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Gefährlicher Trend?Forscher macht am Südpol Entdeckung, die Sorgen bereitet

von Julia Bauer (jba)

Köln – Die Nachfrage nach Kreuzfahrten in exotische Gebiete wächst. Unter anderem hoch im Kurs: die Antarktis. Tagsüber unberührte Natur bewundern, abends aber im warmen Bettchen schlummern – für viele Reisende verlockend. Sofern Urlauber das nötige Kleingeld für ein solches Abenteuer haben. Günstig ist so eine Kreuzfahrt in die Antarktis nämlich nicht. 

Die Reedereien verzeichnen steigende Buchungszahlen und rüsten ihre Flotten auf. Viele Expeditionskreuzer sind lange im Voraus ausgebucht.

Polarforscher Arved Fuchs will Aufmerksamkeit für Antarktis

Der Abenteurer und Polarforscher Arved Fuchs hat ein eher ambivalentes Verhältnis zu Kreuzfahrtschiffen in der Antarktis.

Der Deutschen Presse-Agentur sagte er, man müsse die Antarktis der Öffentlichkeit zugänglich machen, weil man nur so eine Lobby für den Erhalt dieser Region schaffe.

Vor 30 Jahren durchquerten Fuchs und der Südtiroler Alpinist Reinhold Messner als erste Menschen ohne motorisierte Hilfsmittel die Antarktis.

Der Polarforscher betont: „Wenn da keiner hin darf, ist es den Menschen schlichtweg auch egal, was da passiert. Und es ist so wichtig, Aufmerksamkeit zu schaffen, was das für ein wunderbarer Kontinent das ist, den man im Status Quo auch erhalten muss.“ 

Dennoch hat der Forscher auch Kritik. 

Arved Fuchs besorgt über Kreuzfahrten in Antarktis

Inzwischen würden nämlich nicht mehr nur Expeditionskreuzfahrtschiffe mit geschulten Tourguides in die Region fahren. Mittlerweile seien Schiffe dabei, die so groß seien, dass sie gar nicht mehr anlanden könnten, sagt der Polarforscher. „Als wir das letzte Mal dort gewesen sind, waren, glaube ich, 48 Kreuzfahrtschiffe dort unterwegs.

Und die fahren ja nicht nur einmal hin, die pendeln zwischen Südamerika und der Antarktischen Halbinsel hin und her und es werden immer mehr.“

Diese Entwicklung sei etwas, was ihm schon Sorge bereite, sagt der 66-Jährige. „Gerade auch aus ökologischen Gründen, wenn da wirklich mal eine Havarie oder sonst irgendwas passiert.“ Das sei schon nicht unkritisch zu sehen.

Drei Kategorien von Schiffen steuern Antarktis an

Laut Umweltbundesamt erreicht der Großteil, nämlich 95 Prozent, aller Antarktis-Touristen den Kontinent und seine vorgelagerten Inseln mit dem Schiff.

Dabei unterscheidet man drei Kategorien von Schiffen:

  • Den Hauptanteil machen Expeditionskreuzfahrtschiffe mit weniger als 200 Passagieren aus.
  • Danach folgen mittelgroße Kreuzfahrtschiffe mit 200 bis 500 Passagieren.
  • Zuletzt gibt es noch so genannte „Cruise-only“-Schiffe mit mehr als 500 Passagieren.

Letztere dürfen jedoch im Antarktisvertragsgebiet nicht anlegen, sondern nur „durchfahren”, wie der Name „cruise only” schon klar macht. Infolge des Schwerölverbots der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO) für antarktische Gewässer, das im August 2011 in Kraft trat und neben dem Verbrauch auch das Bunkern von Schweröl verbietet, fahren jedoch nur noch wenige „Cruise-only“-Schiffe in die Antarktis. 

Das Flüssiggas LNG gilt bislang als das klimafreundlichste Antriebsmittel, zahlreiche Reedereien rüsten ihre Schiffe damit aus. Zurzeit ist LNG die einzige marktfähige Alternative zum Schiffsdiesel.

Gleichzeitig werden aktuell auch Zweifel an dem Flüssiggas bei Umweltschützern laut.

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Unerfahrene Reedereien entdecken Antarktis für sich

Auf den Trend von Expeditionskreuzfahrten springen mittlerweile auch Reedereien und Anbieter an, die bisher keine Erfahrung mit Expeditionen haben. Das sieht auch Hapag-Lloyd, Marktführer in diesem Bereich in Deutschland, kritisch: „Expeditionsreisen lassen keinen Spielraum für Experimente – Sicherheit, Erfahrung im Eis und spezielle Routen sind besonders essentiell.”

Naturschutzbund fordert generelles Schweröl-Verbot in der Arktis

Grundsätzlich schließt sich Hapag-Lloyd Arved Fuchs an, das Unternehmen hält Reisen in die Antarktis für wichtig, „um das Bewusstsein für diese Regionen und deren Erhaltung und Schutz zu erhöhen”. Ob dafür wirklich Kreuzfahrten nötig sind, darf man in Frage stellen.

