Nach Tod am FriesenplatzVorwürfe gegen Stadt Köln, Reaktion macht Anwohner wütend

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Diese Anklage steht an einer Laterne am Friesenplatz: Wann hört das endlich auf?

von Oliver Meyer (mey)

Köln – Er schaut aus dem Fenster und zählt täglich mehrere kritische Situationen mit Radfahrern an seiner Zufahrt am Hohenzollernring.

Schließlich setzte sich Thomas Tewes, Chef des Kölner Haus- und Grundbesitzervereins, an seinen Computer und schrieb der Stadtverwaltung am 25. Februar eine eindringliche Mail, die gefährliche Stelle umgehend zu entschärfen.

Doch seine Worte blieben ungehört und die Katastrophe geschah: Am 15. Mai wurde nur 50 Meter weiter eine Radfahrerin (55) von einem abbiegenden Baustellen-Laster überrollt und getötet.

Tote am Friesenplatz: Anklage gegen die Verantwortlichen der Stadt

Bunte Bänder flattern im Wind, Kerzen stehen auf dem Boden und an einer Laterne steht auf einem weißen Blatt in großen Buchstaben die anklagende Frage: „Wann hört das endlich auf?“ Das, damit sind wohl die tödlichen Unfälle mit Radfahrern gemeint, die so sinnlos sterben.

Immer wieder werden Radler von abbiegenden Lkws übersehen, wie die Kölnerin (55) vor einer Woche – hier lesen Sie mehr.

Oft sind die Fahrer gestresst, unter Zeitdruck und verlieren wie viele Autofahrer einfach den Überblick im Verkehrs-Dschungel der Millionen-Stadt.

Tote am Friesenplatz: Anwohner warnten vor der Gefahr

Verantwortlich für den Verkehr: die Stadt Köln. Neben Thomas Tewes schrieb ein weiterer Bürobetreiber der Stadt und berichtete ebenfalls von Beinahe-Unfällen wegen der Gestaltung des Radwegs an der Baustelle.

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Eine Kölnerin wurde am Friesenplatz am 15. Mai von einem abbiegenden Laster getötet.

Reaktion der Stadt: keine. Nicht mal eine Antwort. Erst als EXPRESS beim Amt anfragte, schaute man sich die Situation an. Das Ergebnis, so Stadtsprecher Robert Baumanns: „Unabhängig von der baustellenbedingten Verkehrsführung ist jederzeit mit kreuzenden Radfahrenden und zu Fuß Gehenden zu rechnen. Hierbei hat sich der Ausfahrende nach der Straßenverkehrsordnung (StVO) so zu verhalten, dass eine Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer ausgeschlossen ist.“

Tote am Friesenplatz: Radler werden frontal in Zufahrt geführt

„Radfahrer werden frontal in die Zufahrt des Haus- und Grundbesitzervereins geschickt, wo rund täglich 100 Autos ein- und ausfahren. Parkende Autos und Lkws nehmen dort jede Sicht. Daher kann man eine Gefahr nicht einfach damit abtun, dass man sagt, der Autofahrer habe halt grundsätzlich aufzupassen“, so Tewes verärgert.

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Radfahrer werden per gelber Linie in eine Zufahrt geleitet, dabei von parkenden Autos verdeckt.

EXPRESS schaute sich die Situation vor Ort an. Ganze 43 Zentimeter breit ist die gelb markierte Spur für Radler an einer Stelle. Warnbaken stehen ebenso wie ein Container im Weg. Richtig verrückt wird es aber, wenn man die Erläuterung der Stadt dazu hört.

Baumanns: „Momentan wird der Radfahrende vor der Baustelle auf die Fahrbahn geführt. Hinter der Baustelle darf dann wieder der Radweg benutzt werden (muss aber nicht). Die Markierung verdeutlicht lediglich die Option, wieder auf den Radweg zu wechseln, stellt jedoch keine Verbindlichkeit dar.“

Bedeutet: Der Radfahrer muss die enge Schikane nicht benutzen, aber sie ist halt da. Und so fährt jeder Radler, wie es ihm gerade passt. Der Autofahrer? Der muss an dieser Stelle höllisch aufpassen – und beten.