Klimaprotest in Köln beendetBlockade aufgelöst – Demonstrierenden droht jetzt Gewahrsam

Die Klima-Proteste in Köln gehen weiter: Am Dienstagmorgen blockierten Mitglieder der „Letzten Generation“ die Aachener Straße.

Verkehrs-Chaos in Köln: Auch nach dem Ende der Räumung von Lützerath gehen die Protestaktionen der Klimaschützerinnen und -schützer weiter.

Nach EXPRESS.de-Informationen soll es rund um den Tagebau am Dienstag (17. Januar 2023) wieder zu einzelnen Demonstrationen kommen, aber auch in Köln sind die Klimaaktivistinnen und -aktivisten weiter unterwegs. Die Forderungen: ein Tempolimit und das 9-Euro-Ticket.

Klima-Protest in Köln: „Letzte Generation“ blockiert Aachener Straße

Seit dem frühen Morgen blockierten sechs Demonstrierende der „Letzten Generation“ in Köln die Aachener Straße an der Kreuzung zum Vogelsanger Weg in Richtung Innenstadt und legten damit den Verkehr lahm. Gegen kurz nach 8 Uhr hatten sich die Demonstrantinnen und Demonstranten auf die Straße gesetzt. Bereits vor einigen Tagen war es in der Nähe des Heumarkts zu einer ähnlichen Aktion in der Kölner Innenstadt gekommen.

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Gegen 9 Uhr wurden drei Mitglieder der „Letzten Generation“, die sich nicht festgeklebt hatten, von der Polizei von der Straße getragen. Der Verkehr floss dann langsam weiter, drei Demonstranten klebten jedoch weiterhin auf der Aachener Straße. Diejenigen weigerten sich auch weiterhin, sich vom Asphalt zu lösen.

Sechs Demonstrierende blockieren die Aachener Straße.

Am Dienstagmorgen (17. Januar 2023) blockierten sechs Demonstrierende die Aachener Straße in Köln.

Auch Polizei und Feuerwehr hatten die Demonstrierenden nicht dazu bekommen, den Protest aufzulösen. Die von der „Letzten Generation“ selbst mitgebrachten Lösungsmittel wollten die Einsatzkräfte nicht verwenden, da sie nicht wüssten, was da drin sei.

Es wurde händeringend nach einer Lösung gesucht, der die festgeklebten Menschen von der Straße lösen kann. Auffällig war auch der angenehme Umgang zwischen der Polizei und den Aktivistinnen und Aktivisten. Ein Beamter hat den Protestierenden beispielsweise Handwärmer und Schals gebracht.

Klimakleber auf der Aachener Str. zur Hauptverkehrszeit am frühen Morgen in Richtung Zentrum, Ecke Vogelsanger Weg.

Die Klima-Demonstrantinnen und -Demonstranten sorgen für einen langen Stau auf der Aachener Straße.

Aktivistin Caroline: „Mit einer Anzeige muss man rechnen. Wir stehen zu dem, was wir tun und haben uns mit den möglichen Konsequenzen auch inhaltlich auseinandergesetzt.“

Diese Stimmung schien dann aber langsam zu kippen: Denn eine Polizistin teilte den Demonstrierenden gegen kurz vor 10 Uhr mit, dass sie nach der Lösung von der Straße vorläufig in Polizeigewahrsam kommen und sich auf eine Anzeige wegen Nötigung einstellen müssen. Es ist das erste Mal, dass Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten wegen ihrer Proteste in Köln festgenommen werden.

Eine Demonstrantin wird von der Straße gelöst, ihre Hand blutet.

Eine Demonstrantin der „Letzten Generation“ verlor Blur beim Lösen von der Straße, an der sie sich festgeklebt hatte.

Gegen 10.20 Uhr wurden die Demonstrierenden dann, unter anderem mithilfe von Sonnenblumenöl, vom Asphalt gelöst. Eine Aktivistin verlor dabei sichtlich Blut. „Die Hand brennt“, sagt Caroline, die Kellnerin in Köln ist.

Klimaprotest in Köln: Menschen reagieren ungehalten

Ein Lkw-Fahrer, der zuvor bedrohlich nah an die Demonstrantinnen und Demonstranten herangefahren war, sagte während des Protests zu EXPRESS.de: „Ist das euer Protest? Dass ihr einen kilometerlangen Stau mit CO₂-Abgasen verursacht?“

Eine Aktivistin sagte zu dem Vorwurf gegenüber EXPRESS.de: „Ich verstehe seinen Ärger und es tut uns auch wahnsinnig leid. Aber uns allen in der Gesellschaft muss klar werden, wo wir gerade stehen und was angesichts der anbahnenden Klimakatastrophe auf uns zukommt.“

IT-Anwendungsmanager Hannachi (35) stand auf dem Weg ins Büro im Stau. „Ich verstehe ihre Motivation, wir wollen alle eine lebenswerte Erde. Aber sie müssen auch sehen, dass hier Leute mit Verantwortung im Stau stehen, die ins Büro müssen und sonst Probleme bekommen“, sagte er zu EXPRESS.de.

Dr. Martin Kersting lieferte sich eine lebhafte Diskussion mit einem Rentner. „Die Autofahrerinnen und Autofahrer sind Täterinnen und Täter, was den CO₂-Ausstoß angeht. Es trifft daher die richtigen, sie könnten auch die Bahn nehmen“, sagt der Philologe. Der Rentner hatte die Demonstrantinnen und Demonstranten zuvor beschimpft: „Man sollte sie alle einsperren oder in ein Lager schicken, da lernen sie Anstand.“

Nora im Interview.

Ärztin Nora hat Verständnis für die Protestaktion der „Letzten Generation“.

Einige vorbeilaufende Passantinnen und Passanten machten sich über den Protest lustig: „So sehen also Trottel aus“, hieß es beispielsweise. Andere zeigten jedoch auch Verständnis. Wie Nora (27) mit Tochter Sora (6 Monate), Ärztin im Krankenhaus in Weyertal: „Ich hab Verständnis für die Aktionen, die Klimakrise ist drängender als pünktlich zum Friseur zu kommen. Die Politik hat auf andere Protestformen wie Fridays for Future nicht reagiert, dann müssen andere Protestformen her.“

Der Verkehr staute sich am Morgen zwischenzeitlich bis hinter das RheinCenter in Weiden und bis auf die Autobahn zum Kreuz Köln-West zurück.