• Alles begann mit ein paar Anrufen im Warenlager in Bergheim. In der Leitung: verärgerte Kunden, die nach ihrer Bestellung keine Ware erhalten hatten.
• Jetzt ist klar: Es handelt sich um groß angelegten Betrug. Das Opfer: die Kunden, aber auch die Elektrofirma aus Bergheim, deren guter Name nun schlecht gemacht wird.
• Die Fake-Firma handelt hinter den Kulissen mit allen Tricks. Doch jetzt setzt sich Geschäftsführer Matthias Goncz zur Wehr.

Köln/Bergheim – Im Bergheimer Warenlager der Elektrofirma „Elektro Outlet" steht das Telefon derzeit nicht still. Am anderen Ende der Leitung: wütende Kunden, die dem Unternehmen Betrug vorwerfen. Sie haben Ware bestellt, bezahlt und nie erhalten! Doch dahinter steckt ein groß angelegter Betrug. Nicht etwa von „Elektro Outlet", sondern einer Fake-Firma, die mit allen Tricks arbeitet. Jetzt wehrt sich das Bergheimer Unternehmen.

Bergheim: Elektro Outlet wird von Fake-Firma attackiert

„Alles begann vor etwa zwei Wochen", erklärt Geschäftsführer Matthias Goncz gegenüber EXPRESS. Verärgerte „Käufer" meldeten sich beim Kundendienst und beschwerten sich, sie hätten bezahlte Ware nicht erhalten, die sie beim „Elektro Outlet" gekauft hatten. Der Kundendienst checkte Namen, Produkte und Vertragsnummern und kam immer zum gleichen Ergebnis: Bei uns haben Sie nicht bestellt! Die Gespräche zeigten: Die Anrufer hatten ihre Bestellungen bei einem Online-Shop namens „Elektro Outlet 24" abgegeben. „Wir haben den Kunden erklärt, dass wir das nicht sind", so Goncz.

Doch mit jedem Anruf wuchs die Gewissheit: Hier handelt es sich nicht um eine zufällige Verwechslung! Eine Recherche ergibt: „Elektro Outlet 24" ist eine Fake-Firma, in einigen Internet-Portalen wird bereits vor der Seite gewarnt. Die Firma ist als GbR angemeldet, existiert aber gar nicht. Keine der bevollmächtigten Personen existiert wirklich, die Umsatzsteuer-ID ist falsch, Impressum und AGBs sind unzureichend, widersprechen sich teilweise sogar!

Elektro Outlet in Bergheim: Gezielter Angriff von Fake-Konkurrent

Noch schlimmer für „Elektro Outlet": Der vermeintliche Konkurrent will die „echte" Firma offenbar gezielt attackieren. Auf der Online-Präsenz werden die gleichen Produkte beworben, selbst die Optik ist angelehnt, alles wirkt professionell. Die Preise liegen teilweise 50 Prozent unter dem Schnitt der Branche, unwissende Kunden greifen gerne zu. Bezahlen können Sie nur per Vorkasse. Bis sie merken, dass keine Ware kommt, lässt sich das Geld schon nicht mehr retten.

Hinzu kommt, dass die Fake-Firma auch in der Außendarstellung effektiv trickst. So liegt der Sitz des Unternehmens offiziell an einer Adresse in Mönchengladbach. Aber wer dort sucht, findet nichts. Doch die Adresse – wie durch Zufall – in Sichtweite des ehemaligen Hauptsitzes von „Elektro Outlet". Wenn Kunden also zum Beispiel im Internet nach „Elektro Outlet Mönchengladbach" suchen, finden Sie noch Angaben der echten Firma (betreibt weiter eine Filiale dort) – und vermuten den Betrug bei Matthias Goncz und seiner Firma.

Ein teuflisches Spiel, das langfristig viele Kunden verschrecken könnte. Bereits über 200 Fälle von geprellten Kunden sind bekannt, die Zahl dürfte weiter steigen. „In der Branche liegt ein Warenkorb meistens im Bereich zwischen 1000 und 2000 Euro", erklärt Goncz. Das wären bei 200 Fällen bereits mindestens 200.000 Euro Schaden.

Elektro Outlet wehrt sich: Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Köln

Das Problem: Verantwortlich machen lässt sich – zumindest bisher – niemand. Der Name der Internet-Domain wurde zurückverfolgt, die Server stehen offenbar in der Nähe von Seattle (USA). Darum hat Goncz nun Strafanzeige erstattet bei der Staatsanwaltschaft Köln. Auch das US-amerikanische „Internet Crime Complaint Center" (IC3), das sich mit Cyberkriminalität beschäftigt, wurde benachrichtigt. „Wir werden nicht weiter zusehen und warten. Solange der Shop aktiv ist, werden wir alles tun, um das zu beenden. Es liegt uns sehr am Herzen, das aufzuklären", so Goncz.

Ziel sei es vor allem, die Kunden zu entschädigen, die auf die scheinbar guten Angebote von „Elektro Outlet 24" reingefallen sind. Aber die offensive Vorgehensweise von Goncz ist auch Selbstschutz, immerhin steht der Name seiner Firma auf dem Spiel. Die gibt es seit 2009, der Shop ist als Mischung aus Online- und Offline sowie aus Groß- und Einzelhandel eine Ausnahmeerscheinung. Unter anderem werden mehr als 200 Einzelhändler beliefert.

Bewertungen: Elektro Outlet hat in der Branche einen guten Namen

Und: Die Firma hat sich in der Branche einen guten Namen gemacht. Auch die B-Ware wird vor dem Verkauf geprüft, die Bewertungen im Netz sind durchgehend positiv. All das steht jetzt auf dem Spiel.

Jetzt liegen die Hoffnungen von Goncz und Co. auf der Arbeit der Staatsanwaltschaft Köln. „Wir haben getan, was wir können. Das erklären wir auch den Kunden. Aber wir sind erst zufrieden, wenn ein Großteil der Kunden entschädigt wurde."