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Kölns Wolkenkratzer-FluchGigantische Hochhäuser für immer Geschichte

Die Skyline von Köln. Viele Hochhaus-Projekte sind über die Jahre eingestampft worden.

Die Skyline von Köln. Viele Hochhaus-Projekte sind über die Jahre eingestampft worden.

Das nächste Hochhaus-Projekt steht vor dem Aus! In Köln scheint ein Fluch auf Wolkenkratzern zu liegen. Die DEVK ist nur das jüngste Opfer auf dem Friedhof der geplatzten Bau-Träume.

Jetzt trifft es also die DEVK! Der Kölner Versicherer will seinen geplanten 144-Meter-Turm am Rheinufer nochmal überdenken.

In der Branche ist das Urteil längst gefallen. „Köln: DEVK legt Hochhaus-Plan ad acta“, schreibt das Portal „Thomas Daily“. Und der „Versicherungsmonitor“ spottet sogar: „Hochhaus? Welches Hochhaus? Die DEVK ist dabei, sich kräftig zu blamieren.“

Obwohl die DEVK noch beteuert, es sei nichts entschieden, rechnet kaum noch jemand mit dem Bau des riesigen Turms. Er wäre nicht der erste Wolkenkratzer in Köln, der am Ende nur eine schöne Zeichnung auf dem Papier bleibt. Hier eine kleine Auswahl der geplatzten Träume.

So sieht der Sieger des Architektenwettbewerbs für das DEVK-Hochhaus aus.

Vor dem Aus: der 144-Meter-Turm der DEVK.

Ein echtes Drama spielte sich auch am Colonius ab! Nördlich des Fernsehturms plant Art-Invest gerade einen 96-Meter-Büroturm. Doch was hier vorher alles geplant war, ist an Chaos kaum zu überbieten. Im Mai 2017 sollten es noch zwei Türme mit 700 Mini-Wohnungen werden, bis zu 130 Meter hoch!

So stellten sich die Architekten von Delugan Meissl die Hochhäuser vor.

So stellten sich die Architekten und Architektinnen von Delugan Meissl die Hochhäuser vor.

Doch den Politikern und Politikerinnen in Ehrenfeld gefiel der Entwurf nicht. Also überlegte der Investor, einfach den zweitplatzierten Entwurf der Architekten und Architektinnen umzusetzen: zwei Türme mit einer Brücke im 16. Stock.

Aber auch das war schnell wieder vom Tisch. Das Problem: Die Finanzierung von günstigen Wohnungen in einem Hochhaus ist extrem schwierig. Die nächste Idee: Nur noch ein 128,5 Meter hoher Turm, mit den günstigen Wohnungen im flacheren Anbau. Doch die Stadt hatte Bedenken wegen der Höhe. Wieder nichts!

2019 dann die komplette Kehrtwende: Gar keine Wohnungen mehr, nur noch Büros und Hotel! Am Ende verkaufte der entnervte Investor einfach das ganze Gelände an Art-Invest. Jetzt versucht sich der Nächste an dem Kölner Hochhaus-Puzzle.

Der absolute Klassiker unter den Kölner Bau-Sünden ist aber der Hochhaus-Streit von Deutz. Neue Türme rund um den Bahnhof Messe-Deutz brachten den Dom in Gefahr – und hätten Köln fast den Unesco-Welterbestatus gekostet! Ein Drama!

Das Stadtmodell mit den einst geplanten Hochhäusern in Deutz.

Das Stadtmodell mit den einst geplanten Hochhäusern in Deutz.

Das Köln-Triangle wurde zwar noch gebaut, doch als der Bau startete, schlug die Unesco Alarm. Sie erinnerte die Stadt „nachdrücklich“ daran, dass sie sich verpflichtet hatte, bei allen Bauplänen die Sicht auf den Dom zu schützen. Das sei hier nicht passiert.

Der 103 Meter hohe Turm kam trotzdem, doch wegen der weiteren Pläne setzte die Unesco den Dom 2004 auf die Rote Liste der gefährdeten Welterbegüter. Die geplanten Türme, so die Sorge, würden die einzigartige Silhouette Kölns zerstören.

So sollte das von Architekt Helmut Jahn entworfene 110-Meter-Hochhaus am Bahnhof Messe/Deutz aussehen.

So sollte das von Architekt Helmut Jahn entworfene 110-Meter-Hochhaus am Bahnhof Messe/Deutz aussehen.

Zusätzlich lief die Suche nach Investoren und Investorinnen katastrophal. Kaum jemand wollte in Köln so hoch bauen. „Aus Investorensicht ist Köln kein Markt für Hochhäuser. Das ist übrigens keine neue Erkenntnis“, sagte ein Experte schon 2005. Kleinere Türme bis 60 Meter seien aber „kein Problem“.

Auch der geplante 110-Meter-Turm von Stararchitekt Helmut Jahn wurde nie gebaut. Nicht mal, als er auf 96 Meter gestutzt wurde. Ein Jahr später zog die Stadt die Reißleine und kippte alle Hochhaus-Pläne. Prompt verschwand der Dom wieder von der Roten Liste. Köln hatte versprochen: Keine weiteren Türme, die die Sicht auf unseren Dom stören!

Und dann war da noch die Hauruck-Aktion am Friesenplatz. Jahrelang stand das alte Hochhaus an der Ecke zum Hohenzollernring leer. Im Juni 2020 präsentierten die Investoren und Investorinnen plötzlich Pläne für einen Neubau: 67 oder sogar 99 Meter hoch!

Das Bild zeigt die Erhöhung auf 67 und 99 Meter am Friesenplatz.

Das Bild zeigt die Erhöhung auf 67 und 99 Meter am Friesenplatz.

Der Stadtrat sollte im Eiltempo eine Ausnahme vom gültigen Höhenkonzept beschließen, das dort nur 22,50 Meter erlaubt. Doch die Politik spielte nicht mit. Nach monatelangen, hitzigen Diskussionen entschied der Bauherr Mitte 2021: Schluss mit den Hochhaus-Träumen! Stattdessen wird das alte 39-Meter-Haus jetzt einfach saniert. (red)