Peter Maffay (72) inszeniert sich in diesen Tagen gerne medial – als neuer Juror bei „The Voice of Germany“, als glücklicher Partner seiner Freundin Hendrikje Balsmeyer (35) oder als stolzer Vater seiner fast vierjährigen Tochter Anouk. Aber im Grunde will er am liebsten den erdigen Rock-Star mit dicker Goldkette geben. In Köln tat er das jetzt auch mal wieder.

Im vierten Anlauf konnte am Donnerstag (25. August 2022) endlich das Jubiläums-Konzert in der Lanxess-Arena steigen. Eigentlich wollte Maffay schon 2020 sein 50-jähriges Bühnen-Dasein feiern. Doch zunächst fiel Bassist Ken Taylor (70) bei Proben in Hamburg von der Bühne, zog sich einen Oberschenkelhalsbruch zu. Dann musste Keyboarder Pascal Kravetz (52) in die Klinik, die Tour wurde daraufhin abgebrochen.

Peter Maffay in Köln: Konzert wurde wegen Corona viermal verschoben

Alle drei folgenden Nachholversuche wurden von Corona gestoppt. Doch jetzt konnte endlich gerockt werden. Knapp drei Stunden begeisterte der Kult-Sänger die 13.000 Fans mit 23 Titeln voller ehrlicher, handwerklich überragender Live-Musik.

„Noch nie waren wir so lange nicht unterwegs und noch nie haben wir die Zeit, in so einer Halle zu spielen, so vermisst. Ich sehe so viele positive, strahlende Gesichter. Wenn ihr tanzen wollt, dann vergesst die Stühle“, rief er dem Publikum zu.

Vom ersten Ton an wurde deutlich, dass da eine Combo auf der Bühne steht, die ihre Instrumente perfekt beherrscht und enorme Spielfreude zeigt. Zwölf verschiedene Musiker – von „Urgesteinen“ wie Schlagzeuger Bertram Engel (64) oder Gitarrist Carl Carlton (67) bis hin zu neuen Wegbegleitern – hatte Maffay mitgebracht, und die boten von Geige über Querflöte bis zur Mundharmonika alles auf.

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„Unsere Band ist wie eine Großfamilie, eine Lebensgemeinschaft“, sagte der Chef stolz. Der Abend war für viele ein Heimspiel. Die Kölner Multi-Instrumentalistin Charly Klauser (32) ließ sich ebenso wie die Kölner Backgroundsängerin Linda Teodosiu (30) feiern. Auf der Tribüne freute sich Komponist Nico Gomez (31), der sonst zusammen mit Vanessa Mai (30) tourt, über den von ihm für das neue „Tabaluga“-Rockmärchen „Die Welt ist wunderbar“ komponierten Song „Königreich der Liebe“.

Maffay präsentierte nicht das von einigen erwartete „50-Jahre-Greatest-Hits“-Programm. Den Auftakt bildete ein großer Block vom Vor-Pandemie-Album „Jetzt!“. Während der Zwangspause hat der Rocker zudem das 20. Nummer-eins-Werk „So weit“ produziert. Darauf auch der traurige Song „Wenn wir uns wiedersehen“.

Dieses widmete der Sänger mit stockender Stimme allen jüngst Verstorbenen: „Mein geliebter Vater hat uns verlassen. Balou, unser Freund, mit dem wir jahrelang unterwegs waren, der unsere Touren organisiert hat, ist auch von uns gegangen. Ich denke, sie sitzen jetzt irgendwo und hören uns zu“.

Peter Maffay: Sohn Yaris beim Konzert als Background-Sänger dabei

Während des Titels wurde es am Kopf der Bühne plötzlich unruhig. Ein Fan war zusammengesackt, Hilfe eilte sofort herbei. Maffays Sohn Yaris (19), der auf der Tour als Background-Sänger dabei ist, beobachtete die Szene sorgenvoll. Keyboarder Kravetz ging zu Maffay und informierte diesen. Sofort stoppte der das Konzert und schaute, wie der Fan unter lautem Applaus auf einer Trage von den Notärzten zum Krankenwagen gebracht wurde.

„Wir drücken die Daumen. Ich hoffe, dass es gutgeht. Wir begleiten den Zuschauer mit guten Wünschen“, sagte Maffay. „Der Fan kam sofort in eine Klinik. Sein Zustand ist stabil, er hat alles gut überstanden“, sagte Arena-Chef Stefan Löcher (51) zu EXPRESS.de.

Auch wenn dann noch ein Hit-Block mit dem 52 Jahre alten „Du“ oder den Mega-Hits „Über sieben Brücken musst du gehen“, „Sonne in der Nacht“ oder „Und es war Sommer“ folgte, gab es noch weitere ernste Töne. „Leider gibt es aktuell größten Grund zur Sorge, wenn irgendein Verrückter auf den Knopf drücken könnte. Er könnte ein unsagbares Leid auslösen, was über die Menschheit herfallen würde. Das Lied hat nichts an Aktualität verloren“, leitete er den Song „Eiszeit“ aus 1982 ein.

Peter Maffay: Ernste Worte zum russischen Krieg gegen die Ukraine

Und beim Song „Freiheit, die ich meine“, folgten weitere Ausführungen des Künstlers zum Ukraine-Krieg. „Wir erleben im Augenblick eine fatale Kollision zweier kultivierter Nationen. Und das mitten in Europa, vor dem Hintergrund zweier Weltkriege und dem Elend, das dadurch entstanden ist. Es ist eine schreckliche Entwicklung, der viele Menschen zum Opfer fallen. Unvorstellbar, auf welch bestialische Form viele den Tod finden. Es ist nicht nachvollziehbar, wie in einem solchen Konflikt immer noch der Ruf nach neuen Waffen laut wird. Warum setzen sich die Parteien nicht endlich – trotz aller Gräueltaten – hin und beginnen miteinander zu reden, statt aufeinander zu schießen.“

Entsprechend nachdenklich und mit eher leisen Tönen endete ein Jubiläums-Konzert, das dennoch viele von den Sitzen riss. „Das ist Gänsehaut pur. Das ist so ein schönes Gefühl, euch zuzuschauen, wie ihr mitsingt, dann vergesse ich meine Texte auch nicht so schnell“, sagte Maffay. Auf der Tribüne saßen übrigens sieben von ihm ausgewählte Talente von „The Voice of Germany“. Die neue Generation lernte quasi schon vom Vorbild, wie man eine große Halle rockt.