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Endspurt im WahlkampfSechs Fragen an Grünen-Kandidatin Aymaz

22.08.2025 Köln. Veedels-Spaziergang in Brück mit Berivan Aymaz, OB-Kandidatin der Kölner Grünen bei der Kommunalwahl 2025 in Brück. Foto: Alexander Schwaiger

Berivan Aymaz, OB-Kandidatin der Kölner Grünen bei der Kommunalwahl 2025

Wahlkampf auf der Zielgeraden - bald hat Köln ein neues Stadtoberhaupt. Berivan Aymaz tritt für die Grünen an.

Dass am Sonntag entschieden wird, wer der oder die nächste Kölner OB wird, ist allen Umfragen zufolge unwahrscheinlich. Es geht also darum, welche zwei Kandidaten es in die Stichwahl am 28. September schaffen. Die drei aussichtsreichsten haben wir zum Abschluss um die Beantwortung von sechs Fragen zu ihrem jeweiligen Wahlkampf gebeten.

Hier: Grünen-Kandidatin Berivan Aymaz.

Nennen Sie drei Punkte, in denen Sie sich deutlich von ihrem Mitbewerber Markus Greitemann von der CDU unterscheiden.

Im Gegensatz zu Herrn Greitemann bringe ich langjährige politische Führungserfahrung mit: als Abgeordnete und derzeitige Landtagsvizepräsidentin. Aus meiner Menschenrechtsarbeit weiß ich, wie man Menschen hinter sich versammelt und gerechte Lösungen durchsetzt – mit Haltung für Köln. Klar ist für mich auch: Bezahlbares Wohnen darf nicht der freien Marktwirtschaft überlassen bleiben. Ich setze auf 50 Prozent geförderten Wohnraum, eine neue städtische Wohnungsbaugesellschaft, die Vergabe von Flächen an Genossenschaften und gemeinwohlorientierte Projekte sowie klare Regeln gegen Zweckentfremdung. Während Greitemann und die CDU an Tempo 50 auf der Luxemburger Straße festhalten, kämpfe ich für eine Verkehrspolitik, die den Menschen dient: barrierefrei, zuverlässig und sicher. Mit einem dichter getakteten ÖPNV, Querverbindungen im Busnetz und sicheren Radwegen, gerade für Kinder.

Nennen Sie drei Punkte, in denen Sie sich deutlich von ihrem Mitbewerber Torsten Burmester von der SPD unterscheiden.

Anders als Herr Burmester setze ich nicht auf einen milliardenschweren Tunnel für die Ost-West-Achse, der Köln jahrzehntelang blockieren würde. Angesichts der Verkehrssituation und der Haushaltslage ist das verantwortungslos. Wir brauchen einen verlässlichen ÖPNV, schnelle Verbesserungen für Bus, Bahn und Radverkehr und keine riesige Baustelle im Herzen der Stadt ohne Nutzen für die Mobilitätswende. Während im SPD-Programm Klimaschutz als eigenes Kapitel fehlt, nehme ich das Ziel Klimaneutralität 2035 ernst. Burmester spricht von einer „lebenswerten Stadt“, legt aber keinen Plan für Hitzeschutz oder Klimaneutralität vor. Zudem kenne ich Köln seit 45 Jahren und weiß durch meine Erfahrung in der Kommunalpolitik, was diese Stadt bewegt. Das will ich nutzen, um Köln transparent und verbindlich zu führen, Brücken zwischen Interessen zu bauen und unsere Stadt weltoffen nach vorne zu bringen.

Der Wahlkampf ist fast vorbei. Was würden Sie rückblickend anders machen?

Noch möchte ich nicht zurückblicken, denn der Wahlkampf ist noch nicht vorbei und jede Stimme zählt. Im Zwischenfazit hätte ich mir jedoch gewünscht, mir in meinem dichten Terminplan bewusster Zeit zum Durchatmen und Verarbeiten des Ganzen zu nehmen. Die Termine reihten sich aneinander, so dass manchmal zu wenig Raum blieb, um alle Gespräche so ausführlich zu führen, wie sie es verdient hätten. Gleichzeitig durfte ich unzählige wichtige Stimmen hören, die genau diese Würdigung brauchen. Die Begegnungen haben mir wieder einmal gezeigt, welches Potenzial in unserer Stadt steckt.

Was war für Sie der unangenehmste Moment in diesem Wahlkampf?

Ich habe mich sehr geärgert, dass ich bei einem Wahlkampfquiz nicht wusste, wann der erste Rosenmontagszug in Köln stattfand. Für ein echtes „Kölsches Mädche“ ist das natürlich ein kleiner Fauxpas.

Ein anderes Erlebnis, was mich im Nachhinein nachdenklich gemacht hat, war, als ich bei einer Podiumsdiskussion miterleben musste, wie Männer ihre Ehefrauen davon abhielten, mir durch Applaus ihre Unterstützung zu zeigen. Und auch genau darum geht es bei dieser Kommunalwahl: Ob wir in Köln emanzipatorische Errungenschaften weiter festigen und echte Gleichberechtigung leben oder ob wir zulassen, dass rückwärtsgewandtes Verhalten und Haltungen wieder Raum gewinnen.

Was war für Sie der schönste Moment in diesem Wahlkampf?

Ein besonders berührender Moment war, als eine Gruppe von etwa zehnjährigen Mädchen voller Neugier am Wahlkampfstand auf mich wartete. Sie sprangen mir entgegen, stellten viele Fragen und eines rief voller Stolz, dass auch sie Berîvan heißt. Ihr Strahlen darüber, dass wir denselben Namen tragen, hat mich tief bewegt. Es hat mir gezeigt, wie wichtig Vorbilder sind und dass Politik Mut machen kann. Ein weiterer Höhepunkt war meine Veranstaltung auf dem Neptunplatz mit Stephan Brings, Michel Friedman und vielen Menschen aus allen Teilen unserer Stadt. Gemeinsam haben wir gezeigt, wofür Köln steht: Musik, Kultur, Politik und ein gemeinsamer Spirit, der unsere Stadt zum Leben erweckt.