Lieferant in KölnVorwürfe gegen Flaschenpost – jetzt wehrt sich das Unternehmen

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50 000 Getränkebestellungen deutschlandweit liefert Flaschenpost jede Woche aus.

von Thomas Werner  (tw)

  1. Hunderte Mitarbeiter arbeiten alleine in Köln für den Getränke-Lieferanten „Flaschenpost". Doch in einem anonymen Brief hatten sich die Arbeiter über die miserablen Verhältnisse beschwert.
  2. Nun hat sich Geschäftsführer Stephen Weich erstmals zu den Vorwürfen geäußert und wird in seinen Antwort überaus deutlich in Richtung seiner Mitarbeiter.
  3. Außerdem kündigt Weich an, dass das Unternehmen schon bald den nächsten Schritt in die Zukunft gehen möchte.

Köln – Alleine in Köln sind zwischen 300 und 400 Mitarbeiter nur für den aufstrebenden Getränkehandel „Flaschenpost" im Einsatz. Das Geschäftsmodell: Statt schwere Kisten zu schleppen, bestellt man Getränke online, innerhalb von zwei Stunden soll die Bestellung beim Kunden zuhause sein. Ein ambitioniertes Ziel, bei dem vor allem die Mitarbeiter eine wichtige Rolle spielen.

Doch genau von dort, quasi aus dem Maschinen-Raum des 2014 gegründeten Unternehmens, kam nun offenbar Kritik an den Methoden, die hinter den Kulissen passieren sollen. In einem anonymen Schreiben über sieben Seiten beschwerten sich Flaschenpost-Mitarbeiter über Arbeitsverhältnisse (hier mehr lesen). Unter anderem sollen in den Fahrzeugen des Unternehmens die Klimaanlagen auch bei großer Hitze abgeschaltet worden sein, um Kosten zu sparen. Statt Vollzeitstellen gebe es lediglich Aushilfs- oder Teilzeitjobs.

Flaschenpost-Geschäftsführer weist Vorwürfe von sich

In einem Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger" hat sich Flaschenpost-Geschäftsführer Stephen Weich nun erstmals zu den Vorwürfen geäußert – und weist die Anschuldigungen ganz deutlich von sich. „Wir fühlen uns zu Unrecht in eine falsche Ecke gedrängt, da wir unsere Mitarbeiter sehr wertschätzen", so Weich.

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Stephen Weich (35) ist seit zwei Jahren Mitglied in der Geschäftsführung und seit dem Jahr 2018 Vorstandsvorsitzender der  Firma Flaschenpost SE. Nach seinem Studium war Stephen Weich  unter anderem  als Unternehmensberater im Bereich Corporate Finance, Rechnungswesen und Venture Capital tätig.  Stephen Weich promovierte an der Westfälischen Wilhelms-Universität  in Münster.

Seine Erklärung: „Unsere Mitarbeiter sind ein wesentlicher Teil der Erfolgsgeschichte der Flaschenpost. Wir sehen uns auch keineswegs vergleichbar mit Lieferdiensten wie etwa Foodora oder Deliveroo, sondern haben ein ganz anderes Geschäftsmodell. Wir stellen unseren Mitarbeitern ein Auto zur Verfügung und lassen sie nicht mit ihrem eigenen Wagen oder gar Fahrrad zum Kunden fahren. Wir stellen ihnen Arbeitskleidung und kostenlose Getränke. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, unsere Leistungen durch vom Arbeitsrecht geschützte Mitarbeiter erbringen zu lassen, und nicht von Selbstständigen, für die Arbeitsgesetze nicht gelten, obwohl das kostengünstiger wäre."

Hat Flaschenpost Klimaanlagen ausgeschaltet, um Geld zu sparen?

Gerade der Vorwurf, die Klimaanlagen seien zum Nachteil der Mitarbeiter abgeschaltet worden, ärgert den Geschäftsführer. „Das ist falsch. Es gibt definitiv kein Abstellen von Klimaanlagen, aus welchen Gründen auch immer. Wir haben zurzeit circa 1000 Fahrzeuge. Die älteren davon, circa 200 Stück, haben keine Klimaanlage. Unsere gesamte Flotte ist geleast und so werden nach und nach die Transporter ohne Klimaanlage durch klimatisierte ersetzt.“

Geschäftsführer Stephen Weich wünscht sich offene Kommunikation

Besonders hätte sich Weich eine offenere Kommunikation innerhalb des Unternehmens gewünscht, wie er sagt: „Ich finde es sehr schade, dass die Beschwerde anonym ist. Wir reden sonst immer miteinander und finden für Probleme gemeinsam Lösungen. Darum macht mich dieser anonyme Brief von einer oder mehreren Personen auch persönlich betroffen. Die Zufriedenheit der Mitarbeiter ist uns sehr wichtig. Sie sind für den Kunden das Gesicht unserer Firma und haben damit maßgeblichen Anteil am Erfolg der Flaschenpost."

Aktuell beschäftigt „Flaschenpost" etwa 2.000 Mitarbeiter, in NRW-Städten wie Köln, Münster, Düsseldorf oder Duisburg gehören die rosa-weißen Fahrzeuge des Unternehmens bereits fest zum Stadtbild. Nach Angaben von Weich hat „Flaschenpost" die Gewinnschwelle erreicht und will zeitnah sein Geschäft ins Ausland ausweiten.