Als die Hohe Straße noch anders hießHildegund Laaff (85) führt die älteste Buchhandlung Kölns

Hildegund Laaf sitzt an der alten Kasse in ihrer Buchhandlung.

Hildegung Laaff (85) führt die älteste Buchhandlung Kölns. Im Juli feierte die Lengfeld'sche Buchhandlung ihr 180-jähriges Bestehen.

Die älteste Buchhandlung Kölns feiert ihr 180-jähriges Bestehen. Geführt wird sie seit 30 Jahren von der vermutlich ältesten Buchhändlerin Kölns.

von Carolina Bosch ()

Es ist Freitagmorgen (8. Juli) und Hildegund Laaff (85) sitzt bereits in ihrer Buchhandlung, tief versunken ins Gespräch mit einer Kundin. Es sieht eher nach einem gemütlichen Plausch aus, so wie die beiden dort auf dem Sofa sitzen.

Die Lengfeld'sche Buchhandlung am Kolpingplatz in Köln wirkt wie ein Wohnzimmer voller Bücher. Alte Sessel laden zum Lesen ein und die Einrichtung sieht aus wie aus einer anderen Zeit – das totale Gegenteil zu den großen Ketten wie Thalia oder Mayersche.

Die älteste Buchhandlung Kölns: 180 Jahre Lengfeld'sche

„Die sind aber von Ikea“, lacht Laaff und zeigt auf einige mit Büchern gefüllte Regale. „Aber aus der ersten Generation“, gibt sie zu bedenken. Andere Möbel stammen noch aus der Nachkriegszeit. Damit sind sie aber immer noch nicht so alt wie die älteste Buchhandlung Kölns selbst.

Vergangene Woche fand das Jubiläumsfest zum 180-jährigen Bestehen der Lengfeld'schen statt. Mit vielen Lesungen – wie sollte es anders sein. Denn das ist die Spezialität der Buchhandlung. In den 90er Jahren fing sie als erste damit an, ganze Bücher über ein Jahr lang komplett vorlesen zu lassen. Damals war es ein Alleinstellungsmerkmal.

Hildegund Laaf sitz mit einem Buch auf der Lehne eines alten Ohrensessels in der Buchhandlung.

Das „Wohnzimmer“ der Lengfeld'schen sei für die Kundinnen und Kunden wie ein Treffpunkt, erzählt Hildegund Laaf.

Das ist nur eine der Besonderheiten, die die Lengfeld'sche in 180 Jahren zu bieten hatte. 1842 von Moritz Lengfeld auf der Hohe Straße (damals noch Hochstraße) gegründet, kam sie einige Jahre später in die Zeppelinstraße. Dort befand sie sich über drei Etagen in dem Gebäude, wo heute Globetrotter ist. „Damals war sie die zweitgrößte Buchhandlung Deutschlands“, betont Laaff gegenüber EXPRESS.de.

Nach dem Krieg zog das Geschäft zunächst in einen ausgebrannten Laden in der Brückenstraße, zwischendrin sogar in die Privaträume der Inhaber, und von dort aus schließlich an den heutigen Standort.

Hildegund Laaf: „Ich habe mich in Köln verliebt“

Vor 30 Jahren übernahm Laaff dann das Geschäft. Geboren wurde sie vor 85 Jahren in Stuttgart, wo sie aber nicht lange lebte. Nach dem Krieg ließ sich ihre Familie in Mannheim nieder. Die Lehre zur Buchhändlerin zog sie zum Schluss schließlich nach Rodenkirchen. „In der Zeit habe ich mich in Köln verliebt“, schwärmt sie. „Ich fand die Stadt und die vielen Buchhandlungen großartig.“

Die Außenfassade der Lengfeld'schen Buchhandlung.

Die Lengfeld´sche Buchhandlung am Kolpingplatz in Köln.

Zunächst arbeitete sie in der Bücherstube am Dom, bis sie gefragt wurde, ob sie nicht zusammen mit ihrem Kollegen Carsten Saenger die Lengfeld'sche übernehmen wollte. Damit ging ein Traum für sie in Erfüllung. „Buchhändlerin ist mein absoluter Traumberuf.“

Was ihre Arbeit für sie ausmacht, ist die Abwechslung. „Jeder Kunde und jede Kundin ist anders“, erzählt sie. Und mit den meisten von ihnen kommt sie regelmäßig ins Gespräch. Genau das scheint der Grund zu sein, warum sich für die Lengfeld'sche trotz der Konkurrenz durch Online-Riesen wie Amazon nicht viel geändert hat. „Die Leute wollen ein Buch in der Hand haben, daran riechen und reinlesen. Sie wollen die Atmosphäre, die wir bieten.“

Eine elektrische Schreibmaschine steht auf einem alten Holzsekretär.

Mit der alten Schreibmaschine schreibt Hildegund Laaff immer noch die Rechnungen.

Dazu gehört auch die alte Kasse, die seit dem Einzug am Kolpingplatz erhalten geblieben und immer noch in Benutzung ist. Auch die Rechnungen schreibt Laaff weiterhin mit einer elektrischen Schreibmaschine. „Da staunen vor allem die Kinder“, schmunzelt sie.

Wie lange Laaff noch in ihrer Buchhandlung stehen wird, kann sie gar nicht genau sagen. „Ich mache so lange weiter, wie ich meine, dass es noch geht.“ Mindestens die nächsten fünf Jahre. Und auch danach geht es auf jeden Fall weiter mit der Lengfeld'schen, verspricht sie.