„Beratungsklau“Hausverbot für Online-Shopper? So reagieren Kölner Fachhändler

Heinz-Josef Meller steht mit Telefon und Einkaufstüten in seiner Parfümerie Meller in Köln.

Heinz-Josef Meller in seiner Parfümerie Meller. Auch er beobachtet seit Jahren das Phänomen des „Beratungsklaus“.

Ein Düsseldorfer Fachhändler erteilt seinen Kunden Hausverbot, wenn diese in seinem Geschäft über ihr Handy woanders online shoppen. Dieses Problem kennen auch die Kölner Geschäfte nur zu gut. Sie greifen aber zu anderen Mitteln.

von Carolina Bosch ()

Online-Shopping hat seine Vorteile. Es gibt eine große Auswahl, die Bestellung wird bequem nach Hause geliefert und auch eine Rückgabe gestaltet sich meistens ohne Probleme, oft sogar kostenfrei. Lediglich die Beratung fehlt. Aber die bietet ja das Geschäft nebenan.

Was so einfach klingt, entwickelte sich in den letzten Jahren für die Fachhändler zu einem großen Problem. Das Düsseldorfer Geschäft „Ranzenfee & Koffertroll“ zog jetzt die Reißleine gegen den „Beratungsklau“. Wer während der Beratung im Laden sein Handy zückt und dann noch vor Ort den Online-Kauf abschließt, wird vor die Tür gesetzt und bekommt sogar Hausverbot (EXPRESS.de berichtete).

So reagieren Kölner Fachhändler bei „Beratungsklau“

Eine harte Maßnahme für ein Phänomen, das auch die Kölner Fachhändler nur zu gut kennen. Schon seit Beginn der 2000er-Jahre, als das Online-Business aufkam, beobachtet es Heinz-Josef Meller, Besitzer der Parfümerie Meller.

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Durch die Möglichkeit zum schnellen Vergleich entscheide der Kunde nach dem günstigsten Preis. „Ich sehe schon eine Gefahr darin, wenn man seine Dienstleistung der Beratung einbringt, dann im besten Fall eine gute Google-Bewertung bekommt, aber gekauft wird trotzdem woanders“, sagt Meller.

Seit einiger Zeit versucht er diesem Trend entgegenzuwirken. Mit einem „Dufttaxi“ bringt er die Wahre bequem zu seinen Kunden an die Haustür und durch Rabattaktionen kommt er ihnen mit dem Preis entgegen.

Von einem Hausverbot im Fall eines Online-Kaufes noch im Laden möchte Meller Abstand nehmen. „So dreist war zum Glück noch keiner“, betont er. Vergleicht ein Kunde aber im Geschäft online die Preise, könne man sich meistens im Dialog einigen.

„Beratungsklau“ macht sich bei Kölner Händlern bemerkbar

So sieht es auch Filippo Paci von Muskelkatersport. In dem Kölner Sportfachgeschäft komme es oft vor, dass Kunden beispielsweise Schuhe anprobieren, sie dann aber in einem anderen Online-Shop kaufen. „Sportartikel sind sehr beratungsintensiv“, betont er.

Man merke schnell, wenn ein Kunde lediglich die kostenlose Beratung nutzen möchte. „Wir müssen im Gespräch direkt sagen, dass der Preis der Gleiche ist wie im Internet.“ Der negative Effekt des Online-Preisvergleiches mache sich aber im täglichen Geschäft und im Umsatz bemerkbar.

Dass besonders seit Corona viele auf das Geld achten, kann Paci verstehen. Nicht nachvollziehen kann er es hingegen, wenn ein Kunde sich eine Stunde lang gut beraten lässt, dann aber doch online kauft. „Manchmal hat man das Pech und der Kunde sagt, ‚Ich überlege es mir noch mal‘.“ Dann sei die Sache bereits klar.

Über eine Beratungsgebühr wurde nachgedacht

Über eine Beratungsgebühr haben beide Fachhändler bereits nachgedacht, sich aber dagegen entschieden. Die Umsetzung sei schwierig und könne gegenüber kaufwilligen Kunden unfair sein, gibt Paci zu Bedenken. Meller erklärt, dass es für ein Geschäft nur negativ ausfallen könne, wenn nicht alle anderen in der Branche mitziehen. Der Kunde suche sich dann schnell einen anderen Laden.

Die drastische Maßnahme des Düsseldorfer Händlers werden Paci und Meller nicht umsetzen. Den Begriff „Beratungsklau“ empfinden beide jedoch als gerechtfertigt.