Kölner IrrsinnARD macht Stadt zum Gespött – die reagiert prompt

Eine zweistufige Treppe verbindet den höhergelegenen Rheingarten mit der Altstadt-Promenade.

Kölner Treppenwitz: Gastronomen am Rheingarten in Köln stellen diese Treppen auf, wie hier am 2. August 2021, das Ordnungsamt geht dagegen vor.

Das Satiremagazin „extra 3” zeigte den Kölner Treppen-Witz: Wirte dürfen zwar auf dem erhöht liegenden Rheinufer ihre Tische aufbauen – wie man da hoch kommt, scheint aber egal. Jetzt schaltete sich die Stadt Köln ein.

Köln. Mit ihrer beliebten Kategorie „Der reale Irrsinn“ zeigt das Satiremagazin „extra 3“ reale Provinzpossen. Dabei wird klar, wie schräg es in Deutschland manchmal wirklich zugeht. Vergangene Woche traf es die Stadt Köln, die dank der Macher in der ARD (12. August) und später auch bei One (13.August) ganz schnell zum Gespött der Nation wurden.

Darum ging es: Seit rund einem Jahr dürfen die Kölner Wirte in der Altstadt ihre Tische auch auf die erhöht liegende Rheinseite an der Frankenwerft stellen. Eine etwa 50 Zentimeter hohe Betonstufe müssen sowohl die Wirte als auch die Gäste überwinden, um die Außenfläche am Rheingarten zu erreichen. Ihrem Unmut über die Zwei-Stufen-Politik in Köln hatten die Wirte zuvor auch bei EXPRESS.DE Ausdruck verliehen, sodass die Satiriker von „extra 3“  selbst vor Ort nachschauten.

Kölner Wirte genervt vom Behörden-Irrsinn am Rheinufer

Kellner Gustav Ulrich erklärt, dass er und seine Mitarbeiter wegen der Bewirtung hunderte Male hoch und runter steigen müssten. „Das macht uns die Arbeit so schwer, das könnt ihr nicht glauben.“ Auch Wilhelm Wichert, Wirt im „Haxenhaus“, ist genervt und bringt es auf den Punkt: „Man geht hin, nimmt die Bestellung auf, kommt zurück, bringt die Getränke, kommt zurück, bringt die Speisen, kommt zurück, räumt ab, kommt zurück, bringt die Rechnung, kommt zurück.“

Die Wirte haben sich deshalb eine einfache Lösung einfallen lassen: Ein kleines Holztreppchen vor der Stufe soll den Aufstieg erleichtern. Aus den 50 Zentimetern werden damit drei kleine Stufen, die Restaurantmitarbeiter und Gäste dann „erklimmen“ müssen. Eine echte Erleichterung.  

Doch die Stadt Köln sieht das anders. Denn den Mitarbeitern vom Ordnungsamt scheint die Treppe so gar nicht zu gefallen. Laut Aussagen des „Haxenhaus“-Wirts müssen die Gastronomen jedes Mal 35 bis 55 Euro Strafe zahlen, wenn die Treppe beanstandet wird. Denn, so erklärt die Stadt Köln gegenüber der ARD, so ein Treppchen sei eine „Sondernutzung”. Und die könne eben nicht genehmigt werden. Denn: „Die Treppchen (...) können für Stürze/Unfälle sorgen“, zitiert der Sender die Stellungnahme der Stadt.

Auch gegenüber EXPRESS.DE erklärte Sprecher Robert Baumanns, dass sich der Rheingarten ohnehin „in einem nicht-einladenden Zustand“ für Gäste befinde. Die Treppen fallen nicht nur unter „Sondernutzung“, sondern würden auch das Stadtbild beeinträchtigen.

Kölner Wirt: „Man kann auch gegen die Laterne laufen“ 

Kommentar von Daniel Bratu, Gastwirt im „Mama Leone“, gegenüber „extra 3“: „Wenn man nicht aufpasst, kann man auch gegen die Laterne laufen.“ Aber soll die Treppe nicht dabei helfen, Stürze von der 50 Zentimeter hohen Stufe am Rheinufer zu vermeiden? „Wir sehen oft, dass die ältere Kundschaft stolpert oder herunterfällt“, sagt Gustav Ulrich. Er finde, ohne Treppe sei die Steigung noch gefährlicher als mit. 

Nach der Ausstrahlung des Beitrags kontert nun die Stadt Köln. Man sehe die Position und Argumentation der Stadt unzureichend wiedergegeben. Wie ein Sprecher gegenüber EXPRESS.de mitteilte, sei Folgendes der Redaktion mitgeteilt, aber im Fernsehen nicht erwähnt worden: „Die Flächen, welche dort genutzt werden, sind normalerweise gar nicht als Außengastro-Flächen zugelassen.“ 

Wie im Satire-Beitrag eingangs kurz erwähnt, betont die Stadt Köln einmal mehr, dass es sich um eine Ausnahmegenehmigung handele. Damit komme man den Wirten aufgrund der coronabedingten Ausfälle der Vormonate entgegen. Der Sprecher weiter: „Sie mussten kein langwieriges Genehmigungsverfahren durchlaufen, sondern konnten von jetzt auf gleich loslegen. Sondernutzungsgebühren für die zusätzlichen Flächen müssen sie nicht zahlen.“

Stadt Köln kontert nach Treppen-Witz bei Satiremagatin „extra3“

Sind Kölns Wirte also undankbar? Die Stadt Köln argumentiert zudem, Mitarbeiter und Gäste könnten auch außen herum laufen. Am Rand der erhöht liegenden Terrasse gibt es auch Treppenaufgänge.

Das Problem: Sie sind weit weg, sagt Gastronom Bratu gegenüber „extra3“: „Wenn man die nimmt und immer außen rum läuft, macht das am Tag rund acht Kilometer mehr Laufweg.“ Gäste würden sich beschweren, Bierschaum wäre verflogen. Doch vorerst sieht es so aus, als bliebe den Kölner Wirten da nichts anderes übrig, als sportlicher zu werden.

Das Satiremagazin „extra 3” läuft bereits seit 45 Jahren in der ARD. In den 30 bis 45 Minuten langen Folgen führt Moderator Christian Ehring (48) durch das Programm und zeigt den ungeschönten Irrsinn in der Republik. (mg/jan)