Stillstand bei KVBKöln kann den Streik verkraften – unter einer Bedingung

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Keine KVB in Sicht: Die Bahnsteige blieben am Dienstag leer, wie hier am Neumarkt.

von Jan Wördenweber (jan)

Köln – Volle Straßen und Radwege, leere Bahnsteige: Der Warnstreik bei den KVB ist bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehbar, findet unser Autor. Aber: Solidarität ist auch keine Einbahnstraße. Ein Kommentar: 

Haben Sie heute Morgen auch im Stau gestanden? Mussten Sie im Regen mit dem Fahrrad zur Arbeit, weil Busse und Bahnen der KVB nicht fuhren? Dann haben sie sich vielleicht auch geärgert über den Warnstreik, zu dem Verdi am Dienstag aufgerufen hatte.

KVB Köln: Helden der Corona-Pandemie streiken

Oder auch nicht: Denn die Beweggründe der Bus- und Bahnfahrer, jetzt zu streiken, sind nachvollziehbar. Viele, die heute die Arbeit niedergelegt haben, gehören nicht zu den Gutverdienern. Nicht wenige wurden noch zu Beginn der Corona-Pandemie beklatscht – als Helden, die durch ihren Job unser Land nicht vollends lahmgelegt haben.

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Hinzu kommt, dass der Staat im Zuge der Corona-Pandemie Milliarden von Euro für Hilfsmaßnahmen lockergemacht hat. „Die haben es doch“, sagt sich da nicht nur der Busfahrer. Daher ist es keineswegs verwunderlich, dass jetzt auch die „Corona-Helden“ des Frühjahrs bedacht werden wollen. 

Köln hat diesen Streiktag gut verkraftet; das große Verkehrschaos ist zumindest im morgendlichen Berufsverkehr ausgeblieben. Wohl auch, weil viele Arbeitnehmer nach wie vor aus dem Homeoffice arbeiten konnten.

Mit der Anzahl der Arbeitsniederlegungen sollte die Gewerkschaft nun aber nicht übertreiben. Das ist in Zeiten der Corona-Krise die Bedingung für Solidarität. 

Streik in Corona-Zeiten: Solidarität ist keine Einbahnstraße

Im Gegensatz zu den Kollegen in der Privatwirtschaft sind nämlich die öffentlich Bediensteten bislang ohne Jobangst und Einkommensverluste durch die Pandemie kommen. Und: Mit jedem Streiktag mehr werden Pendler gezwungen, sich in die wenigen Busse der noch fahrenden Subunternehmen zu quetschen oder auf S-Bahnen umzusteigen, in denen der Mindestabstand nicht mehr gewahrt werden kann.  

KVB-Fahrer, die auf die Solidarität der Kölner bauen, sollten daher nicht blind in die Einbahnstraße steuern.