Mord an Seckin Caglar (†16)DNA-Massentest beendet: Wer nicht erschien, bekam „Besuch“

Seckin Caglar wurde 1991 in Köln-Poll getötet.

Seckin Caglar wurde 1991 in Köln-Poll getötet. Um dem Täter endlich auf die Spur zukommen, waren 355 Männer aufgerufen, eine Speichelprobe abzugeben.

Wird der Mörder der 16-jährigen Seckin Caglar endlich überführt? Mitte März waren 355 Männer zu einem Massengentest geladen worden, aber lange nicht alle erschienen. Die bekamen daher ungebetenen Besuch. 

Der Mord an der 16-jährigen Seckin Caglar in Köln-Poll vor mehr als 31 Jahren: Wird er jetzt endlich gesühnt? Am 18. und 26. März 2023 fanden in der Janusz-Korczak-Grundschule zwei DNA-Massentests statt. 

Von insgesamt 355 geladenen Männern kamen jedoch nur 290. Was passierte mit den übrigen? „Ermittler-Teams sind bei denen vorbeifahren, die nicht gekommen sind“, erklärt eine Polizeisprecherin gegenüber EXPRESS.de. Und das sehr erfolgreich. 

Cold Case: DNA-Test ferngeblieben –da kam Besuch von der Kölner Polizei

Krankheit, Urlaub, Bedenken – vieles konnte so ausgeräumt werden und nachträglich DNA-Tests durchgeführt werden. Laut der Polizeisprecherin blieb lediglich eine Handvoll Männer übrig, bei denen ein Test noch aussteht. „Diese werden erneut aufgesucht“, sagt sie. 

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Die DNA-Proben werden mit einer DNA-Spur, die vermutlich von Seckins Mörder stammt, abgeglichen. Das endgültige Ergebnis soll dann Mitte Mai vorliegen. 

Alle zum Test geladenen Männer haben beziehungsweise hatten einen Bezug nach Poll, wo die 16-jährige Seckin Caglar umgebracht worden war. Die Anspannung ist groß. Gelingt endlich ein Durchbruch in diesem „Cold Case“? Schon zu lange warten Seckins Angehörige, Freundinnen und Freunde darauf, dass ihr Mörder gefasst wird. 

Köln: Fazit zum DNA-Reihentest im „Cold Case“ Seckin Caglar

Das Testzentrum war in der nüchternen Aula der Janusz-Korczak-Grundschule eingerichtet worden. Dort lagen bei beiden Terminen zahlreiche Teststäbchen bereit. Die Speichelprobe selbst wurde hinter einem Wandschirm entnommen. Das dauert nur einen Augenblick. Mordermittler und Leiter der „Cold Case“-Einheit Markus Weber sowie Oberstaatsanwalt Bastian Blaut leiteten die Aktion.

Zum ersten Termin waren von den 355 geladenen Männern 210 für eine Speichelprobe erschienen, beim zweiten Termin 80 weitere Männer. Somit fehlten 65 Eingeladene. Laut Oberstaatsanwalt Bremer seien diejenigen, die nicht erschienen, nicht automatisch verdächtig. Sie müssten aber genauer angeschaut werden.

Geprüft wurden daraufhin die Gründe, warum so viele Männer der Einladung nicht folgten – gab es postalische Ungenauigkeiten? Waren Betroffene im Urlaub? Viele der Fragen konnte die Ermittlerinnen und Ermittler anschließend  klären, in dem sie bei den Ferngebliebenen auf der Matte standen. 

Die Speichelproben werden anonymisiert ans Landeskriminalamt NRW geschickt und dort mit der tatrelevanten DNA abgeglichen. Diese mutmaßliche DNA-Spur von Seckins Mörder war dank verbesserter Methoden der DNA-Analyse gefunden worden. Als die Tat 1991 passierte, war dies noch nicht möglich. 

Durch den Reihentest will die Polizei Personen als Täter ausschließen – und bestenfalls dem Mörder auf die Schliche kommen. Dank neuer Analysemethoden ist es inzwischen sogar möglich, über eine DNA-Probe festzustellen, ob jemand mit dem Täter verwandt ist.

Mord in Köln-Poll: Seckin Caglar (†16) war auf dem Weg nach Hause

Am 16. Oktober 1991 war die 16-jährige Seckin Caglar, die seit einem Monat Auszubildende bei einem Supermarkt auf der Siegburger Straße in Poll war, gegen 18.40 Uhr in die Linie 7 gestiegen. Sie wollte nach Hause. Zwei Minuten später stieg sie an der Haltestelle „Poll-Autobahn“ (heute: Baumschulenweg) aus. Dort wurde sie üblicherweise von einem Familienmitglied abgeholt. Doch an diesem Abend verspätete sich ihr Vater um wenige Minuten ...

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Der Vater wartete anschließend vergeblich auf seine Tochter. Schnell war klar: Seckin muss was passiert sein. Die Familie schaltete sofort die Polizei ein. Eine Suchaktion, an der sich auch Angehörige und Freunde der 16-Jährigen beteiligten, blieb jedoch zunächst erfolglos. Am nächsten Morgen wurde die Suche fortgesetzt – und ein Alptraum Realität. 

Seckin, die als fröhlich, fleißig und hilfsbereit beschrieben wurde, war tot. Brutal ermordet. Ihre Leiche lag in unmittelbarer Nähe der Haltestelle – entblößt und erwürgt hinter einem Dornengebüsch an dem Weg, der zu ihrem Zuhause führte. (iri, nb, dpa)