Touri-Flut in KölnMega-Boom auf dem Rhein, doch hinter den Kulissen brodelt es gewaltig

03.05.2021, Köln: Die schlafende KD-Flotte vor der Altstadt. Kein Rheinschifffahrt wegen Corona. Vorne RheinFantasie, dahinter RheinEnergie.


Foto: Csaba Peter Rakoczy

Schiffe der KD-Flotte liegen vor der Altstadt. Das Geschäft mit den Flusskreuzfahrten boomt.

Köln ist Deutschlands Hauptstadt der Flusskreuzfahrten! Doch während die Zahl der Touristen und Touristinnen explodiert, kritisieren Reedereien die chaotischen Zustände an den Anlegern. Ein ungelöstes Problem sorgt für Zündstoff.

Die Corona-Flaute ist Geschichte, der Kreuzfahrt-Boom ist zurück in Köln! Mit mindestens 460.000 Passagieren und Passagierinnen pro Jahr, die über den Rhein in die Domstadt strömen, ist Köln der größte Flusskreuzfahrthafen Deutschlands. Doch genau hier beginnt das Problem: Die Reedereien schlagen Alarm und bewerten die Anlege-Situation als schwierig.

Fast elf Prozent aller Flusskreuzfahrt-Gäste legen in Köln an. Zum Vergleich: Damit lässt Köln Städte wie Passau (300.000), Würzburg (160.000) und Bamberg (130.000) weit hinter sich. Und der Markt wächst weiter! Schon 2019 machten 2770 Schiffe hier fest.

Um dem Ansturm Herr zu werden, will die Betreibergesellschaft Rhein-Cargo jetzt handeln und die Liegeplätze modernisieren. Nördlich der Hohenzollernbrücke und an der Bastei sollen mehr Schiffe gleichzeitig anlegen können. Auch im Bereich Leystapel wird eine neue Landebrücke für die riesigen 135-Meter-Schiffe gebaut. Das berichtet der „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Doch reicht das? Eine Studie im Auftrag der IHK Köln zeichnet ein düsteres Bild. Das Fazit: Köln hat riesiges Potenzial, aber „fehlende und teils schlecht erreichbare Anleger tragen dazu bei, dass das vorhandene Potenzial Kölns in der Fahrgastschifffahrt bislang nicht vollständig genutzt werden kann“. Es wird sogar eine „mitunter unzureichende Kooperation zwischen den Anbietern und der Stadt Köln“ kritisiert.

Besonders heikel ist die Lage an der Bastei. Seit April 2022 dürfen Reisebusse dort angeblich nicht mehr ans Ufer fahren – die Stadt schiebt es auf ein Gerüst zur Sicherung der baufälligen Bastei. Ein Praxistest mit einem Reisebus bewies jedoch das Gegenteil! Trotzdem herrscht Stillstand. Die großen Reedereien hüllen sich auf Anfrage in Schweigen. A-ROSA teilt mit: „Zu der Thematik möchten wir uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern.“ Ein klares Zeichen, wie angespannt die Lage ist.

Ein Reisebus beweist bei einer Testfahrt: Entgegen der Behauptung der Stadt Köln ist die Zufahrt zum Rheinufer möglich.

Erfolgreiche Testfahrt am frühen Morgen: Ein Fahrer des Busunternehmens Piccolonia beweist, dass er problemlos zu den Kreuzfahrtschiffen ans Rheinufer gelangen könnte, wenn die Stadt die Einbahnstraße umdrehen und die Pkw-Parkplätze streichen würde.

Selbst Köln-Tourismus gibt zu, dass es am Konrad-Adenauer-Ufer „immer wieder zu schwierigen Situationen“ zwischen den Kreuzfahrt-Touristen und -Touristinnen, Autofahrern und Autofahrerinnen sowie Radfahrern und Radfahrerinnen kommt. Die Probleme mit der Bus-Anbindung seien bekannt, aber ungelöst.

Woran hakt es? Hinter vorgehaltener Hand heißt es, dass Personalprobleme in den zuständigen Ämtern der Stadt eine schnelle Lösung verhindern könnten. Die Vertreter und Vertreterinnen der Stadt seien vollauf mit der Planung von „Besser durch Köln“ beschäftigt – während am Rheinufer das Chaos droht. (red)