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Trauriges JubiläumKölner Konzert-Tempel wird 30 – aber verliert jetzt fünf Jahre

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Die Macher der legendären Konzerthalle im derzeit wegen Corona leer stehenden E-Werk.

von Markus Krücken (krue)

Köln – Events in der Corona-Krise? Keine Chance. Eine ganze Branche liegt brach. Und so fällt auch ein ganz besonderes Kölner Jubiläum dieser Tage quasi ins Wasser ...

Denn in dieser Woche jährt sich die Gründung des Konzerttempels E-Werk in Mülheim zum 30. Mal. Doch die Macher stehen in einer leeren Halle.

„Wir werden versuchen, durchzuhalten mit den staatlichen Hilfen und zusätzlich eigenes Geld rein tun. Das ist nötig, um bis Mitte des Jahres durchhalten zu können“, sagt Bernd Odenthal gegenüber EXPRESS, „im Herbst sollte es perspektivisch wieder losgehen und für 2022 hoffen wir wieder auf normale Konzerte. Dann muss man fünf Jahre arbeiten und die Schulden abarbeiten, man verliert wirtschaftlich fünf Jahre. Aber das trifft ja nicht nur uns.“

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Ende der 80er: Das E-Werk als Baustelle

Der Gründer des E-Werks ist ein positiver Mensch, mit seinem Geschäftsführer Willy Wirtz und den 20 festen Kräften versucht er, das Beste aus der Situation zu machen.

Bernd Odenthal: Das Beste, was ich machen konnte

Natürlich blickt Odenthal in der Jubiläumswoche auch schmunzelnd auf die drei Dekaden zurück. Denn als er Ende der 80er mit seinem Kumpel Roland Temme, genannt „Balou”, und weiteren Investoren aus der Musikszene, darunter alle BAP-Mitglieder, den Entschluss fasste, sieben Millionen DM in die Hand zu nehmen und das einstige marode Elektrizitätswerk an der Schanzenstraße im rechtsrheinischen Köln-Mülheim in eine moderne Veranstaltungshalle umzubauen, konnte keiner diese Erfolgsstory vorhersehen.

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BAP-Gründungsmitglied Bernd Odenthal vor seinem E-Werk. Das Foto wurde 2016 aufgenommen.

„Das war in der Zeit das Beste, was ich machen konnte“, sagt das BAP-Gründungsmitglied trocken.

Mehr als zehn Millionen Besucher sind seitdem schon zu Gast gewesen, haben die Betreiber errechnet. Wohl jeder Kölner war schon einmal bei einem Konzert dort.

Denn die Superstars der Musik geben sich seit 1991 auf der Bühne des 2000 Besucher fassenden E-Werks, die seit dem 11. Januar 1991 auch die Heimat der Kölner Stunksitzung ist, die Ehre. Die Liste ist lang. Beispiele gefällig?

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Vor 120 Jahren: Einst war das Areal eine riesige Fabrikhalle.

Ob Rap-Idol Snoop Dogg, London Beat, Robbie Williams, BAP, Herbie Hancock, Udo Lindenberg, Sinead O'Connor, Justin Timberlake, Coldplay, Herbert Grönemeyer, Paul Kalkbrenner, Cindy Lauper, Tokio Hotel – im E-Werk traten sie alle auf.

Odenthal weiß: „Das E-Werk hat eine Größe, die vor allem bei Bands sehr gefragt ist, die auf dem aufsteigenden Ast sind.“

Seine Band vergaß Percy Sledge an der Hotelbar

Lächelnd schildert er ein paar Anekdoten aus den ganzen Jahren: „Die Ärzte haben die ganze Garderobe mit Blümchen tapeziert, die ist bis heute so, Die Pogues waren beim Saufen fürs Catering die Schlimmsten, wer sonst. Bei Motörhead  haben wir ausschließlich Light Bier ausgeschenkt, Meat Loaf haben wir fürsorglich einen Rettungswagen samt Sauerstoffdusche bereitgestellt, er hat die tatsächlich benutzt.“

Unglaublich auch, was bei einem Konzert von Percy Sledge geschah, Odenthal erzählt lachend: „Während des Spiels hat die Band von Percy Sledge gemerkt, dass sie Percy Sledge in der Hotelbar vergessen hatten. Den haben wir dann mit dem Taxi aus dem Hotel kommen lassen.“

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Vor dem Lockdown: Kaffeebud - La kölsche Vita fand im E-Werk im Juni noch statt.

Der BAP-Keyboarder der ersten Stunde selbst hat sich vor Jahren leise aus dem operativen Geschäft herausgezogen, aber mischt noch immer gerne mit. Auch jetzt in den schwierigen Zeiten macht er nicht auf Privatier, sondern zeigt vor Ort für seine Mitarbeiter Flagge: „Wir werden in der Branche noch einige Abstürze ab Februar erleben, ohne Reserven ist das nicht haltbar.“

Gründer: Darum heißt das E-Werk so

Eine Frage haben wir am Ende noch. Warum hat er eigentlich den Konzerttempel E-Werk genannt? Odenthal: „Das war mal als ein Elektrizitätswerk gebaut und wurde wenige Jahre als solches betrieben. Ich finde, alte Gebäude verdienen es, dass man was wiederfindet, was auf die ursprüngliche Funktion schließen lässt.“