Wächter der ZeitKünstler schenkt Köln weltberühmte Skulpturen – was steckt dahinter?

wächter_der_zeit_ketan_30_09_2020 (1)

Die „Wächter der Zeit“ stehen am Dorothee-Sölle-Platz in Köln.

von Adnan Akyüz (aa)

Köln – Sie standen schon vor dem Weltkulturerbe Stonehenge in England, an den Kanälen von Venedig, vor dem Brandenburger Tor in Berlin und sind jetzt in der Kölner Innenstadt. Wer die eindrucksvollen „Wächter der Zeit“ mal mit den eigenen Augen sehen will, kann das in Köln derzeit am Dorothe-Sölle-Platz tun. EXPRESS sprach mit dem österreichischen Künstler Manfred Kielnhofer (53), der die mystischen Kunstwerke geschaffen hat.

Sie sehen aus wie in sich gekehrte Mönche in goldenen Gewändern und erzielen bei Kunstliebhabern mehrere tausend Euro. Die „Wächter der Zeit“ sitzen zu dritt um den „Palmfett-Altar“ des Kölner Künstlers Rolf „Ketan“ Tepel (64).

wächter_der_zeit_ketan_30_09_2020 (11)

Die Wächter der Zeit von Künstler Manfred Kilenhofer stehen nach Orten wie Stonehenge und Venedig jetzt auch in Köln.

„Ich habe Manfred Kielnhofer bei der documenta in Kassel kennengelernt. Er hat die Wächter zu mir nach Köln gebracht“, erklärt Ketan. Pünktlich zum 91. Geburtstag (30. September) der Kölner Theologin Dorothee Sölle, nach der der Platz auf dem die Wächter stehen, benannt ist.

manfred_Kielnhofer

Künstler Manfred Kielnhofer

Mit seiner Kunstaktion hatte Rolf Tepel, der von 2005 bis 2015 seine Friedensakademie „Paradies“ in Köln am Eifelwall hatte und später von der Stadt aufgrund des Neubaus des Stadtarchivs geräumt wurde, in der Innenstadt für Aufsehen gesorgt. Eigenen Angaben zufolge hat er 130 Kilo Palmfett in seinem Altar verarbeitet.

wächter_der_zeit_ketan_30_09_2020 (3)

Der Kölner Künstler Rolf Ketan Tepel neben einer Skulptur von Manfred Kielnhofer

Mit der Aktion will er ein Forum schaffen, in dem über die Zukunft des Platzes diskutiert werden kann. Der Kunstbeirat der Bezirksvertretung Innenstand will im Herbst entscheiden, ob Ketans Werk bleiben darf oder nicht.

Bis dahin werden auch die Wächter der Zeit um Ketans Altar herum stehenbleiben. EXPRESS erreichte den Schöpfer Manfred Kielnhofer in Österreich. „Das ist mein Geschenk für Köln und für Ketan. Wir sind zwei Guerilla-Künstler unter sich. Die Auflage der Wächter beträgt 99 Arbeiten, die in genauso vielen Städten in Europa aufgestellt werden. Bisher bin ich bei 50“, erklärt der Künstler. Wo die nächste Station der Wächter der Zeit sein soll, lässt er offen.

Köln: Künstler Manfred Kielnhofer verschenkt Skulpturen „Wächter der Zeit“

In Köln ist die Resonanz positiv auf die Kunstwerke. Viele Passanten bleiben stehen und machen Fotos. „Mich interessiert, wie die Menschen die Wächter interpretieren. Für manche sind es afghanische Frauen, für andere Mönche. Manche haben sogar Angst vor ihnen“, sagt Kielnhofer. Das Besondere sei, dass die Wächter unangekündigt auftauchen. Das soll symbolisieren, dass alle jederzeit gesehen werden und die Augen auf sie gerichtet sind.

Kunst in Köln: Wächter der Zeit erzielen mehrere tausend Euro

Die Skulpturen sind bei Sammlern sehr begehrt. Sets von Miniaturausgaben kosten etwa 4000 Euro, größere Werke ab 10.000 Euro. Doch der österreichische Künstler will nicht nur sich selbst bereichern. Er spendet Skulpturen an gemeinnützige Organisationen, die den Erlös durch den Verkauf behalten dürfen.

Ketan hat nicht vor, die Skulpturen zu verkaufen. Sie sollen den Platz bewachen, bis Ketan 2022 zur documenta aufbrechen will.