Die Grünen verlieren, die SPD auch. Beide müssen nach der Wahl 2024 nun bereits in Richtung OB-Wahl blicken. Der EXPRESS.de-Kommentar.
Kommentar zur Wahl 2024Diskussion um Olaf Scholz – aber Watschn aus Köln geht woanders hin

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Nicht in Köln, aber durchaus symptomatisch: Ein zerstörtes Wahlplakat von Bundeskanzler Olaf Scholz am Montag (10. Juni) in Frankfurt am Main.
Das Wahlergebnis in Köln – es ist zumindest in vielen Details etwas anders zu interpretieren als das deutschlandweite Ergebnis. Der Denkzettel für die Kanzler-Partei fällt etwas geringer aus als bundesweit, dafür dürfte eine andere Top-Adresse vielleicht ins Grübeln kommen, meint unser Autor. Der EXPRESS.de-Kommentar.
Die SPD hat auf die Kanzler-Karte gesetzt – und mit Plakaten von Olaf Scholz (65) den eigenen Wahlkampf gestaltet. Dass dieses Konzept für ein so schwaches Wahlergebnis sorgt (nur 13,9 Prozent in Deutschland), ist alarmierend für die Kanzler-Partei. Das Gleiche auch in Köln?
Wahlergebnis 2024 in Köln: Grüne verlieren, sind aber der Sieger
Nicht ganz: Denn im Vergleich zur gesamten Republik hat die SPD gar nicht so viel verloren. 24,6 Prozent bei der Bundestagswahl 2021, 17,0 Prozent bei der Europawahl 2019, jetzt 15,2 Prozent. Das tut zwar weh, scheint bei der Gesamtlage der SPD (und der starken Ampelkritik) aber fast zu verschmerzen.
Für eine Kanzler-Watschn bis nach Köln (hier das Ergebnis der Wahl 2024 in Köln nachlesen) war die Fallhöhe wohl etwas zu niedrig, schon bei den letzten Wahlen gingen ehemalige rote Hochburgen in der Stadt verloren. Der härtere Denkzettel ist woanders zu finden: bei den Grünen.
Denn trotz Wahlsiegs (sowohl in Köln als auch in Deutschland) bleibt ein negativer Eindruck: Das Vertrauen in die Grünen hat gelitten, das hat der Gang zur EU-Urne deutlich gezeigt.
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In Köln liest sich das so: 24,3 Prozent, noch immer stärkste Kraft. Doch die Bruchlandung ist enorm, 32,9 Prozent standen bei der Europawahl 2019 in Köln zu Buche, 28,0 Prozent bei der Bundestagswahl 2021. Und: In gleich fünf der neun Stadtbezirke hat die CDU die Nase vorne, die Grünen holen „nur“ vier.
Dass der Klimawandel nicht das Hauptthema des Wahlkampfs 2024 war, ist ein Grund für die grünen Verluste. Aber die Partei tut gut daran, auch lokal gesehen, tiefer in die Analyse zu gehen.
Beachten muss man dabei, dass die Grünen in Köln teilweise an Parteien verloren haben, die sich für noch krassere Umweltpolitik einsetzen.
Ob positiv oder negativ – das Ergebnis bleibt eine Momentaufnahme. Im Herbst 2025 wird in Köln ein neuer Oberbürgermeister oder eine Oberbürgermeisterin gewählt. Wer gewinnen will, braucht jetzt bessere Ideen als traurige Blicke am Wahlabend am Sonntag (9. Juni) – das gilt sowohl für die Kanzler-Partei als auch für den Wahlsieger.