Fairstore, Oxfam und Co.Kölner Sozialkaufhäuser im Überblick – Darf ich da auch einkaufen?

Die Außenansicht der Fairstore-Filiale am Eigelstein.

Der Fairstore am Eigelstein ist einer von bald sechs Shops in Köln. Hier wird benachteiligten Kölnerinnen und Kölnern geholfen.

In Zeiten der Inflation wird alles teurer. Nahrung, Wohnraum, Kleidung, Möbel ... Das trifft in erster Linie diejenigen, die eh schon wenig Geld haben. Sozialkaufhäuser leisten Abhilfe.

von Julian Meiser (jm)

Kölle ist sozial! Viele Kölnerinnen und Kölner bringen sich ehrenamtlich ein, um anderen zu helfen. Gerade in den kalten Wintermonaten ist das besonders wichtig.

Eine wichtige Komponente bei der Unterstützung von Benachteiligten sind die Sozialkaufhäuser. Doch was steckt genau dahinter? EXPRESS.de klärt auf und stellt eine Auswahl an Kölner Sozialkaufhäusern vor.

Was sind Sozialkaufhäuser?

Sozialkaufhäuser bieten denen, die nicht viel Geld zur Verfügung haben, Kleidung, Möbel und vieles mehr – und zwar zu kleinen Preisen. Das Angebotene ist zum größten Teil gebraucht und wurde dort als Spende abgegeben.

In Köln gibt es mehrere Sozialkaufhäuser davon – doch nicht alle wollen den Namen für sich beanspruchen ...

Daniel Genova leitet die fünf Fairstore-Kaufhäuser in Kalk, Nippes, Mülheim, der Südstadt und am Eigelstein. Am längsten existiert die Fairstore-Filiale in Kalk. Schon seit 2008 gehen dort preiswerte Artikel über die Ladentheke. 2024 kommt in Porz ein sechster Fairstore hinzu. Die Idee für das Fairstore-Projekt stammt von der Diakonie Michaelshoven.

Gegenüber EXPRESS.de erklärt Fairstore: „Die Idee, Warenspenden aus dem Kölner Raum für die Kölner Bevölkerung anzubieten, schafft nicht nur eine regionale Verbindung, sondern trägt auch zur Schonung der Ressourcen bei.“

Die Fairstores schaffen zudem „Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit Schwerbehinderung und jene, die nach einer längeren Phase der Arbeitslosigkeit eine neue Perspektive suchen. Hier trifft soziale Verantwortung auf nachhaltigen Konsum.“

Wer darf in Sozialkaufhäusern einkaufen?

Eine oft gestellte Frage in Bezug auf Sozialkaufhäuser ist, ob dort jeder und jede einkaufen darf oder ob ein Einkauf an Bedingungen geknüpft ist. Für die Fairstores gilt: „Vintage-Liebhaber, Studenten, Familien – hier findet jeder etwas nach seinem Geschmack.“

Benachteiligte Personen bekommen jedoch unter Umständen Vergünstigungen: „Bei einem nachweislich geringen Einkommen (Köln-Pass) sind je nach Ware sogar bis zu 30 Prozent Rabatt drin.“

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Sich dem guten Zweck verschrieben hat sich bekanntlich auch das Rote Kreuz. Auf der Venloer Straße in Köln-Ehrenfeld hat das Rote Kreuz einen Shop, in dem getragene Kleidung günstig angeboten wird.

Pressesprecher Ismail Bulut erklärt gegenüber EXPRESS.de: „Die Erlöse aus dem Shop fließen in soziale Projekte des Kölner Roten Kreuzes – wie zum Beispiel das Power-Pänz-Projekt, das Kindergarten- und Schulkinder spielerisch an Erste Hilfe heranführt.“

Eine Frau schaut sich ein türkises Kleidungsstück an.

Im Rotkreuz-Shops in Köln können günstige Kleidungsstücke erworben werden.

„Das Publikum ist sehr gemischt. Da sind Leute mit wenig Geld dabei, aber auch junge Personen, die ausgefallene Vintage-Klamotten suchen“, sagt Bulut.

Anders sieht es mit der Kleiderkammer des Roten Kreuz aus: Um hier shoppen zu dürfen, benötigen Kundinnen und Kunden beispielsweise einen Köln-Pass oder vergleichbare Nachweise. Vom Kreisverband Köln heißt es: „Die Kleiderkammer steht für bedürftige Kölner Bürgerinnen und Bürger sowie Menschen in Notunterkünften und Wohnheimen für Flüchtlinge offen.“

Bulut: „Die Kleiderkammer ist für Menschen mit sehr, sehr wenig Geld. Sie können hier – gegen eine Schutzgebühr – quasi kostenlos Kleidung mitnehmen.“ Die Schutzgebühr beträgt pro Tüte oder blauem Sack fünf bis zehn Euro. Besagte Gebühr dazu, dass „die Kleidung ausschließlich für den Eigenbedarf mitgenommen wird.“

Wo in Köln gibt es Second-Hand-Kleidung zu kaufen?

Sozial engagiert ist auch Oxfam. „In unseren deutschlandweit 55 Shops arbeiten fast 3500 Ehrenamtliche. Das ist ein Riesen-Engagement!“, lobt Oxfam-Referentin Ingrid Chatain, die unter anderem die zwei Kölner Shops auf der Bonner Straße und am Friesenplatz betreut.

Ein Sozialkaufhaus sei Oxfam, das ebenfalls auf gespendete Kleidung angewiesen ist, aber nicht, sagt Ingrid Chatain. „Der Anspruch von Sozialkaufhäusern ist es, direkt vor Ort arme Menschen mit Waren zu helfen“, erklärt Chatain die Idee hinter Sozialkaufhäusern.

Außenaufnahme vom Oxfam Shop Köln-Südstadt nach seiner Renovierung im Sommer 2022.

Außenaufnahme vom Oxfam Shop Köln-Südstadt nach seiner Renovierung im Sommer 2022.

Das Oxfam-Konzept sehe hingegen anders aus: „Wir bieten Schnäppchen an, wollen aber trotzdem Geld einnehmen – unsere Shops sind ein betriebswirtschaftliches System. Die Erlöse gehen an den Verein Oxfam Deutschland – von dort werden sie dann an Nothilfeprojekte und an Kampagnen weitergeleitet. Vorwiegend in Afrika und südliches Asien. Aber auch in Flüchtlingscamps oder Katastrophengebiete nach Erdbeben oder Hochwasser.“

Die Vision der Second-Hand-Kette lautet: „Eine gerechte Welt ohne Armut“. Und die Idee hinter Oxfam trägt Früchte: „Zu uns kommen immer mehr junge Leute. Der Sinn für Nachhaltigkeit wächst“, freut sich Chatain.