Mieten in KölnPreise steigen weiter, Wohnungsbau stockt – Politiker spricht von „sozialer Katastrophe“

Symbolfoto eines Paares, das eine Wohnung sucht.

Wer in Köln, wie dieses Paar auf dem Symbolfoto, eine Wohnung sucht, hat kaum noch eine Chance.

Die Mieten steigen, der Wohnungsbau stockt. In Köln könnte es laut der SPD bald zu einer „sozialen Katastrophe“ kommen.

von Chris Merting (mert)

In Köln tickt eine soziale Bombe. Der Wohnungsbau droht völlig zum Erliegen zu kommen. Die Nachfrage nach Wohnraum steigt. Und so klettern die Mieten in Köln immer weiter.

Die Mitte der Gesellschaft kann sich ein Leben in der Mitte der Stadt bald nicht mehr leisten. Die Kritik an der Stadtspitze und dem Ratsbündnis wird lauter.

Steigende Mietpreise in Köln: „Ein Ende ist nicht in Sicht“

Im ersten Halbjahr kletterten die Angebotsmieten in Köln um 8,4 Prozent, wie eine am Dienstag (25. Juli 2023) veröffentlichte Analyse des Immobilienspezialisten Jones Lang LaSalle (JLL) zeigt.

Das ist auch in anderen Metropolen Deutschlands so, im Schnitt stiegen die Mietpreise um 6,7 Prozent. Im Vorjahreszeitraum habe der Mietanstieg bei den betrachteten Neubauten und Bestandswohnungen noch 3,7 Prozent betragen.

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„In allen betrachteten Metropolen herrscht eine enorme Angebotsknappheit, die sich durch den stockenden Wohnungsbau noch verstärken wird“, sagt JLL-Wohnimmobilienexperte Roman Heidrich. „Ein Ende der Mietanstiege ist deshalb nicht in Sicht.“

Druck komme auch von gestiegenen Kreditzinsen, die Interessenten vom Immobilienkauf abhielten und diese auch noch in den Mietmarkt drängten. Dazu kommt, dass der Wohnungsbau stockt. Wegen des Zinsanstiegs und hoher Baupreise werden laut Ifo-Institut viele Projekte storniert.

Stillstand bei Wohnungsbau in Köln: SPD spricht von sozialer Katastrophe

Die Lage auf dem Kölner Wohnungsmarkt werde sich dramatisch verschlimmern, fürchtet die FDP. Die baupolitische Sprecherin der Ratsfraktion, Stefanie Ruffen, sagt: „Alle in dieser Stadt wissen, dass wir viel mehr Wohnraum benötigen als jährlich fertiggestellt wird.“

Eine politische Reaktion des Ratsbündnisses aus Grünen, CDU und Volt bleibe jedoch bisher aus, kritisieren die Liberalen. „Strengere Auflagen durch Erhaltungsschutzsatzungen, kooperatives Baulandmodell, Masterplan Grün, Erbpacht – all das schreckt die wenigen willigen Investorinnen und Investoren eher noch ab“, so Ruffen.

Handeln sei angesagt. Dazu gehöre etwa der Abbau von allen städtischen Bau-Auflagen, die über die gesetzlichen Reglungen hinaus gehen. Ferner fordert die FDP mehr Verdichtung, schnelle Vergabe von Grundstücken, zügige Bearbeitung von Bauanträgen, aber auch der schnelle Ausbau des ÖPNV zur besseren Erreichbarkeit des Stadtgebietes. Wohnungsbau-Akteure sollten sich in Köln willkommen und nicht als Bittsteller fühlen.

Verdammt hoch ....

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Kritik kommt auch von der SPD. Fraktionschef Christian Joisten spricht von einer „handfesten Wohnungskrise, die sich bald zur sozialen Katastrophe verschärfen wird“, wenn weiter Stillstand beim Wohnungsbau herrscht.

„Denn seit Jahren scheitert die Kölner Stadtverwaltung unter Führung von Oberbürgermeisterin Reker an ihrem selbstgesteckten Ziel von 6000 neuen Wohnungen pro Jahr, da sind immerhin knapp 25.000 fehlende Wohnungen seit ihrem Amtsantritt“, so Joisten.

Damit der Wohnungsbau in Köln überhaupt wieder nennenswert stattfindet, bedarf es laut SPD grundlegender Veränderungen der Politik von Oberbürgermeisterin Reker und des Ratsbündnisses aus Grünen, CDU und Volt.

So müsse endlich Schluss sein mit reinen Diskussionsrunden wie etwa im Wohnungsbauforum, in denen die Probleme nur immer neu beschrieben werden, fordert Joisten: „Es müssen jetzt echte Entscheidungen getroffen werden – gemeinsam vorbereitet und von der Verwaltungsspitze schnellstmöglich sowie mit Nachdruck umgesetzt.“