Hat er sich verplappert?Prozess in Köln: Drach vertraut sich Häftling an, der packt jetzt aus

Der Angeklagte Thomas Drach sitzt am 2. Mai 2022 auf der Anklagebank im Kölner Landgericht.

Thomas Drach sprach mit Mithäftling über die ihm zur Last gelegten Raubüberfälle. Das Foto zeigt ihn am 2. Mai 2022 bei seinem Prozess.

Hat Thomas Drach sich etwa verplappert? Der 62-Jährige soll nun einem Mithäftling gegenüber mehrere Straftaten zugegeben haben.

Der verurteilte Verbrecher und Reemtsma-Entführer Thomas Drach dürfte damit nicht gerechnet haben: Der 62-Jährige soll gegenüber einem Mitgefangenen mehrere Raubüberfälle auf Geldtransporter zugegeben haben. Dies ging am Montag (20. Juni) aus einem Antrag des Verteidigers von Drachs niederländischen Mitangeklagten hervor.

Demnach sollen sich der Mitgefangene und Drach in der Justizvollzugsanstalt Köln-Ossendorf bei einer Freizeitaktivität kennengelernt und unterhalten haben. Dabei soll Drach gesagt haben, die gegen ihn aktuell erhobenen Vorwürfe seien „bis auf einen zutreffend“.

Reemtsma-Entführer räumt Straftaten ein – war das ein Fehler?

Drach werden in dem Prozess vor dem Kölner Landgericht vier bewaffnete Raubüberfälle auf Geldtransporter in Köln, Frankfurt am Main und im hessischen Limburg zur Last gelegt. Neben besonders schwerem Raub wirft die Anklage ihm auch versuchten Mord vor, weil Drach auf Geldboten geschossen haben soll.

Am Montag (20. Juni) berichteten Augenzeugen über einen Raubüberfall auf einen Geldtransporter vor einer Ikea-Filiale in Frankfurt am Main 2019.

Laut Anklageschrift sollen sich Räuber und Geldbote einen Schusswechsel geliefert haben, wobei der Geldbote schwer am Bein verletzt wurde. Ein 47-jähriger Zeuge sagte aus: „Das war eine stark spritzende arterielle Blutung.“ Der Berufssoldat hatte eine Sanitäterausbildung und leistete Erste Hilfe.

Da weder das Abbinden mit einem Gürtel noch das Pressen seines Knies in die Leistengegend des Verletzten die Blutung gestoppt habe, „habe ich schließlich den Finger in die Wunde gesteckt“. Der Blutverlust des Geldboten sei immens gewesen.

Mehrmals habe er Schmerzreize setzen müssen, damit der Verletzte bei Bewusstsein geblieben sei, bis Rettungssanitäter eingetroffen seien, so der Zeuge.

Zuvor hatte eine 57-Jährige ausgesagt, dass ihre heute 78 Jahre alte Mutter versucht habe, den Räuber mit ihrem Gehstock zu schlagen. Den Überfall habe ihre Mutter, die die Waffe in der Hand des Täters nicht gesehen habe, als Streit fehlinterpretiert.

Zeugenaussagen über Raubüberfall auf Geldtransporter

„Meine Mutter ist mit dem Gehstock gleich hinterher“, schilderte die Zeugin. Sie habe ihre Mutter weggezogen und gesagt: „Das ist ein Überfall!“ Als die Schüsse gefallen seien, hätten sie sich gegen eine Wand gedrückt. Sie habe zu ihrer Mutter gesagt: „Rühr Dich nicht, nicht dass wir auch noch was abkriegen.“

Drach hatte 1996 den Erben einer Hamburger Tabakdynastie entführt und erst gegen Lösegeldzahlung wieder freigelassen. Für die Tat war er zu 14 Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden. (dpa)