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Kritik von WDR-UrgesteinKölner Künstler baut Altar auf Wiese – und sorgt für Zoff

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Ketan hat auf der Wiese vor der Christuskirche am Dorothee-Sölle-Platz sein neuestes Kunstwerk aufgebaut.

von Adnan Akyüz (aa)

Köln – Fünf Jahre herrschte Ruhe um den schrillen Kölner Künstler Rolf Tepel (64) alias Ketan. Bis jetzt. Nach der Räumung des „Paradieses“ am Eifelwall hat sich Ketan am Dorothee-Sölle-Platz in der Innenstadt breitgemacht. Auf der Grünfläche vor der Christuskirche hat er sein neuestes Kunstwerk, einen Altar, aufgebaut. Doch nicht allen gefällt, was Ketan hier treibt.

Nachdem Ketan das „Paradies“ verlassen musste, hat er nach eigenen Angaben einen älteren Herren gepflegt. Während dieser Zeit traf er eine alte Bekannte wieder. Die beiden haben geheiratet. „Wir tun uns gegenseitig sehr gut, haben wir gemerkt“, sagt Ketan. Seine Frau hat eine Wohnung schräg gegenüber der Grünfläche, auf der Ketan seine Kunst auslebt.

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Schicht für Schicht hat Ketan Palmfett auf den Stein aufgetragen, der einen Altar darstellen soll.

Die sieht so aus: Unter einem Pavillon steht ein Stein, der einen „Friedensaltar“ darstellen soll, so Ketan. Um ihn herum stehen Steine in einem Kreis – „das dient als Forum“. Der Altar ist mit mehreren Schichten Palmfett überzogen. „Das soll die Menschen zum Nachdenken animieren. Wir roden Wälder dafür.“ Eigenen Angaben zufolge will er dort bereits 130 Kilo Palmfett verarbeitet haben.

Ketan sagt auch, dass er den Platz vor Wildpinklern schütze, die nachts von den Ringen kämen. „Seitdem ich hier bin, stinkt es nicht mehr“, sagt er.

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Die Steine seien von der ehemaligen Eisenbahnbrücke am Bonner Wall, über die Juden, Sinti und Roma in Zügen einst deportiert wurden. Er will sie im Frühjahr 2022 zur Documenta nach Kassel bringen. Bis dahin soll sein Kunstwerk als Diskussionsforum für die weitere Gestaltung des Platzes dienen. „Alle sind eingeladen“, sagt er.

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Der Blick vom Kaiser-Wilhelm-Ring auf die Christuskirche. Auf der Wiese steht Ketans Kunstwerk.

Als EXPRESS sich vor Ort umschaut, kommt ein Paketbote vorbei. Er sagt: „Er ist schon etwas merkwürdig, aber ich finde die Skulpturen interessant. Hier stinkt es nicht mehr, und er schadet niemandem. Diejenigen, die es stört, sollten lieber selber anpacken, anstatt sich zu beschweren.“

Anwohner Enrico Platter beschwert sich über Ketans Kunst

Nachbar Enrico Platter (75), WDR-Pensionär und Mitbegründer der „Sendung mit der Maus“ sieht das anders. „Die private Nutzung eines öffentlichen Platzes ist nicht richtig. Ketan füttert Tauben, lockt damit auch Ratten und Mäuse an. Wir haben schon mehrere Gespräche geführt, er zeigt keine Einsicht. Die Gestaltung ist eine öffentliche Angelegenheit. Ich stelle in Frage, was da privat entsteht.“ Er hat seinen Ärger auch Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne) und dem Ordnungsamt mitgeteilt.

Bezirksbürgermeister Andreas Hupke: „Was Ketan da macht, geht zu weit“

Auf EXPRESS-Anfrage erklärt Hupke: „Ich kenne den Wahnsinn, der da veranstaltet wird. Was Ketan da macht, geht zu weit. Er beruft sich auf die Freiheit der Kunst. Darunter ist aber nicht zu verstehen, dass ein Künstler sich einfach so ausbreiten kann.“

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Andreas Hupke (Grüne), City-Bezirksbürgermeister Köln

Und weiter: „Wir werden in der Bezirksvertretung über Ketan sprechen, schauen, ob das so geht oder nicht. Auch der Kunstbeirat wird befragt. Ketan kann nicht alleine über den Platz entscheiden. Wie alle anderen Künstler muss er sich an die Regeln halten. Das hat auch etwa HA Schult mit seiner Müll-Stadt so gemacht. Sonst wären Künstler, deren Arbeit in einem normalen Verfahren zustande kommt, benachteiligt.“

Ketan ist kein Unbekannter in Köln: 2015 musste er sein „Paradies“ räumen

Rolf Tepel ist in Köln kein Unbekannter. Von 2005 bis 2015 lebte er auf einem Bauwagenplatz, den er „Paradies“ taufte, am Eifelwall. Ein Ort für Kunst und einen alternativen Lebensstil. Anfang 2015 wurde das „Paradies“ von der Stadt geräumt. An dieser Stelle entsteht gerade der Neubau für das Historische Archiv der Stadt Köln. Ketan hatte sich lange gegen die Räumung gewehrt. So sehr, dass die Stadt ihm am Ende Wasser und Strom abstellte.

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Das „Paradies“ am Eifelwall wurde 2015 geräumt.

Für die einen ist Ketan ein Held, der der Obrigkeit die Stirn bietet. Für andere ein Ärgernis, das wegen seiner fehlenden Einsicht notwendige Baumaßnahmen unnötig aufhält. Ketans Plan, mit einem Theaterwagen auf den ehemaligen Flughafen Tempelhof zu fahren, scheiterte.

Platz, auf dem Ketans Kunsterwerk steht, ist nach bekannter Kölnerin benannt

Der Platz, auf dem Ketan sein neues Kunstwerk aufgebaut hat, ist nach der evangelischen Kölner Theologin Dorothee Sölle benannt. Sie wurde mit ihrer Arbeit als Friedens- und Umwelt- und Frauenaktivistin weltweit bekannt, weil sie Kritik an der Allmachtsvorstellung über Gott übte. Sie verknüpfte theologische Inhalte mit alltäglichen Erfahrungen über Armut, Unterdrückung und Benachteiligung. Für Ketan genau der richtige Ort …