wurde. Unter anderem empfiehlt er eine nachhaltigere Lebensweise mit weniger Konsum und bessere Frühwarnsysteme.

Die Expertinnen und Experten haben zehn Katastrophen unter die Lupe genommen. Darunter waren aus dem Sommer 2021 etwa die Rekordtemperaturen in Westkanada mit fast 50 Grad, die Überschwemmung von New York City in den USA durch Ausläufer des Hurrikan Ida, die Waldbrände im Mittelmeerraum sowie eine Dürre in Taiwan, und ein Erdbeben in Haiti.

Leitautorin der UN-Studie kritisiert Deutschlands Klimapolitik

Die Wissenschaftler kommen auch zu dem Schluss, dass mehr Menschenleben durch bessere Vorbereitung hätten gerettet werden. Städte- und Umweltplaner in aller Welt müssten Risiken besser berücksichtigen.

Die verheerenden Überschwemmungen im Ahrtal 2021 oder die jüngsten Hitzewellen in Deutschland und anderen Ländern gehörten zwar nicht zu den untersuchten Katastrophen. Auch in solchen Fällen könne mehr getan werden, um Schäden abzuwenden, sagte die Leitautorin der Studie, Zita Sebesvari. Die Antwort auf Hitze sei nicht der Einbau möglichst vieler Klimaanlagen, die Treibhausgase verursachen und den Klimawandel weiter anheizen.

Bessere Lösungen wären: mehr Parks und mehr freie Flächen, die nicht durch Gebäude, Straßen, Parkplätze oder Kunstrasen versiegelt sind, begrünte Dächer und Fassaden und mehr Bäche und Springbrunnen in Städten. Nachbarschaftsnetzwerke könnten sich um besonders gefährdete Menschen kümmern.

Katastrophen wie im Ahrtal könnten unter anderem mit Aufforstung, mehr freie Flächen für das Versickern von Hochwasser und Baubeschränkungen in Risikozonen verhindert werden. „Ich sehe, dass Deutschland eine hohe Bewältigungskapazität hat, darunter die Technologie, die finanziellen Mittel, das Wissen, also gute Ausgangsbedingungen“, sagte Sebesvari. „Ob es schon genug tut? Da muss ich klar Nein sagen.“ (bcr/dpa)