Kaum eine Industrie in Deutschland weist einen so hohen Anstieg des Treibhausgasausstoßes auf wie die Kreuzfahrtbranche.

Malte Siegert vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) bezeichnet Kreuzfahrten in die Polarregionen als „No-Go”. „Die Polkappen schmelzen in rasender Geschwindigkeit. Die Schiffe verteilen Ruß über das Eis und beschleunigen so den Prozess”, wird der Umweltexperte von der ARD zitiert.

Des Weiteren kritisiert der Verband, dass zwar ein Schweröl-Verbot für die Antarktis, nicht aber für das ebenfalls sensible Ökosystem der Arktis gelte. Der Nabu fordert daher ein generelles Schwerölverbot in der Arktis. 

Die Arktis erwärmt sich Laut Nabu mittlerweile doppelt so schnell wie der Rest des Planeten. Man gehe davon aus, dass das Abschmelzen der Polkappen immer schneller voranschreiten werde. 

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Das Unternehmen Hapag-Lloyd versichert unserer Redaktion derweil, seine Verantwortung beim Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz wahrzunehmen und dabei „deutlich über gesetzliche Bestimmungen” hinauszugehen.

An Bord der Hapag-Lloyd-Antarktis-Reisen seien etwa zahlreiche Wissenschaftler und Experten, die Passagiere im Umgang mit der Natur sensibilisieren würden.

Hohe Auflagen für Schiffe in der Antarktis

Hapag-Lloyd betont außerdem, dass für sensible Gebiete wie die Polarregionen „besonders hohe Auflagen” gelten würden, „die Anzahl der Reisen in diese Gebiete” sei „stark reglementiert und begrenzt".

Es bedürfe eines komplexen behördlichen Genehmigungsprozesses, um überhaupt die Erlaubnis zu erhalten, mit einem Schiff in die Antarktis zu fahren.

Eine Sprecherin erklärt: „Die Antarktisreisen von Hapag-Lloyd Cruises finden nach Prüfung und Genehmigung durch das Umweltbundesamt statt. Auch vor Ort gelten strenge Regeln für Besucher, so darf die Personenanzahl an Land nicht mehr als 100 sein.” 

Luxus- und Expeditionsschiffe: Preise stabil

Anders als bei Kreuzfahrten im Massenmarkt, sinken die Preise im Luxus- und Expeditionssegment nicht. Hapag-Lloyd Cruises hat seine durchschnittlichen Tagespreise laut Tui-Geschäftsbericht sogar von 615 auf 641 Euro gesteigert. „Wir reden zu viel über die großen Schiffe“, sagt Wolfgang Fäth vom Buchungsportal Kreuzfahrten.de.

Bis 2027 würden rund 100 neue Schiffe in den Dienst gestellt, davon viele Luxus- und Expeditionsschiffe. „Hier gibt es überhaupt keinen Preiskampf.“ 

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Luxus auf der Antarktis mit Hapag Lloyd und Co.

Im Mittelpunkt der Reisen stehen heute meist die Fahrtgebiete, die Auswahl des Schiffes ist aber ebenso wichtig. Eher rustikal geht es auf umgebauten Forschungsschiffen zu. Für Kost und Unterkunft ist gesorgt, für High-End eher nicht. 

Reedereien wie Hapag-Lloyd, Silversea Cruises oder Ponant wollen die Vorzüge einer Luxus-Kreuzfahrt mit exotischen Routen und Ausflügen kombinieren. Die Passagiere beobachten tagsüber bei Ponant Pinguine im Eis und speisen abends an Bord auf Sterne-Niveau.

„Hapag-Lloyd Cruises bietet Antarktisreisen mit drei kleinen Expeditionsschiffen mit einer maximalen Passagierkapazität von 230 Personen an”, so eine Sprecherin des Unternehmens.

Die Hapag-Lloyd-Expeditionsschiffe seien mit moderner Technik und Umwelttechnik ausgestattet. Laut des Unternehmens bemisst sich der Zuwachs der bis 2020 geplanten Expeditionsschiffe insgesamt ca. 6000 Passagiere. Dies sei „fast die Passagierkapazität eines größeren Kreuzfahrtschiffes".

Eine 20-tägige Expeditionskreuzfahrt in der Antarktis kostet bei Hapag-Lloyd beispielsweise knapp 15.000 Euro. 

Im Top-Segment fährt neben Hapag-Lloyd die Reederei Silversea Cruises mit. Sie verfügt über vier Expeditionsschiffe: Die Silver Cloud wirbt etwa mit dem einzigen Relais- & Chateau-Restaurant in der Antarktis.

Die französische Reederei Ponant ist Marktführer bei Polarexpeditionen. (dpa/jba)

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