Alles ist plötzlich schwarzSatellitenfoto zeigt furchtbare Katastrophe, Land ruft Notstand aus

Das Satellitenfoto (unten) zeigt die Küste vor Peru am 18. Januar kurz nach der Ölkatastrophe: Die schwarze Verfärbung zeigt, wie sehr sich der Ölteppich im Pazifischen Ozean ausbreitet.

Das Satellitenfoto zeigt die Küste vor Peru am 18. Januar kurz nach der Ölkatastrophe: Die schwarze Verfärbung zeigt, wie sehr sich der Ölteppich im Pazifischen Ozean ausbreitet.

Dutzende Strände sind pechschwarz, ebenso wie das Meer. Die Fischer stehen vor dem Nichts. Tausende Vögel, Fische und andere Meeresbewohner sterben. Eine furchtbare Umweltkatastrophe sorgt nicht nur für große Not, sondern auch für jede Menge Wut.

von Martin Gätke (mg)

Bereits Mitte Januar passierte die Katastrophe, jetzt wird die Frage nach der Schuld geklärt. Die furchtbaren Folgen werden noch lange nachwirken: Ein riesiger Öltanker wurde 30 Kilometer nördlich von Lima (Peru) nach einem Vulkanausbruch von hohen Wellen getroffen, gerade als er entladen wurde. 12.000 Barrel Öl treten in den Pazifischen Ozean aus (1900 Tonnen), ein riesiger Ölteppich wird 140 Kilometer nach Norden getrieben.

Die Folgen: Der Ölteppich breitete sich auf mindestens 30 Strände aus, mehr als 180 Hektar wurden an der Küste sowie 713 Hektar im Meer kontaminiert. Tausende Fische und Seevögel verendeten, hunderte Fischer verloren ihre Lebensgrundlage. Der Tourismus kam zum Erliegen, mitten im Sommer auf der Südhalbkugel. Die peruanische Regierung hatte den Umwelt-Notstand ausgerufen  – für zunächst 90 Tage.

Fast zwei Millionen Liter Rohöl im Meer – die Folgen werden noch lange nachwirken. Unter Hochdruck wurden die Strände zwar wieder oberflächlich gesäubert, doch unter der Wasseroberfläche ist die Katastrophe noch sehr präsent, wie Juan Carlos Riveros, wissenschaftlicher Direktor der gemeinnützigen Organisation Oceana, laut einem lokalen Bericht sagt.

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„Zunächst erregten die Auswirkungen auf die Pinguine, Otter und Vögel in der Gegend die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, aber die größte Sorge gilt dem Öl, das sich immer noch im Meer befindet“, sagt Riveros. Erfahrungen aus anderen Ölpest-Katastrophen würden zeigen, dass es selten möglich ist, mehr als 25 Prozent des verschütteten Rohöls aufzufangen. Etwa die Hälfte verbleibe im Meer. „In Algen, Plankton oder auf dem Meeresboden, der dann von Tieren und Weichtieren aufgenommen wird.“

Auch die Fischer in Peru sind wütend. „Wenn wir nicht nach Fisch fischen, fischen wir nach Öl“, sagt Manuel Chapeyquen. „Sie haben unser Ökosystem zerstört.“

Ölkatastrophe in Peru: Justiz ermittelt gegen Repsol

Mit „sie“ meint Chapeyquen den spanischen Ölkonzern Repsol, der im Kreuzfeuer der Kritik steht. Er spricht für alle rund 1500 Fischer der Region, die nach der größten Umweltkatastrophe der letzten Jahre gerade einmal zehn Prozent ihrer normalen Fangquote erzielen. Sie sind stocksauer auf den Ölkonzern.

Inzwischen ermittelt die  Justiz gegen vier Vertreter von Repsol, darunter auch gegen den aus Spanien stammenden Leiter. Die Staatsanwaltschaft macht ihn für die „Umweltverschmutzung zum Nachteil des Staates“ verantwortlich. Ihm drohen vier bis sechs Jahre Haft, sollte er schuldig gesprochen werden.

Ölkatastrophe in Peru: Fischer räumten das Desaster auf

Repsol erklärte sich zur „uneingeschränkten“ Zusammenarbeit bereit. Hauptanliegen sei es, die Umwelt so schnell wie möglich zu säubern, erklärte der Konzern. Der Ölmuli warf der peruanischen Regierung lange vor, keinerlei Warnung vor einem Tsunami herausgegeben zu haben. Umweltminister Rubén Ramírez schoss zurück, drohte mit 32 Millionen Euro Bußgeld. Die Regierung drohte auch, Repsol die Lizenz für die Raffinerie zu entziehen.

Viele werfen dem Konzern zudem vor, die ersten 48 Stunden nach der Katastrophe untätig geblieben zu sein. Freiwillige Helfer räumten das Desaster auf – oft ohne richtige Schutzkleidung. Es waren auch Fischer wie Chapeyquen, die sich daran beteiligten. Tausende junge Peruaner gingen auf die Straße und forderten harte Konsequenzen für Repsol.

Ölkatastrophe: Spürbare Folgen für Pflanzen und Tiere

Die Flora und Fauna der Region interessiert die Schuldfrage und die rechtliche Auseinandersetzung wenig. Experte Riveros weiß: Ein Artensterben, Missbildungen der Tiere, eine Kontamination über Generationen sind die Folgen solch eines Unglücks. „Das Schweröl ist toxisch, die Menschen hier werden erst einmal keinen Fisch mehr essen. Bis die Fischerei wieder auf dem Stand von vor der Katastrophe ist, kann es ein Jahr dauern. Viele Fischer werden bis dahin aufgeben müssen.“